Vorbemerkungen

Die Alpen Radtour (12)

Gorges, Pässe und Piemont

Sanremo - Roquebilliere: Erste kleine Pässe

[Montag, 12.6.06] (88 km, Schnitt 18.1 km/h, Fahrzeit 4:51, 2021 Hm, 17-32 °C)

Nach dem Beladen des Minibusses, der unsere Mannschaft nach dem Rennen Milano-Sanremo wieder nach München bringt, der Verabschiedung und der Vorbereitung im Garten unseres Hotels Graziella machen wir drei, Christian, Jan und ich uns auf den Weg: Wir fahren nur die ersten Kilometer flach am Meer entlang bis Ventimiglia. Dort biegen wir ab auf die Straße, die zum Colla di Tenda führt, und fahren mehrfach auf der alten, landschaftlich viel reizvolleren Straße (im Gegensatz zu den Tunnels), die bisweilen nicht-staubfreien Belag bereithält. Sie ist auch schon im unteren Bereich sehr schön; nach einer Pause im reizvollen Ort Airole biegen wir ab und fahren den kleinen Col du Vescavo; hier beindruckt mich wieder das mediterrane Flair! Nach einer Pause in Sospel (sehr nett!) machen wir uns an die - gerade im unteren Abschnitt besonders reizvolle! - Auffahrt zum Col de Turini (1604 m ***/*/***) - mit schönen Felsstrukturen! - die einem schon manche Anstrengung abverlangt. Die Abfahrt auf 1a Belag ist toll! Und nach ein paar Kilometer machen wir Station in Roquebilliere im Sport Hotel; ja Sport Hotel! Abends gehen wir lecker im einzigen offenen Restaurant essen.

Roquebilliere - Guillaumes: Die Gorges

[Dienstag, 13.6.06] (126 km, Schnitt 18.7 km/h, Fahrzeit 6:44, 2637 Hm, 17-37 °C)

Nach dem Frühstück (Croissantes vom Bäcker und Cafe in der PMU-Bar unseres Hotels) und vor der Abfahrt kaufen wir noch Bananen etc. im örtlichen Laden ein: Der Laden hat einfach alles, selbst die - lebende - Katze über der Kasse ist mit einem Preis ausgezeichnet! Zuerst geht's nach St. Martin Vesubie, dann auf mit schönem Blick zurück in's Tal und zwei Serpentinen und die umliegenden, ganz leicht schneebedeckten Berge auf 1a Belag hinauf zum Col St. Martin (1500 m */*/***); leider ist es dort nicht so schön (70er Jahre Architektur), der Rosso zum Käse-Baguette schmeckt trotzdem:-) In zum Teil langen Geraden geht es dann hinunter auf einer tollen Abfahrt in's Tal der Tinee und im Tal etwas rauf um auf kleinster Straße den Col de la Couillole zu erreichen: Immer wieder ergeben sich klasse Blicke in die Felslandschaft und zum Beispiel auf den Ort Roubion! Der Paß selbst ist nicht umwerfend, alleine die nette Paßhütte abseits der Straße ist ganz nett. In Beuil machen wir kurz eine Baguette-Rast, bevor wir dann die Gorges du Cians in Angriff nehmen: Im engsten Teil der Schlucht folgen wir nicht der Straße durch die zahlreichen Tunnels, sondern fahren entlang der alten Straße, die jetzt als Fuß- und Radweg ausgebaut ist; das ist außerordentlich beeindruckend! Weiter unten geht dann die obere Schlucht in die untere Schlucht über. Auf der N202 erreichen wir mit viel Rückenwind - Tempo: 40-50 km/h - den sehr schönen Ort Entrevaux: Wir beschließen aber, auf einer anderen Tour hier zu übernachten und machen uns an die Einfahrt zur Gorges de Daluis im Var-Tal. (Rückblick in's Tal von HIER). Diese Schlucht ist zwar viel kürzer als Cians, doch ungemein tiefer und steiler. Hier ein paar Impressionen: Einfahrt, roter Fels, verschiedene - immer - unbeleuchtete Tunneldurch-fahrten, Gesamtblick. Abends erreichen wir Guillaumes, wo wir wieder komfortabel unterkommen und gediegen speisen.

Guillaumes - Barcellonette: Erster Paß

[Mittwoch, 14.6.06] (62 km, Schnitt 18.1 km/h, Fahrzeit 3:26, 1521 Hm, 21-35 °C)

Nach den ersten beiden Tagen nehmen wir heute den ersten "richtigen" Paß unter die Reifen: Wir machen uns nach dem Frühstück an die Auffahrt zum Col de la Cayolle! Zuerst geht es - wie immer bisher - bei glühender Sonne durch eine Lava-artige Landschaft - hier ein paar Impressionen: Jan und Christian in Erosionslandschaft im Anstieg. An zackigen Felsformationen vorbei und mit paar Serpentinen passieren wir - hier Christian - die Baumgrenze ..., wieder mal Christian:-) ... und erreichen vorbei an letzten Schneefeldern den Paß Col de la Cayolle (2326 m ***/**/***). Dann geht es zügig hinab auf langen Geraden und sehr welligem Asphalt, zuletzt durch die Gorges du Bachelard, bevor wir Barcelonette erreichen. Christian merkt mehr und mehr, daß die 295 km des Rennens Milano-Sanremo nicht ganz spurlos an ihm vorbeigegangen sind und er eher einen Ruhetag gebrauchen könnte; so machen wir hier einen halben Ruhetag und finden ein nettes kleines und günstiges Hotel mit einer netten Hausdame ...

Barcellonette - Sampeyre: Das Dach der Tour

[Donnerstag, 15.6.06] (123 km, Schnitt 20.5 km/h, Fahrzeit 5:59, 2684 Hm, 18-36 °C)

... und kleinem (typischen Radfahrer-)Frühstück am nächsten Morgen. So "gestärkt" machen wir uns an die Auffahrt zum Col de Vars und Christian scheint wie ausgewechselt in den Serpentinen! Nach dem Col de Vars (2109 m **/***/**) und einer kleinen Pause oben geht es durch wie so viele häßlichen Retorten-Ski-Dörfer, wo uns nur einen Baustellenampel stoppen kann, bevor wir mit mit schönem Alpenblick und in schneller Fahrt an Guillestre vorbei die Combe du Queyras erreichen; hier wieder ein paar Impressionen: Straße in der Schlucht, Christian und im Tunnel. Dann öffnet sich die enge Schlucht und wir können Gas geben. Allerdings dürfen wir nicht vergessen abzubiegen: Wir wollen ja nicht zum Izoard, sondern zum Agnel! Vorbei an der Demoiselle coiffee - einer Art Felsskulptur - geht es nach Molines, wo wir wegen fortgeschrittener Uhrzeit nur was trinken können. Dann fahren wir das sich lang öffnende Tal weiter mit sich ergebenden schönen Rückblicken. Auch Christian ist wieder absolut guter Dinge und fährt mit Jan dem Dach unserer Tour entgegen. Die Schneefelder werden reichlicher, die Straße wurde bisher nie richtig steil, man konnte gut hochrollen, nur mit der Länge in der Hitze mußten wir kämpfen. Dann habe ich angetreten, aber keiner hatte Lust zu folgen: So sehe ich Jan an den kleinen Schneewänden entlangfahren, während ich den Paß schon im Blick habe. Dann kommt schon Jan zum Paß in dieser schönen Landschaft; und auch Christian kommt durch die Schneefelder der Paßhöhe näher; hier mit einem Rückblick in's Tal. ITALIA! Christian fährt der Paßhöhe entgegen, während sich auf der anderen Seite ein Wetterumschwung ankündigt. Ein wirklich einmaliges Erlebnis: Perfektes Wetter, tolle Landschaft, der Col Agnel (2744 m **/**/**): Die Grenze zwischen Frankreich und Italien! Viel interessanter als bei der Auffahrt gestaltete sich jetzt das Wetter auf der Abfahrt. Ab hier in Italien war es dann ab und zu auch bewölkt, nachmittags/abends hat es auch schon mal gewittert. In schnellster Fahrt geht es jetzt hinab: Zuerst super klasse mit schnittigen Serpentinen und gutem Gefälle. Später immer noch schnell, aber nicht mehr so eindrucksvoll. In Sampeyre beenden wir den Tag und kehren in's Hotel ein (wo man unschwer erkennen kann, wo die Radfahrer wohnen:-) Dann bummeln wir durch die Stadt und gönnen uns vor dem Abendessen einen Limoncello.

Sampeyre - La Morra: Weinproben im Piemont

[Freitag, 16.6.06] (100 km, Schnitt 26.0 km/h, Fahrzeit 3:51, 768 Hm, 19-41 °C)

Diesen Tag rollen wir noch einige 100 Höhenmeter hinunter in die Po-Ebene und fahren auf dem direkten Weg über Fossano in's Piemont, in die Barolo-Gegend; da kommen wir dann schon bald an den ersten Weinbergen vorbei. Nach einigen Bar- und Enoteca-Stops kommen wir nach La Morra (hier Municipio und Kirche) und genießen den Blick von Belvedere nach Barolo und Novello über die Weinberge! Zum Abendessen genehmigen wir uns ein lecker Menü mit einer Flasche Barbaresco im Gewölbe einer Enoteca.

La Morra - Turin: Dem Ziel entgegen

[Samstag, 17.6.06] (126 km, Schnitt 22.6 km/h, Fahrzeit 5:36, 1499 Hm, 20-36 °C)

Heute cruisen wir noch etwas durch die Langhe, bevor wir auf der Höhenstraße der Alta Langhe - mit schönem Blick auf die umliegenden Burgen und Weinberge - über Alba und den Höhenzug Monferrato auf hügeligem Terrain mit viel Sonne Torino und die Kirche Superga erreichen, unser Ziel! Wir checken im Hotel direkt gegenüber dem Bahnhof Porta Susa ein und sehen uns die Stadt an. Abends essen wir gediegen Pizza und genießen die Lichtspiele in der Stadt: Arkaden, Fassaden, Kirchen und Straßenzüge.

Turin - München: Rückfahrt mit dem Zug

[Sonntag, 18.6.06]

Heute heißt es Abschied nehmen: Es steht die Rückfahrt mit dem Zug an: Wir steigen einmal um in Mailand. Da es kein Fahrradabteil gibt, stellen wir die verpackten Räder im Bereich der Rollstuhlstellplätze ab. Leider sind die beiden Züge nicht gerade leer; aber insgesamt kommen wir noch ganz gut durch (bis daß ein Schaffner unbedingt noch für die verpackten Räder Radkarten verkaufen muß). Für den Eurocity über den Brenner machen es sich Jan und ich dann im klimatisierten Zug-Restaurant bis München gemütlich: Es wird Pasta direkt aus dem großen Topf serviert!

Fazit

(Summe: 625 km, 11.130 Hm)

Eine abwechslungsreiche Tour, die neben landschaftlichen und sportlichen auch kulinarische Höhepunkte bereithielt:-) Ein voller Ruhetag zwischen dem Rennen Milano-Sanremo und einer Alpentour könnte nicht schaden.

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