Vorbemerkungen

Die Alpen Radtour (8)

Die großen Pässe der Route des Grandes Alpes

1. Tag, 7.8.04: Start in der Schweiz

Nachdem mich ToM am Vortag am Bahnhof abgeholt hat und wir noch ein lecker Essen im ältesten Hotel am Platze - in dem wir auch genächtigt haben - hatten, starten wir: ToM parkt noch sein Auto um, ich fahr dabei schon los, wir Treffen uns am pitoresk gelegenen Schloß Chillon: Da ich zügig da bin und ich Schwierigkeiten beim Parkplatzfinden erwarte, entschließe ich mich für eine 3/4-stündige Besichtigung, die sich wirklich lohnt: Besonders die Räume mit elegischer Sich auf den See sowie von dem Verbindungs(wehr)gang in die Höfe 1 und 2 ist erregend! Dann geht es los! Bei übrigens bestem Wetter: Immer haben wir Sonne mit paar dekorativen Wolken, damit der blaue Himmel nicht so trist aussieht:-) Diesen Tag können wir es gemütlich angehen lassen, wir haben nur einen Paß auf der Latte: Den Col du Grand St. Bernard! Dazu fahren wir nach Martigny auf Nebenstrecken, wo wir eine Kaffee+Kuchen-Pause machen, als Stärkung für die vor uns liegende 43 km lange Auffahrt. Allerdings geht es die ersten 37 km moderat bergauf (am Ende etwas stärker), nur die letzen Kilometer geht es "zur Sache". Auf der Auffahrt läßt die Sonne leider 40 Grad zu, was mir sehr entgegenkommt, denn ich liebe die Fahrt bei Hitze (vgl. die Radtour durch das Death Valley und Arkadien in Griechenland); allerdings leidet ToM. Vor dem Tunnel-Abzweig machen wir in Bourg St. Pierre: Kleine Pause, dann erreichen wir die die ersten 37 km abschließenden Galerien, die 20 Grad zulassen! An der Tunnel-Einfahrt trennen sich unsere Wege auf 1915 m: Die letzten 6,5 km bis auf 2469 m will ich nicht bummeln. Es geht jetzt ruppiger "zur Sache": Steilere Passagen und Serpentinen werden häufig. Oben genieße ich ein Panache in der Sonne ..., und warte 30 Minuten auf ToM. Das ist eine gute Zeit, denn er hat 15 Minuten alleine Pause gemacht auf den letzten Kilometern (für die ich selbst gut 30 Minuten gebraucht habe) . Oben fahren wir nicht sofort weiter, sondern unterhalten uns mit den anderen Fahrradfahrern, so auch mit Karl-Heinz, mit dem wir gemeinsam beim Essen (Käseteller) am Tisch sitzen. Nach einer gewissen Rekonvalesenz-Phase für alle geht es nach Italien: Eine tolle Abfahrt, wenn nicht zum Schluß eine Schlange von Autos die Fahrt bremsen würde. Aber selbst Fahrzeuge der Carabinieri winken uns vorbei! Dann sind wir in Aosta, wo ich den Bahnhof ansteuere, dort vermute ich die Autostazion, den Busbahnhof. Dort wollen wir Jan in Empfang nehmen. Das klappt alles prima und wir suchen uns zu dritt ein Hotel Abendlicher Blick aus dem Hotelzimmer in Richtung Grand St. Bernard und essen Pizza in einer lokalen Pizzeria. (130 km, 2119 Hm)

2. Tag, 8.8.04: Abkürzung über den San Carlo

In Aosta frühstücken wir gut für den Sonntag sehr früh in einem Bar am Rathausplatz. Wir fahren nach Morgex und wollen die "Abkürzung" übern San Carlo nehmen nach la Thuile. ToM behielt sich vor, bei zu großer Anstrengung zurückzufahren und die "normale" Route zu nehmen. Schon bei den ersten Kehren denken wir an ToM: Die Sonne brennt und da kaum Kehren vorhanden sind, geht es einfach so hoch; sofort mit 2 Doppelpfeilen:-) Da kommen sogar wir in's Schwitzen. Oben wird es dan moderater. Ein anderer Rennradfahrer fährt uns auf und wir sind zu dritt. Für die letzten Kehren habe ich mir heute was ganz besonderes vorgenommen, was ich selbst von mir nicht kannte: Eine Attacke! Also Karte und Höhenmesser konsultiert (obwohl ich mich auf den barometrischen Höhenmesser kaum verlassen kann, aber immer noch besser als nichts, denn Jans GPS mit Höhenmesser hat den Geist aufgegeben) und in der vorletzten Serpentine zurückfallen lassen, vorsichtig Hochschalten und ... zügig vorbeifahren! Hochschalten, umschauen, reintreten. Keiner geht richtig mit, aber das kann ja noch kommen; aber es kam nichts, den Abstand noch etwas vergrößern und weiterfahren. In den letzten Serpentinen kann ich die beiden unter mir sehen; nein, nach einer Attacke sieht es jetzt nicht mehr aus. Oben nehmr ich Jan 4 Minuten ab: Er fühlte sich schlecht; ok, für ihn ist das der erste Tag, obwohl ich ja den Paß-Sprint schon am St. Bernard in den Knochen habe. ToM kommt dann später auch oben an. Derweilen probieren wir Jans neues Mobiltelefon aus: Das M65 von Siemens. Mit Photoapparat und Videokamera! Zusammen machen wir in der Paß-Hütte noch Kaffee+Kuchen-Pause. Die Abfahrt nach la Thuile ist nett. Dann geht es in den Schlußanstieg zum Col du Petit St. Bernard, der ab hier auch sehr nett ist (vgl. die frühere Bewertung, die ich hiermit für die Strecke ab la Thuile und gleich auch für die Abfahrt ändern möchte: (2188 m **/**/*)). Oben herrscht wieder der gleiche Gegenwind nach der Kehre vor den letzten Serpentinen (mit bißchen Schnee) wie damals und Jan und ich geben alles: In die den Paß bildende leichte Kuppe gehen wir mit 26 km/h, doch meine "zweite Luft" reicht länger, obwohl Jan knapp rankommt; das Paß-Schild läßt noch etwas auf sich warten. Oben warten wir bei einem Panache auf ToM (hier schon mit ToM) und können wieder schöne Alpenpanorama-Paßphotos machen. Dann geht es zusammen auf die (hier Blick vom Paß in Richtung Frankreich) Abfahrt: Sie ist wirklich nicht so langweilig wie vermutet, aber auch nicht aufregend: Den einen * bekommt sie, weil man das Rad stellenweise wirklich laufen lassen kann auf der breiten Straße. In Bourg St. Maurice machen wir wieder im gleichen Hotel wie schon die vorigen Male Station. Und wir wollen wieder das nette Lokal mit den örtliche Spezialität aufsuchen, in dem Valli damals schon Nicht-Auszusprechendes gegessen hat (Blasphemie!). Aber das hat Montags zu. So essen wir in einer lokalen Pizzeria. (90 km, 2134 Hm)

3. Tag, 9.8.04: Das Dach der Tour, der Iseran

Wir frühstücken in der ersten Bar am Platze und fahren dann los. Wieder geht es zuerst ruter, dann rauf. Und wieder ist es Ehrensache, keinen Fuß in den Ort Val d'Isere zu setzen: Maximale Geschwindigkeit ist gefragt beim Umkurven der Skiort-Touristen! Hinter dem Ort warten wir in einem Cafe im Orte le Fornet auf ToM und nach einer Kaffee+Kuchen-Pause geht es weiter in den kurivgen Schlußanstieg mit einigen Serpentinen. Oben habe ich mit der "zweiten Luft" und einem unwiderstehbarem Wiegetritt wieder die Nase vorn, ... ganz knapp. Wir befinden uns jetzt auf 2770 m, dem höchsten Alpen-Paß! (Ich möchte hier nochmal auf das alte Bonette-Problem eingehen: Höchster Alpen-Paß - also geteert, öffentlich befahrbar etc. - ist der Iseran mit 2770 m - z.T. auch mit 2764 bzw. 2769 m ausgewiesen. Zweithöchster Paß ist das Stilfser Joch mit 2757 m. Dann kommt als dritthöchster Paß der Bonette, und zwar der Col de la Bonette mit 2715 m. Der Cime de la Bonette mit 2802 m ist kein Paß im eigentlichen Sinne, denn der Col de la Bonette kann ohne Benutzung des Cime de la Bonette gefahren werden. Bei der Einbahnstraße(!) auf die touristische Aussichtsplatform Cime de la Bonette handelt es sich um eine Schleife, die auf dem Col de la Bonette vom Paß abzweigt und in einer wirklich absolut sinnlosen Schleife um einen Bergkegel, den Cime de la Bonette, herumführt. Das ist kein Paß! Und deshalb habe ich es mir auch bisher verkniffen und werde es in Zukunft auch immer tun, den 'Cime de la Bonette' zu fahren.) Oben (hier ein Portrait von mir, welches Jan mit der Telefon-Kamera gemacht hat) ist wieder Zeit für Kaffee und zwei Torus-förmiges Gebäckstücke ... äh, Donuts, richtig. Nachdem wir die Szenerie genossen haben, geht es auf eine irre Abfahrt (neue Teerdecke => Max.: 73.2 km/h!). Die wird wie auch das letzte Mal in Bessans unterbrochen, wo wir - bei einem kleinen Regenschauer, der scheinbar aus den "Wolken-Cascades", die über den Col du Mont-Cenis herüberkommen, herrührt - lecker Käsefondue essen zu savoyardischem Weißwein. Von 1730 m geht es - vorbei an Fort l'Esseillon, einer tollen Festung - jetzt über Modane - industrieller und geschäftiger Ort, liegt am Frejus-Tunnel aus Italien - immer noch mal 1180 m runter auf 550 m nach St. Michel de Maurienne, wo wir nett unterkommen. (128 km, 2204 Hm)

4. Tag, 10.8.04: Col du Galibier: Ouvert

Da wir heute den Galibier fahren wollen, haben wir die Gelegenheit, uns am Telegraph warmzufahren: Es geht gleich los und Jan und ich harmonieren wieder am Berg. Es ist eine schöne Auffahrt, zumal man zum Schluß einen schönen Blick rechterhand in's Tal hat. Aber dafür ist nur kurze Zeit, denn der Paß-Sprint naht: Ich taktiere, da die letzten 100e Meter recht flach sind, schon früh wegzufahren von hinten. Aber das ist mir dann doch zu anstrengend, die Attacke breche ich 800 m vor dem Paß ab. Jetzt fahre ich vorne ..., und Jan fährt die Attacke aus meinem Rücken heraus! Beim Sprinten hängt mir die Zunge raus, doch es geht noch mal gut. Oben trinken wir wieder schön Panache - und dabei will ich mal das Geheimnis lüften dieser ewigen Sprinterei: Eigentlich will man doch nur seine Ruhe haben und viel Zeit, sich oben bei einem Getränk auszuruhen; darum fährt man unten halt etwas schneller. Und je eher man oben ist, desto mehr Zeit bleibt zum Ausruhen:-) Gemeinsam fahren wir dann runter nach Valloire und hinaus zum nächsten Paß: Dabei gabeln wir noch einen Rennradfahrer auf (ToM fährt jetzt wieder seinen Tritt), mit dem - trotz Gegenwind und reichlich Steigung, obwohl wir im Flußtal fahren! - Jan reichlich Dampf macht. Ich komme kaum nach:-| Erst nach Passieren von Plan-Lachat und der dann folgenden ersten Serpentine komme ich mit dem Tempo besser klar. Hier wechselt bei jeder Serpentine auch der Gegen- in Rückenwind. Und bei les Granges-du-Galibier hat unser "Dritter Mann" immer noch Kraft, so daß Jan langsam abreißen lassen muß; es scheint zwar so, als würde er noch mal drankommen, aber ich folge so eher dem "Unbekannten Dritten", den ich aber auch kurze Zeit später überhole ..., und abhänge. Jetzt fahre ich alleine meinen Tritt und komme sehr gut zurecht: 12-14 km/h mit angenehmer Trittfrequnz. In den Kurven schaue ich mich gerne mal um, um keine böse Überraschung zu erleben: Nicht daß da jemand zum Spurt ansetzt und einen excellenten Blöff hingelegt hat. Aber dem scheint nicht so, so daß ich gut 5 Minuten vor Jan ankomme. Oben ist bißchen Tourismus und wir warten gute 1/2 Stunde auf ToM, den wir aber fast die ganze Zeit wie einen Pixel verfolgen können. Dann geht es kurz runter zur Tunnel-Ausfahrt-Hütte, wo es wieder Kaffee+Kuchen gibt. (Einschub: Das Bergpanorama am Galibier (mein Gios) ist mit das Schönste; und ab dort wird es merklich mediterraner, was sich an der Vegetation am deutlichsten zeigt. Dies verstärkt sich aber je näher man Nizza kommt.) Dann fahren wir den Lautaret, unseren dritten Paß heute auf unserem Weg nach Briancon. Die Abfahrt bis dahin ist toll und schnell. In der Stadt fahren wir ohne Umwege zu unserem alten Hotel und bummeln danach durch die touristisch völlig überlaufene Alt-Stadt (Zwei Stadtansichten der Befestigungsanlage: I II). Essen tun wir im Hotel. (72 km, 2015 Hm)

5. Tag, 11.8.04: Happy Birthday, Jan!

Wir frühstücken auf der Hotelterrasse mit Blick auf die alten Festungen mit Königswetter: Blauem Himmel und viel Sonne! Ja, das Geburtstagswetter für Jan: Die ersten Gratulationen und SMS erreichen ihn schon während des Frühstücks. In Briancon verfahren wir uns wieder, bis wir die richtige Spur zum Col d'Izoard finden. Nett fahren wir zu dritt das Tal entlang bis St. Michael - werden dabei von 3 RennradfahrerInnen überholt - bis uns ToM grünes Licht gibt; doch ihm ist das dann folgende Tempo einfach zu hoch. Schön gleichmäßig geht es auf neuer Teerdecke mit Radstreifen(!) am Refuge Napoleon vorbei hinauf zum Paß in zuletzt einigen Serpentinen. Ein Paß-Sprint erübrigt sich heute: Jan hat Geburtstag! Oben sind Wolken, aber es ist trotzdem schön, oben zu sein. Runter geht es ebenfalls auf neuer Teerdecke zuerst durch die Casse Deserte - tolle Landschaft! - dann den kurzen Gegenstich hoch und wieder runter mit High-Speed: Max.: 75.8 km/h! Aber wieder unterbrechen wir genau dann die waghalsige Fahrt, verzögern bis 0 km/h und kehren in der Wirtschaft Brunissard (die Räder) ein, wie letztes Mal: Jetzt Speisen wir vorzüglich, ich nehme einen Fromage blanc mit savoyardischem Weißwein ..., dann fährt sich die Abfahrt auch etwas lockerer:-) Die Combe du Queyras ist toll! An Guillestre fahren wir diesmal vorbei, um direkt die Auffahrt zum Col de Vars zu nehmen. Die Auffahrt ist baumlos, was gerade in der Mittagszeit für ToM nicht gut kommt. Wir erreichen wieder 40 Grad, machen eine Wasser-Pause in St. Marcellin de Vars. Dort erwarten wir auch ToM. Den Paß erreichen wir dann nach zwei häßliche Skiorten und dem nett an einem See gelegenen Refuge Napoleon. Hier versuche ich, da ich vorne fahre, die Taktik, mit hohem Tempo einen Ausreißversuch gleich im Keim zu ersticken; das gelingt natürlich nur bedingt ... da Jan Geburtstag hat. Oben haben wir herrlich Sonne und nette Gespräche mit einem Quäldich-Fahrer und Begleitung (Blick auf die Abfahrt mit Alpenpanorama). Wir bekommen gute Tips für unsere Weiterfahrt, da wir spontan auf den wenig ansehnlichen Col de Larche/Colle della Maddalena verzichten. Als Zielort steht jetzt Barcelonette auf dem Programm, um morgen eine Runde ohne Gepäck fahren zu können: Allos, Champs und Cayolle! Dafür fahren wir an der irren Festung Fort de Tournoux vorbei und durch die netten Orte la Condamine-Chatelard und Jausiers nach Barcelonette. Hier kommen wir in einem Hotel feudal unter, welches einen Balkon zum großen Platz der Stadt hat, wo gerade Live-Musik im Kontext eines Stadtfestes gegeben wird. Jans Geburtstag lassen wir dort oben nach einem lecker Pizza-Essen ausklingen. (107 km, 2233 Hm)

6. Tag, 12.8.04: Runde ohne Gepäck:-(

Jan und ToM starten nach einem tollen Frühstück auf dem Balkon ohne Gepäck zu der besagten Dreier-Runde. Ich dagegen habe mich entschlossen, nach dem Col du Champs abzubiegen Richtung Süden, nach Nizza. Mich lockt nach der Route des Grandes Alpes halt das Mittelmeer. So schleppe ich mein 'Packerl', wie der Bayer sagen würde. Zuerst also der Col d'Allos: Bißchen Verkehr auf der engen Straße, die zuerst traumhaft am steilen Fels verläuft mit tollem Blick runter in die Schluct, die Jan und ToM auf dem Rückweg nach Barcelonette fahren werden. Dann biegen wir nach rechts, immer noch steil am Fels, um auf der Gegengeraden eher im Wald zu fahren; hier genießen wir die Aussicht von einer Felsnase ..., wo ToM uns nicht sieht und weiterfährt. Achtung: Als wir weiterfahren wollen, wo ist ToM? Vor oder hinter uns? Und wenn vor uns, wie weit? Also erstmal locker losfahren, doch als sich der Wald lichtet und die vor uns liegenden Serpentinen freigibt zeigt er sich. Also 2 3 Gänge höher schalten und mal sehen, was so geht. Und als ich bißchen mit ToM gefahren bin, kommt auch Jan schon. Aha, es geht also noch was. Jetzt sind es nur noch paar Kilometer bis zum Paß, der leider hinter einer Biegeung hinter dem Paß-Haus liegt: Während ein Flugzeug für meine Ablenkung sorgt, höre ich hinter mir ein gewisses Geräusch, und als ich mein großes Blatt nicht aufgelegt kriege, fährt Jan auch schon vorbei. Ich also hinterher, die Zunge hängt mir wieder raus, und hole ihn ein, um dann am Paß-Haus zu beschleunigen und die Kurve als Erster zu nehmen. Wieder super Sonne, so entschließe ich mich die Paß-Hütte dem Wohnwagen-Ausschank am Paß selbst vorzuziehen mit Ricard, Käseteller und Panache, wo mir Jan Gesellschaft leistet. Nach einer guten Abfahrt, dem häßlichen Skiort la Foux d'Allos und dem netten Ort Allos verpasse ich schon fast den Abzweig zum nächsten Paß (kurz vor Colamrs mit 2 schönen Festungen). Dann geht es gleich in engen Kehren - z.T. mit losem Split - zur Sache. In der recht unspektakulären Auffahrt machen wir einen Wasser-Stop in der Ratery. Sobald die Vegetation lichter wird, ist es etwas netter und der Col du Champs - wie der Name sagt - besteht aus Wiesen und Feldern mit Kühen, die auch schon mal auf der Straße stehen. Einen definierten Paß gibt es eigentlich nicht: Es folgt ein Konglomerat an Kuppen, wo mal Jan, dann wieder ich zuerst oben ist. Irgendwann an der dritten Kuppe steht dann das Paß-Schild. Die Abfahrt ist ok, bietet paar Serpentinen und eine alternativen Weg. In St. Martin d'Entraunes gibt es dann ein ``Abschiedsessen'' in einer Bar. Ich fahre dann weiter runter durch Guillaumes und biege gleich links ab zum Col de Valberg (1673 m: */-/- -): Jetzt zieht es sich für mich noch mal stetig den Hang hoch für 13 km (zuerst ganz nett, schöne Wolken- und Lichtstimmung, nachher Straße recht breit: 870 Hm) zu einem häßlichen Ski- und Touristenort, den ich schnell passiere. Ich steuere den nächsten Ort an - Beuil auf 1440 m Höhe- in dem ich auch übernachte. Abends sitze ich mit Brot, Käse und Wein auf einer Parkbank und genieße den Sonnenuntergang in der bergigen Landschaft (die Preisgestaltung in Barcelonette hat mir dann doch gereicht). (104 km, 2782 Hm)

7. Tag, 13.8.04: Tag der Gorges

Ich frühstücke verspätet, aber ok. Bei azurblauem Himmel fahre ich los, es ist noch recht früh, also kalt. Für die Abfahrt ziehe ich mir fast alles an, in den Schluchten ist noch Schatten. Zuerst geht es durch die Gorges Supres du Chians: Die Tunnel benutze ich nicht, statt dessen weiche ich auf die jetzt als Fuß- und Radweg angelegte alte Straße aus, und die ist wirklich spektakulär in die schmale Schlucht gehauen! Nach einer Serpentinenabfahrt die an dem Fels klebt geht es durch die Gorges Infres du Cians, die breiter aber auch sehr eindrucksvoll sind wegen ihrer Höhe. Das Tempo ist allemal sehr hoch, da es rasant runter geht. Ich gelange auf die Hauptstraße in's Var-Tal, durch den interessanten Ort Touet-s-Var und später - das Tal ist sehr nett - in die Defile du Chaudan. Die verlasse ich aber schon bald nach dem Tunnel nach links in die Gorges de la Vesubie. Zuerst fahre ich unten am Flußlauf, ohne nennenswerten Höhengewinn von steilen Felsen umgeben und einem kleinen Tunnel (eindrucksvolle Schlucht!), passiere St. Jean le Riviere (ohne Bar!) und gehe in den Anstieg nach Levens: Eine schmale und kaum befahrene Strecke, die sich z.T. am Fels hochwindet vorbei an der Aussicht Belvedere du Saut des Francais, wo es 300 m senkrecht nach unten in's Tal geht. Weiter gibt es noch schöne Aussichten in das Tal, bevor ich Levens erreiche: Ricard+Panini-Pause. Dann geht es ca. 25 km hinunter nach Nizza, wo ich nach einem Bummel durch die alten Gassen am Maritimen Markt einige Zeit an der Strandpromenade sitze mit einer Zeitung. Es ist schön, nach all den Tagen in den Alpen das Meer vor mir zu haben. Dann entschließe ich mich, weiter die Mittelmeerküste über Beaulieu-s-Mer mit Pause im Hafen, Monaco und Menton nach Ventimiglia zu fahren, wo ich mit Glück ein Zimmer in einer Albergo nahe am Meer bekomme, Hotels sind completo. Abends speise ich in einem Strandrestaurant mit Blick über das Meer und Sonnenuntergang. (146 km, 1182 Hm)

8. Tag, 14.8.04: Ein Abendessen mit langer Anreise

Bei Sonne und azurblauem Himmel fahre ich nach einem ital. Frühstück los; die Strecke kenne ich ja (vgl. den Bericht der Tour 2002). Diesmal nehme ich mir aber mehr Zeit und stoppe ich in Airole: Nettes kleines Dorf in dem ich eine Panini+Formaggio-Pause auf dem Dorfplatz mache. Danach verlasse ich die Hauptstraße, baue noch drei Pässe ein und biege ab nach Olivetta-San-Michaele, eine kleine unbefahrene Straße. Diese schlängelt sich durch tolle mediterrane Landschaft! Es ist toll heiß, die Sonne scheint und es riecht gut nach der Vegetation! Nach dem Ort gibt es eine kleine Rampe, dann geht es etwas auf und ab auf kurviger Strecke. Nach paar Serpentinen erreiche ich den Sattel Col du Vescavo (477m: ***/**/**): Hier geht es rechter Hand noch etwas höher, ich folge aber der Abfahrt, die ganz nett ist hinunter zur Hauptstraße, die ich kurz hinter Sospel erreiche. Links geht es jetzt direkt nach Nizza (ohne Mittelmeerkontakt), ich fahre rechts in Richtung der beiden Pässe Col du Perus (654m: */-/- -) und Col de Brouis (879m: */*/***). Die Straße ist breit und kaum befahren, die Sicht ist ok. An letzterem Paß gibt es eine Paßhütte mit Restauration (Relais de Brouis), paar Touristen sind dort. Die Abfahrt hinunter nach Breil-s-Royal gestaltet sich als sehr gut: Die Straße ist zwar nicht allzu breit, aber das Rad kann man fast über die gesamte Distanz rollen lassen ohne zu bremsen! Zum Schluß gibt es einen Klasse Blick hinunter auf den Ort mit dem kleinen Stausee! Ich rolle die paar Meter nach Breil für eine kleine Erfrischung zurück; dann setze ich meine Auffahrt zum Tunnel de Tende fort. In dem Ort Tende mache ich noch mal kurz Pause (der Ort ist ganz nett, doch es ist eine Art Dorffest im Gange) und nehme dann, als die Straße in die letzten Sepentinen geht, die alte Paßstraße: Sie zweigt vor der ersten Serpentine - die nach links schwenkt - nach rechts ab und verliert erstmal leicht an Höhe, dann schwenkt sie nach links und steigt an: Toll, es gibt kein Verkehr! Kurz vor dem Tunneleingang führt sie wieder auf die neue Straße. Da die Paßstraße, die hier vor dem Tunnel abzweigt, auf lange Strecke ungeteert ist und enorm steile Kurven in einem ausgewaschenen Fahrweg aufweist, entscheide ich mich für den für Fahrräder verbotetenen, 3182 m langen Tunnel (auch deswegen, weil nach Ventimiglia zwar auf ein Verbot für Gefahrguttransporter, nicht aber für Fahrräder hingewiesen wird). Die Tunneldurchfahrt gestaltet sich auch als nicht so schwierig (später wird es eher unangenehm;-) Nicht-PKW werden durch eine Ampelschaltung nur einseitig durch den Tunnel gelotst, ich fahre also nur mit PKW ein, der Verkehr ist mäßig, die Straße steigt scheinbar nur leicht an. Es gibt zwar keinen Standstreifen in dem gut beleuchteten Tunnel, doch ich kann etwas neben der Fahrbahnbegrenzung fahren. Der Lärm hält sich in Grenzen, nur auf dem - ital. - letzten Drittel ist es sehr laut. Die überholenden Fahrzeuge fahren umsichtig. Jetzt verlasse ich den Tunnel ... und fahre geradewegs nacheinander der Gendarmerie und den Carabinieri in die Arme, da nach der Tunnelausfahrt die franz./ital. Grenzkontrolle stattfindet! Aber sie nehmen mich nicht zur Kenntnis, beschäftigen sich mit einigen Motorradfahrern, *puh*. Ohne Karte fahre ich jetzt "blind" aus dem Kopf über Limone Piemonte, Boves, Mondovi, Dogliani und Monforte d'Alba nach Barolo: Ich beeile mich etwas, da ich um 20:00 das Menü im La Cantinetta nicht verpassen möchte, und ein Zimmer habe ich auch nicht. Mit zwei Rampen, von denen ich mind. eine hätte sparen können, vor Dogliani und Monforte erreiche ich aber Punkt 20:00 noch recht locker das Restaurant, reserviere einen Tisch und nehme ein Zimmer bei Brezza: Duschen, ausgehfertig anziehen und zum La Cantinetta, wo ich 20:20 eintreffe, gerade pünktlich zu Beginn des Menüs um 20:30! Nach den 178 km und 2645 Hm bei einem Schnitt von fast 22 km/h und frisch geduscht lehne ich mich entspannt zurück: Ich bin hungrig und freue mich auf reichlich Gänge:-) ... und werde nicht enttäuscht: Es gibt zu den ersten Antipasti einen Roero Arneis, gut gekühlt, dann folgen weitere Antipasti; zu den Primi trinke ich Barbaresco, zu den Secondi Barbera. Es wird Risotto und Kanninchen gereicht, u.a.! Dann kommen die Dulci zum Nachtisch, der Espresso und al banca der Grappa (für gerade mal 40 Euro!). So verlasse ich gesättigt das Restaurant und gehe schlafen.

9. Tag, 15.8.04: Rund um Castiglione Falletto, die Rückfahrt

Vor der Rückreise mit der Bahn mache ich noch eine Runde rund um Castiglione Falletto: Da in Barolo noch alles zu ist am Sonntag Morgen, fahre ich direkt hinauf nach Monforte d'Alba (bei bestem Wetter und super Blick in die Alpen, die scheinbar direkt vor mir liegen!) wo ich einen Enoteca-Stop einlege. Dann geht es weiter nach Castiglione Falletto, wo ich mich auf der Terrazza von Renza verwöhnen lasse, später noch Francesca einen Besuch abstatte (wo uns Anna Gesellschaft leistet). Von dort geht es hinauf nach La Morra, wo ich mit Marissa bei einem Sanbitter einen Schwatz halte. Von Alba trete ich die Rückfahrt mit dem Zug an, die ich für einen Pizza-Stop in Asti unterbreche. Über Bologna geht es mit dem Nachtzug dann nach München. (36 km, 652 Hm)

Fazit

Eine Alpentour bei bestem Wetter entlang der Route des Grandes Alpes an's Mittelmeer mit kulinarischem Ausklang im Piemont: Immer wieder!

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