Frühjahrstour: Rund um Sizilien

A.S.: Dieses Jahr habe ich mich gegen das Trainingslager meines Münchener Radclubs im Cilento und für Sizilien entschieden. Zum einen gab mir das Wetter recht, zum anderen wollte ich die Sehenswürdigkeiten nachholen, die 2009 auf der Strecke geblieben waren ...

Reisebericht: Palermo - Selinunt - Agrigent - Etna - Messina

Landkarte: Palermo - Messina / Reggio di Calbria

Etappenübersicht

DatumEtappeStreckensumme
30.3.2012Anreise: Frankfurt - München - ...
31.3.2012... - Rom - Palermo
1.4.2012Palermo - Corleone - Santa Margherita di Belice: 16-31°C, 1952 Hm115
2.4.2012Santa Margherita di Belice - Selinunt - Porto Empedocle: 15-33°C, 1333 Hm145260
3.4.2012Porto Empedocle - Agrigent - Barrafranca: 14-35°C, 1692 Hm118378
4.4.2012Barrafranca - Piazza Armerina - Paterno: 18-28°C, 1187 Hm106484
5.4.2012Paterno - Belpasso - Rifugio Sapienza: 18-34°C, 1626 Hm30514
6.4.2012Rifugio Sapienza - Linguaglossa - Giardini Naxos: 14-38°C, 617 Hm78592
7.4.2012Giardini Naxos - Santa Teresa di Riva - Messina: 17-33°C, 306 Hm60652
8.4.2012Rückreise: Reggio di Calabria - Rom - ...
9.4.2012... - München - Nürnberg - Frankfurt

Heutzutage kann ich die Fahrkarten bequem vorab im Internet kaufen: Keine lange Schlange am Bahnschalter, keine Unsicherheiten beim Preis der Auslandsfahrscheine, günstige Internet-Frühbuchertarife auch für's Ausland, Ruhe bei Auswahl der Verbindungen. So kostet die Hinfahrt mit Bahncard50 Frankfurt - München - Rom - Palermo inkl. Liegewagen München-Rom und Fähre San Giovanni-Messina 177 EUR. Ich starte gegen 17:00 in Frankfurt und steige in München in den Nachtzug nach ...

31.3.12: Anreise mit der Bahn

... Rom um; dieser hat praktischerweise einen Fahrradwagen! In Salerno mache ich Mittagspause - mit lecker Merluzza, Pizza und Rotwein - wobei mir die Süddeutsche das Wetter vor Augen führt: Frankfurt 12° Regen 10° und Palermo 18° heiter 20°! Abends fahren wir mitsamt dem ganzen Zug auf die Fähre; gerade im Schiff ein eindrucksvolles Erlebnis! Den Zug verlasse ich dann auf ungewöhnliche Weise, um die Überfahrt (Rückblick auf San Giovanni) bei Sonnenuntergang an Deck zu genießen. Für die Übernachtung in Palermo (Ankunftszeit 23:00) habe ich ein Hotel 400 m vom Bahnhof gewählt, das Hotel Oriental. Die Herberge schreibt über sich selbst: "Hundert Meter vom Hauptbahnhof entfernt erhebt sic der Palast Filangieri Prinz von Cuto, seltenes Beispiel der sizilianischen Baukunst des Jahies 1700. In der Königlichen Wohnung liegt das bekannte 'Orientale Hotel'."

1.4.12: Palermo - Corleone - Santa Margherita di Belice

Bevor ich in die Pedale trete und meine Sizilienreise starte, will ich mir Palermo ansehen: Dazu verlasse ich erstmal über das Treppenhaus mein Hotel, welches in einem alten, riesigen Palazzo liegt, Betonung auf alt! Mein Rundgang führt mich am Rathaus an der Piazza Pretoria mit seinem ausladenden Brunnen - der eigentlich für Florenz geplant war! - vorbei zur Piazza Vigliena (Quattro Canti) mit seinen schönen Palästen und konkaven Fassaden zu den eigentlichen Attraktionen: Aber die sind beide geschlossen wegen Renovierung:-( Die Kirche La Martorana, 1143 gestiftet, beherbergt einen Zyklus von Goldgrundmosaiken (später dazu aber mehr!) und San Cataldo, im arabisch-normannischen Stil gebaut mit seinen leuchtend roten Kuppeln! Heute ist Palmsonntag, dennoch ist der Markt geöffnet und in den Gassen herrscht rege Betriebsamkeit; die Auslage ist reichhaltig und am liebsten würde ich gleich dort bleiben! Frühstücken tue ich anschließend im Frühstücksraum des Palasts ... äh, Hotels.

Auf dem Rad mache ich jetzt noch eine Rundfahrt durch die Stadt und sehe mir den Hafen an wo der frische Fang angeboten wird, fahre zur Piazza Marina mit dem Garibaldi-Garten mit riesigen Magnolienbäumen, dem Herzstück der mittelalterlichen Altstadt, mit dem Palazzo Chiaramonte (ehem. Sitz der Inquisition!) und weiter zum Dom (12. Jh., Vorhalle links 15. Jh., Kuppel 18. Jh.): Hier ist die normannische Apsis erhalten. Bei der Weiterfahrt stadtauswärts - Palermo ist mit seinen 730.000 Einwohnern nicht sehr groß - schaue ich noch bei der Albergo delle Povere, das Hospiz für die Armen, mit seinen Gärten (Kreuzgängen?) an und muß nochmal zurück fahren, da ich am Normannenpalast (aus dem 9. Jh., mehrfach umgebaut und erweitert: Einst Sitz des Emirs von Palermo als arabischer Qasr, dann von den Normannen verschönert und vom spanischen Vizekönig im 17. Jh. restauriert.) vorbeigefahren bin.

Jetzt verlasse ich Palermo und fahre vom Meeresniveau hinauf auf 320 m nach Monreale: Hier will ich mir die Goldgrundmosaiken im Dom ansehen; doch der hat nur bis 12:00 und ab 15:30 geöffnet! So beeile ich mich und erreiche 5 vor 12 den Dom. Aber klar, es herrscht ein riesen Aufgalopp, denn es ist ja Palmsonntag! Gerade ist Messe und die Kirche übervoll; vom Rand nehme ich zuerst die Goldgrundmosaike (um 1180) in Augenschein und anschließend die Apsis. Dann mache ich mich auf den Weg aus der Stadt ...

... und mache mich auf in das Hinterland, zuerst über den Portella della Paglia (797 m), mit Pause in San Guiseppe Jato. Danach biege ich ab in das Val di Mazara, eine Art hügelige Hochebene, auf der ich mich Corleone (hier vom Portella di Poira, 355 m) nähere vorbei an vielen Weingüter. Nach Corleone und dem Portella Scorciavacce (666 m) verlasse ich die - auch äußerst wenig befahrene - S 188 in Campofiorito und fahre auf Nebenstraßen über Contessa Entellina (apropos Wein-Pause, 571 m) durch tolle Landschaft hinunter zur S 624 und wieder hinauf nach Santa Margherita di Belice, wo ich mit den letzten Sonnenstrahlen ankomme. Der Uniformierte erklärt mir den Weg zum Hotel; abends gibt's ein riesiges Palmsonntag-Spektakel (am Platz vor dem Palazzo Filangieri Cuto), welches ich vom Cafe aus beobachte und auf der Terrasse mit den anderen in's Gespräch komme. So erfahre ich auch das wahre Schicksal der Stadt! 1968 wurde die Stadt fast vollständig von einem Erdbeben zerstört (später dazu mehr)! Am Dorfplatz steht nicht die alte Pfarrkirche, sondern ein moderner Umbau (rechts), der die Reste der alten Kirche beherbergt sowie ein Museum.

2.4.12: Santa Margherita di Belice - Montevago - (Partanna) - Selinunt - Sciacca - Porto Empedocle

Frühstück in einer Bar im Ort (Brioche con Crema und Cappucchino): Das Wetter sagt heute Sonne auf Sizilien und Neapel Wolken; morgen Sonne um Enna (das paßt mir ganz gut) und übermorgen Nebel im Zentrum von Sizilien. Naja, was das auch immer heißen soll ... (Doch später mehr dazu!) Bevor ich die Stadt verlasse, schaue ich noch mal bei anderen umbauten Kirchenresten vorbei und sehe die Ruinen dahinter, die mir schon gestern aufgefallen sind: Da dachte ich noch, was das für eine armselige Gegend sei.

Jetzt mache ich mich auf nach Montevago; auch dieser Ort wurde fast vollständig zerstört, wovon die kommunalen Gebäude zeugen (Wikipedia stellt dazu lapidar fest: "Montevago wurde danach im Stil der Zeit wieder neu aufgebaut."). Beim Verlassen des Ortes fahre ich lange neben einem Ruinenfeld großen Ausmaßes vorbei, das ist schon sehr bedrückend: Seit 40 Jahren stehen hier die Ruinen, der Wiederaufbau ist noch nicht abgeschlossen; der Süden Italiens ist halt nicht der prosperierende Norden des Landes.

Tolles Wetter heute wieder, fast schon zu warm;-) Ich fahre auf Partanna und daran vorbei und biege nach Süden: Jetzt geht es mit Rückenwind strickt Richtung Südküste und ich verliere 400 Hm! In der antiken Stätte Selinunt angekommen, parke ich mein Rad im Besucherzentrum und sehe mir die Anlage an: Zuerst den - teilweise wiederaufgerichteten - Tempel E (von 465 v.u.Z.) in seiner ganzen Pracht! Nach links gewendet fällt mein Blick eine alte Straße hinunter zur Akropolis (mit dem großen Tempel D), die ich mir später noch ansehe. Auch wenn das Aufrichten - und Ergänzen der historischen Substanz, hier von 1950 - nicht jedermans Sache ist: Der vermittelte Eindruck ist großartig! Triglyphen, Metopen, Kapitelle und Säulen an ihrem angestammten Platz zu sehen ist beeindruckend und hilfreich zugleich. Denn Tempel G - von 520 v.u.Z. und mit 50 x 110 m der größte der Anlage - vermittelt einen ganz anderen Eindruck; man braucht als Laie und Nicht-Archäologe schon viel Vorstellungskraft, um sich einen Eindruck von der wahren Pracht zu verschaffen. Die gigantischen Ausmaße der Tempel (aufgerichtet ist der kleinste der drei Tempel!) werden im Vergleich mit den Besuchern deutlich!

Jetzt wechsle ich zur Akropolis: Hier sehe ich mir erst die kaum erhaltene Stadt an, vor der nur Stadtmauer (hinten), Straßen und Grundmauern erhalten sind. Dann nähere ich mich dem Tempel C ... und auch den anderen Bewohnern: Sie lieben wohl die warmen Steine, sind aber immer aufmerksam und auf dem Sprung! Mit einem Rückblick auf die Akropolis verabscheide ich mich und fahre zurück zur östlichen Tempelgruppe mit Blick auf den Ort Marinella und das Meer.

Jetzt liegt meine Tagesetappe vor mir: Die Fahrt an der Südküste in östliche Richtung, Ziel ist Agrigent! Zwischenstation mache ich in Sciacca am Fischerei-Hafen, an den sich die Stadt anschließt. Hier mache ich in einem einheimischen Fischerlokal Pause. Bevor ich Sciacca verlasse, schaue ich noch bei den alten Thermen vorbei. Auf der 'Hauptstraße' ist wenig Verkehr, aber doch nehme ich wenn möglich die 'alte' Straße, oft als unpassierbar ausgeschildert, was mich aber nicht stört genau wie die Einheimischen. Nach dem Sella Omomorto (172 m) verlasse ich im Gegensatz zur Hauptstraße die Berge. Auf Schleichwegen passiere ich dann Realmonte - wenn ich mich bei Einheimischen nach dem Weg erkundige, fragen die meist gleich "Deutsch?" und können mir meist sogar auf deutsch weiterhelfen; dann fahren sie gern auch mal mit dem Wagen voraus und bringen mich auf den rechten Weg - und werfe noch einen Blick auf die Scala dei Turchi (Türkenleiter) genannte Felsformation, bevor ich mit den letzten Sonnenstrahlen mein Hotel in Porto Empedocle beziehe, ein paar Kilometer vor Agrigent.

3.4.12: Porto Empedocle - (Agrigent) - Palma di Montechiaro - Barrafranca

Nach einem kleinen Frühstück, mein Rad teilte die Kammer mit dem Rad des Hausherrn, wurde mir der schnellste Weg zur antiken Stätte von Agrigent gewiesen, 5 km entfernt. Vom Eingang nehme ich mir erst den östlichen Teil des Valle dei Templi vor, wobei es sich aber eher um einen Bergrücken handelt (s.u.). Zuerst sehe ich mir den Tempio di Ercole (Tempel der Herakles, 500 v.u.Z., zu Beginn des 20. Jh. aufgerichtet) an (rechts im Hintergrund die (Alt-)Stadt von Agrigent). Dann folgt der Tempio di Concordia (Concordiatempel, 425 v.u.Z.), der wohl so gut erhalten ist, weil er im 6. Jh. in eine Kirche umgewandelt wurde (auch als Stereo-Photo). Ich folge dem oben schon genannten Bergrücken weiter zum höchstgelegenen Tempio di Juno Lacinia (Heratempel, 470 v.u.Z.): Auch hier stehen noch 25 Säulen aufrecht. Kurz wechsel ich noch in den westlichen Teil der Ausgrabung und sehe mir die monumentalen Fundamente des Olympieion [17.12.2012] an: Erbaut 480 v.u.Z. sollte er den Tempel G von Selinunt übertreffen, dann vom Erdbeben zerstört; die Höhe der Säulen und des Gebälks sollten 18~20 m betragen! Diese Stätte verlasse ich nur sehr ungern - obwohl viel mehr Besucher da sind als in Selinunt, denn ich will ja noch ein bißchen Rad fahren! Ich versäume aber nicht, mich jetzt mit Sonnencreme zu versorgen:-)

Die Altstadt von Agrigent schenke ich mir: Zum einen müßte ich den Berg im Mittagsverkehr hinauffahren, zum anderen will ich eh den kleinen Nebenstraßen am Meer entlang folgen. Nach einem kurzen Intermezzo auf der 'Hauptstraße' will ich wieder auf die alte Straße wechseln: Die in der Karte eingezeichnete Abfahrt sieht dann aber so aus! Wie so oft in Süditalien sind Verkehrsprojekt begonnen oder fertig, aber nicht freigegeben oder fertiggestellt und nach kurzer Zeit durch Erdrutsche in der Benutzbarkeit z.T. sehr stark eingeschränkt ..., wer dann da auch immer wie mitverdient hat ... Die alte Straße hier wurde nicht mehr gepflegt und kurzerhand als gesperrt deklariert, passierbar war sie trotzdem auf ganzer Länge! Ich erreiche Palma di Montechiaro, wo das Gios vor der eindrucksvollen, aber nicht erreichbaren Burg posiert. Ich komme zur Kirche mit seiner eindrucksvollen Barockfassade. Bei meiner Pause in einer Bar lerne ich Pino kennen: Er spricht fließend deutsch, war im Alter von 20 bis 30 in Berlin, einer wilden Zeit, hat Deutschland aber verlassen, da seine Kinder in der alten Heimat aufwachsen sollten; er meinte noch, daß Freunde aus Berlin in ab und zu auf Sizilien besuchen kommen und er sagt für alles "Danke Deutschland". Sein Panino mit Tomate und Mozarella, dazu ein Crodino, ist einmalig! (Alles was ich im Internet zu dieser Bar finde ist "Pizzeria Bar Old Fashion Palma Di Montechiaro, nette Bedienung, ...":-) Oder "Una pizzeria molto carina vicino al centro del paese, con svariati tipi di pizza abbastanza soddisfacenti e fantasiosi, prodotti freschi, qualità-prezzo ottima, con quello stile easy/rustico che rende il locale più familiare e perfetto per le cene con amici e parenti." Also unbedingt vorbei schauen!

Für mich geht es jetzt durch's Hinterland, Ravanusa ist wenig einladend, umso schöner ist die Landschaft auf dem Weg nach Riesi, welches ich links liegen lasse, um mit dem Sonnenuntergang und den letzten Sonnenstrahlen Barrafranca erreiche: Ich fahre durch die Stadt, finde aber keine Unterkunft; also frage ich in einem Weinrestaurant. Der Inhaber spricht - natürlich - deutsch, ist vor 6 Monaten aus Deutschland zurück gekommen, aber hier sei wenig los im Ort, die Geschäfte gehen schlecht. Aber er klemmt sich sofort an's Telefon, um eine Unterkunft für mich zu besorgen, unterstützt von seiner Frau; ich trinke derweil erstmal einen Rotwein vom Orte. Ja, in einer halben Stunde kommt jemand mit dem Auto und weist mir den Weg - ich bedanke mich - 3 km aus der Stadt hinaus zu einem "B/B Villa Rosalia *** SP42". Abends fahre ich für's Abendessen wieder in die Stadt: Leider sind alle Bancomats offline für internationale Transaktionen; mit den verbleibenden 4,20 EUR esse ich eine Pizza.

4.4.12: Barrafranca - Villa Romana di Casale - Piazza Armerina - Morgantina - Paterno

Der B/B-Chef hat noch andere Gäste, mit denen ich in der riesigen Wohnküche frühstücke: Er ist sehr emsig, aber das Ambiente ist familiär! Ich verlasse mein Domizil zurück in die Stadt, aber ich bekomme immer noch kein Geld; besonders ärgerlich, da vor der nächsten Attraktion keine Ortschaft mehr kommt:-( Ich frage in der Bankfiliale, der Filialleiter(?) kommt mit raus zum Automaten und tatsächlich, kein Geld! Ich klage mein Leid und zeige mein leeres Portemaine: No moneta! Da greift der Herr in seine Hosentasche und hält mir 20 EUR hin, ich soll nehmen, die Villa würde 5 EUR kosten! Ich lehne erst dankend ab, lasse mich aber noch auf 10 EUR runterhandeln. So viel zu den mafiösen Strukturen Siziliens:-)

Die Villa Romana di Casale wurde im 3.-4. Jh. n.u.Z. erbaut und ist kaum, die Mosaike des Fußbodens sind dagegen fast komplett erhalten! Derzeit wird zwar immer noch reichlich gebaut, doch ist ein großer Teil der Anlage zugänglich: Man bewegt sich auf Stegen auf den Grundmauern und so einen guten Blick auf die Mosaike! (Hier zwei Diensträume, einer nachträglich mit dem Mosaik der Bikini-Mädchen belegt.) Ich betrete die Anlage über das elliptische Peristyl (vorne) und komme dann in das Triclinium (rechts). In der östlichen Apsis dieses Bankettsaals für den Winter werden der Kampf des Herkules gegen die Giganten dargestellt. Die Mosaike werden durch eine römisch anmutende transparente Dachkonstruktion geschützt (evtl. die ehem. Bibliothek). Leider sind das rechteckige Peristyl und die Thermen nicht zugänglich. So fahre ich weiter ...

... nach Piazza Armerina und fahre direkt zum Dom mit seinen (hellen) katalanisch-gotischen Fenstern im Turm. Hinunter über die Piazza Garibaldi mit dem (v.r.) Palazzo Canicaro, der Kirche von Fundro (von 1613) und dem Rathaus (aus dem 18. Jh.) fahre ich zu dem kleinen Lokal Pepito, welches mir schon bei der Auffahrt aufgefallen ist: Hier esse ich lecker Caprese, Lasagne und Kaninchen mit einem herrlichen Gemüse- und Pilze-Sud!

Weiter geht meine Reise durch's Hinterland, und bei der Abfahrt von Piazza Armerina (830 m) sehe ich auch, was die Vorhersage mit Nebel meint! Vorbei fahren tue ich jetzt bei der ausladenden Ausgrabung Morgantina [17.12.2012], welche ich aber nicht besichtigen will, es ist trübe und könnte regnen. So werfe ich nur einen Blick über den Zaun und sehe eine Thermenanlage.

Jetzt geht es für mich immer leicht auf und ab, ich passiere den Lago di Ogliastro auf einer gesperrten Straße (nachher weiß ich auch, warum: Ein Erdrutsch wurde nicht beseitigt!) und den Torre di Albospino durch eine nette Landschaft. Eigentlich sind alle Straßen gesperrt, und wenn man das Datum der Sperrung liest, wundert es nicht, daß die Straßen regulär benutzt werden. So erreiche ich Paterno recht unaufgeregt und bemerke erst jetzt am Horizont den Etna! Die Stadt ist sehr betriebsam und von Autos verstopft; so esse ich in der Nähe des Hotels in der Nähe des Bahnhofs lecker Pizza (wo der Chef natürlich auch deutsch spricht). Abends bummel ich noch im Ort zur Kirche und an Stadthäusern vorbei, die schon bessere Zeiten gesehen haben.

5.4.12: Paterno - Belpasso - Rif. Sapienza

Heute morgen blicke ich aus meinem Zimmerfenster ..., und sehe ihn: Den Berg der Berge! Und da fällt mir die Szene aus dem Film "Nur die Sonne war Zeuge" (1960, Originaltitel: "Plein soleil") ein: Tom Ripley steigt in den Zug 15.03 Roma - Napoli - Mongibello. Und obwohl Mongibello hier nur der Phantasiename eines fiktiven Ortes ist (der im Film durch Ischia Ponte verkörpert wird [17.12.2012]) bezeichnen die Sizilianer mit dem italienischen Wort Monte oder lat. mons zusammen mit dem arabischen Wort Djebel oder dschebel, alles für Berg, den Etna als Mongibello. Beim Bezahlen plaudere ich noch mit dem Portier auf englisch und verzichte auf die Rechnung, so reduziert sich der Preis von 35 auf 30 EUR, "... weil ich so ein netter Mensch bin ...";-) Frühstücken tue ich im Cafe neben der Pizzeria von gestern.

Ich verlasse Paterno mit Blick auf den Etna und über den Bahnhof der Schmalspurbahn FERROVIA CIRCUMETNEA [17.12.2012], wo gerade ein Zug einläuft. Auf Höhe 225 m starte ich und es eröffnen sich immer wieder traumhafte Blicke auf den Etna. Da ich heute nur bis zur Rif. Sapienza [17.12.2012] auf Höhe 1910 m hochfahren will, kann ich mir Zeit lassen: In Belpasso kehre ich schon zu einem zweiten Frühstück ein und studiere das Wetter: Heute und morgen Sonne am Etna, während im Cilento Wolken mit Regen angekündigt sind. Außerdem: Die Höchstwerte in Francoforte liegen mit 12 Grad deutlich unter den Tiefstwerten von R(eggio d). Calabria:-) Im Parco dell' Etna nähere ich mich dem Vulkan: Die Straßen sind verlassen, die Natur unberührt! Allerdings weisen Schilder hin auf "Achtung Mäßigen die Geschwindigkeit wegen Vulkanasche auf der Fahrbahn". Aber davon ist nicht viel zu sehen, die Fahrbahn ist frei (später dazu mehr); und nur der nördliche Krater spieh in den letzten Tagen wurde mir gesagt. Immer weiter fahre ich durch tiefscharze Lavafelder mit Blick auf Hotel und Gipfel. Die Sonne meint es gut mit mir; trotz der Höhe und leichtem Wind ist es angenehm warm! Kurz vor dem Rifugio werde ich von einem deutschen Tourleiter, der seiner Gruppe enteilt ist, aufgefahren: Wir fahren gemeinsam weiter immer mit Blick auf einen der schneebedeckten Gipfel. Dabei geht es auch - fast wie zur Paßöffnung in den Alpen! - an eindrucksvollen Schneewänden vorbei.

Auf dem Plateau herrscht Hochbetrieb, der Parkplatz ist gut gefüllt; ich beziehe das selbe Zimmer wie 2009 mit Blick auf den Etna und erkundige mich nach dem Preis, um höher zum Etna zu kommen: Gut 60 EUR für Seilbahn und anschließenden Transport per Bus ist es mir aber nicht wert. Zumal man ja auch hochwandern könnte. So entfliehe ich dem Trubel und steige wieder an Schneewänden und mit Aussicht auf Nebenkrater und über das Plateau (rechts) in die Tiefebene bis hin zur Küste bis auf 2012 m hoch. Dort schlägt das Wetter um: Es wird windiger und kalt und Wolken peitschen um den Berg!

Der Parkplatz leert sich, ich gehe noch noch hinüber zum Ristorante Crateri Silvestri, wo Wolken vor dem Krater hinaufziehen. Mit den wenigen anderen Gästen verfolge ich das Ende der 4. Etappe der Baskenlandrundfahrt. Dann gibt es Abendessen, welches mit zwei Orangen beschlossen wird. Diese erinnern mich an die Hinweistafeln an der Straße, als ich vor einigen Tagen die Stadt Ribera an der Südküste passiert habe: "Ribera Citta delle Arance"

6.4.12: Rif. Sapienza - Zafferana Etnea - Linguaglossa - Gardini Naxos

Nach dem 'Ruhetag' gestern mit nur 30 km freue ich mich heute auf die Radstrecke besonders: Ich breche früh auf, der Parkplatz ist noch verwaist. Schnell geht es die kurvige Abfahrt hinunter, bis ich gebremst werde. Denn jetzt bewahrheitet sich das Hinweisschild von der Auffahrt gestern: Eine dicke Schicht loser, poröser Asche bedeckt die Fahrbahn ganzfächig! Gerade in Kurven oder bei Gegenverkehr ist Vorsicht geboten. Nach dem Unwetter gestern mit Hagelschauer und Gewitter am Rifugio gestaltet sich das Wetter heute versöhnlich. Ich erreiche meine Lieblingsstadt auf Sizilien: Zafferana Etnea! Da die Stadt am Hang des Etna liegt, ergeben sich vier stufenartige Plätze, z.B. mit dem Gardini oder der Piazza Belvedere mit Blick auf die Pfarrkirche an der Piazza Umberto. Hier habe ich 2009 vorzüglich gegessen und sehe im Vorbeifahren die FAZ am Kiosk, die ich als Lektüre sofort mitnehme (besser ist das, wie sich später herausstellen soll!).

Mit bestem Wetter setze ich die Fahrt fort: Allerdings entscheide ich mich in Formazzo gegen die Nordanfahrt zum Etna aus zwei Gründen: Ich kenne sie von 2009 und weiter oben hängen Wolken. So nehme ich die Straße an der Grenze des Parco dell' Etna entlang und werde nicht enttäuscht: Herrliche Aussichten zur Küste ergeben sich, während die Straße um die 800 m pendelt! Am Ende fahre ich dann hinunter nach Linguaglossa (rechts hinten), wo ich zum Mittag einkehre. Danach entscheide ich mich für die Alcantara-Schlucht und versuche - vorbei an Castiglione di Sicilia - die Schlucht auf Nebenstrecken zu erreichen. Das gelingt mir aber nur z.T.: Auf Wanderwegen habe ich zwar den Fluß im Blick, die angekündigte Schlucht verpasse ich aber:-( Rückblickend sehe ich nur den Eingang zur Schlucht, wie ich später erfahre, welche sich aber für die Fahrt mit dem Rad wenig geeignet hätte.

Nach einer Pause in Calatabiano erreiche ich das Meer in Giardini Naxos und fahre der Küstenstraße folgend bis zum kleinen Hafen der Bucht Richtung Taormina. Hier will ich übernachten und mir vorher noch die Ausgrabungen ansehene; allerdings finde ich keinen Hinweis darauf. Eine Nachfrage bei Handwerkern ergibt, daß ich schon zu weit bin und ich zwei Ampeln zurückfahren müßte. Zwischendurch zeigen sie mir noch mal den richtigen Abzweig. Ich erreiche den Eingang der Ausgrabung, welcher mit direkten Blick auf den Hafen abseits des geschäftigen Zentrums liegt. Praktischerweise befindet sich direkt daneben La Sirena, "Una Pensione nella baia di Giardini Naxos" (rechts). Ich beziehe mein Zimmer und werde darüber informiert, daß ich der erste Gast seit der gerade abgeschlossenen Renovierung bin! Im Museum der Stätte werde ich über die Ausgrabung und die Funde, z.B. Amphoren oder kleine Statuetten (welche mich an eine Figurengruppe im Giebel des Zeustempels in Olympia erinnert, wo Deidameia mit dem Kentauren Eurytion kämpft; Griechenland 2009), informiert. Die Ausgrabungen sind die Reste der ersten griechischen Kolonie auf Sizilien von 735 v.u.Z. und sind sehr weitläufig. Nur einige Stellen sind freigelegt, wie z.B. die Fundamente dieser Häusergruppe.

Anschließend lasse ich das geschäftige Zentrum der Stadt links liegen, schaue dem Treiben der Fischer am Strand der Bucht zu und genieße den beeindruckenden Blick übernd en Hafen hinüber nach Taormina, bevor ich an der Landspitze Lungomare Calcide Eubea im Restaurant La Laterna [17.12.2012] (von 1962) die Insalata di mare (polipi, gamberi, frutti di mare) als Vorspeise schmecken lasse.

7.4.12: Giardini Naxos - Santa Teresa di Riva - Messina (- Reggio di Calabria)

Wie gestern fahre ich an der Küsten in Richtung Taormina, komme an dieser aufgelassen scheinenden Albergo mit Restaurant gegenüber dem Bahnhof von Taormina-Giardini vorbei, bevor ich von einer Radgruppe aufgesammelt werde - die Verständigung mit Giovanni klappt auf englisch und bißchen italienisch sehr gut - mit der ich bis Capo Sant' Alessio fahre: Von hier habe ich eine schöne Sicht auf die Küste nach Norden. Das Wetter wird ab und zu durch Wolken getrübt, die in den Bergen linkerhand hängen; etwas später aber schon mache ich Pause mit der Lektüre der FAZ bei Sonnenschein, im Hintergrund das Kap mit seinen zwei Burgen.

Bei einer weiteren Pause in Santa Teresa di Riva mit Einkehr, die flache Strecke läßt das scheinbar zu, freue ich mich über das Wetter: Morgen schon soll es Schauer geben! So nehme ich die letzten Kilometer auf der Küstenstraße unter die Räder, diesmal auf der richtigen Seite mit Blick auf's Meer (im Gegensatz zu 2009). Immer den Schienen folgend und einige kleine Capi bezwingend ergeben sich nette Blicke auf's Meer! Danach folgt die alles andere als schöne Einfahrt nach Messina und ich erreiche hintenrum auf Schleichwegen die Fähranleger, wo meine Radreise endet mit einem Schauer, der sich aus den Wolken über Messina ergießt.

Ich vertreibe mir die Zeit bis zur Abfahrt der Fähre nach Reggio mit der FAZ in einer Bar, finde nach der Überfahrt nach langem Suchen ein Hotel nicht ganz in der Nähe des Bahnhofs, bekomme weder in der ganzen Stadt noch am Bahnhof eine deutsche Tageszeitung, bummel auf der Promenade mit dramatischem Blick hinüber nach Sizilien, bestelle Risotto Frutti di mare zum Abendessen und nehme als Desert ein Eis von der Gelateria Cesare.

8.4.12: Abreise mit der Bahn

Ostersonntag ist die Stadt verschlafen und ich komme schnell zum Bahnhof; hier steht schon der bis Rom durchgehende IC 556 breit. Der Bahnstein ist verwaist, entsprechend leer ist der Zug. Bei dem Zug handelt es sich um einen ETR 450 Pendolino von 1986, einen Hochgeschwindigkeitszug, der - die Bestuhlung läßt es erahnen! - vormals ein 1. Klasse-Zug war. Mein Rad verstaue ich wie bei der Hinfahrt auch am Ende des Wagens in der Nähe der Gepäckablagen. (Die Rinnsale auf dem Boden deuten schon heftigste Regengüsse draußen an:-) Diese begleiten die Fahrt die gesamte Zeit an der kalabrischen Küste entlang!

In Rom steige ich in den Nachzug, wieder mit Fahrradabteil, ...

... um in München direkt in den IC nach Nürnberg und dort in den IC nach Frankfurt umzusteigen: Die Rückfahrt kostet wieder mit Bahncard50 Reggio di Calabria - Rom - München - Nürnberg - Frankfurt inkl. Liegewagen Rom-München 110 EUR. Pünktlich ist die Reise in Frankfurt zu Ende!

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