Siehe dazu den Bericht im Abschnitt "Rund um den Henninger-Turm".
Dieses Jahr ist das 90 km-Jedermannrennen des Münsterland-Giro Bestandteil der 2. Deutschen Hochschulmeisterschaft (DHM) Rennrad; und so wird die Meisterschaft vom Hochschulsport der UNI Münster ausgerichtet. Tags zuvor gibt es ein Einzelzeitfahren (EZF) im 25 km entfernten Laer über 26 km. Hier ein paar Eindrücke:
Aus Passau reise ich mit 2 Tagen Zwischenstop in Frankfurt mit durchgehenden IC-Zügen mit Fahrradabteil an. Mit dabei habe ich den Rahmen meiner Zeitfahrmaschine (Cervelo P3) in der Fahrradtransporttasche, die HED-Scheibe in der Radtasche, mein Gios mit den Shamal und einen mittelgroßen Rucksack. Das geht recht problemlos ...
Mein alter Freund Bernd ist mir Dachgeber in Münster; er wohnt praktischerweise direkt neben der UNI und dem VIVA Sports Cafe (dazu später mehr). An meinem Anreisetag Sonntag (1.10.) holt er mich vom Bahnhof ab und organisiert die Fahrt zu seiner Wohnung; dort kommen die Räder auf seinem Balkon unter. Abends gehen wir dann noch zum Italiener und paar Kneipen im Kuh-Viertel:-)
Heute steht das EZF an: Bernd und ich frühstücken gemeinsam im VIVA
Sports Cafe; dies ist der offizielle Verpflegungstreffpunkt der
DHM. In der benachbarten Leichtbauhalle gibt es für die Rennfahrer
Übernachtungsmöglichkeiten. Dann gehen wir die Startunterlagen im
Schloß abholen: Hier treffen wir Joa Weber (frisch gebackenen B-Klasse
Lizenzfahrer aus den Münchener Tagen) und natürlich einen der
Organisatoren, ohne den nichts geht, Markus Liebe! Wir bummeln noch
etwas durch Münster, kaufen Energy-Gel und essen in der
Erfrischungshalle im Keller des Schlosses zu Mittag!
Um 13:30 sind wir mit Christoph am VIVA Sports Cafe verabredet und
wollen gemeinsam nach Laer fahren. Dank Bernds Ortskenntnis fahren wir
über schöne Wege nach Laer, ... leider schon mit viel und z.T. böigem
Gegenwind! In Laer selbst orientieren wir uns und ich fahre mich etwas
warm; allerdings wird bald schon die Strecke gesperrt. So nutze ich
die Zeit für einen Toiletten-Stop und schaue
mir mit Bernd (ganz rechts) die Starts
der anderen Fahrer an (wir beide rechts hinten).
Dann bin ich an der Reihe und ob des herausragenden Alters (aber dazu
später mehr:-) werde ich sogar mit Tätigkeit und Fachgebiet
an der LMU angekündigt (wie z.B. auch Joa). Dann geht es schon los,
die 30 Sekunden Startabstände lassen nicht viel Zeit. Nach der ersten
scharfen Rechtskurve schieße ich mit 48 km/h aus dem Ort hinaus. Dann geht es
über freie Felder, wo der Gegen- oder Seitenwind besonders stört!
Es geht im weiteren Verlauf ... oh, ich vergaß das Wetter: Leichter
Regen war angesagt, es blieb aber aller übermenschlichen Wesen sei
Dank trocken! ... eine leichte Steigung hoch, die sich ganz schön
zieht. Und auf der Strecke ist ganz schön Betrieb: Z.B. überhole ich
einige des Damen-Blocks, da ein Teil der Strecke zweimal durchfahren
wird. Zuvor überhole ich schon den direkt vor mir Gestarteten. Die
Strecke ist wirklich gut gesichert: Viele Helfer und Streckenposten
sind im Einsatz! Nur an einer Stelle döst ein Polizist beim Weisen der
Strecke, wie ich auch von einem anderen Rennfahrer erzählt
bekomme:-(
Jetzt mit Rückenwind geht es so mit knapp 50 km/h dahin. Die Kurven
sind gut zu nehmen. Trotz einiger Überholmanöver wird es nicht zu eng
auf der Strecke. Der letzte Schenkel der Dreiecksrunde: Leichter,
zuletzt frontaler Gegenwind! Und dann links ab in die zweite
Runde. Der Parcours ist jetzt bekannt und es sind weniger Rennfahrer
auf der Strecke. Dann wieder der letzte Schenkel, nochmal alles geben,
rechts abbiegen zum Ziel, noch 2000 Meter, eine ganz leichte Steigung,
die Zielmatten sind in Sicht, ... geschafft!
Nach einer Erholungspause direkt nach dem Rennen treffe ich Bernd,
Christoph und Joa. Und nach ersten aushängenden Listen bin ich noch
15., dann 18. und werde - da die stärksten Fahrer zum Schluß starten -
zum 48. Platz durchgereicht (von 124). Wir sehen uns das Treiben noch
ein wenig an, dann starten wir die Heimfahrt und nehmen Christoph und
Jan mit. Wieder über schöne Strecke erreichen wir Bernds
Wohnung. Nachdem wir uns erfrischt haben machen wir uns auf den Weg
zur Pasta-Party im VIVA Sports Cafe. Hier treffen sich viele
Rennfahrer/innen: Es wird sehr gemütlich, das Cafe wird ganz voll und
es ist kommunikativ. So lernen wir noch die Dresdner Martin, Gabi und
Enrico kennen, die uns einiges über Martin erzählen können, der ein
Single-Speed fährt. Ihn kontaktiere ich dann auch noch, da ich mein
Enik Falzarego auch so umbauen will. Bei Markus Liebe erkundige ich
mich nach dem ältesten Teilnehmer der DHM: Nach vorläufigem Sachstand
bin ich es wohl (da Markus Imhof die 'weite' Anreise von Weiden nach
Münster gescheut hat; hier bei der bayer. EZF-Meisterschaft in
Niederpöring). Und nachdem die Ergenisliste aushängt, gratuliere
ich noch Eva Lutz als bester Frau: Sie liegt 4 Sekunden vor mir, eine
wahnsinnige Zeit auf dem schweren Kurs! Als Fahrerin der Equipe
Nürnberger Versicherungen kennt und fährt sie auch mit Claudia
Häußler, mit der ich - damals in den Münchener Tagen - schon Rennen
gefahren bin.
Mit Bernd lasse ich den Abend noch im Kuh-Viertel ausklingen: Es liegt
so praktisch in Fußentfernung zu Bernds Wohnung:-)
Der Wecker klingelt, viel zu früh! Ich mache mich ohne Bernd auf den
Weg zum Frühstück im VIVA Sports Cafe; er will mal etwas länger liegen
bleiben. Das Frühstück erreiche ich ganz knapp; denn obwohl das Rennen
erst 9:25 startet, endet das Frühstück um 8:00! So mache ich mich auf
eine kleine Aufwärmrunde auf gesperrtem Parcours durch Münster; dann
vertrödel ich die Zeit in der 'Blauen Lagune', die eine klasse
WC-Anlage vorhält. 9:25,
der Start (und ich mitten drin)! START: In üblicher ABC-Klasse-Manier
schießt das Feld auf rechtwinkligen und z.T. engen Kurven durch
Münster. Und das, obwohl der Start neutralisiert ist! Ich kann den
Anschluß kaum halten; auf den Geraden zwischen den Kurven und
Verkehrsinseln wird das Tempo auf bis zu 50 km/h angerissen! Und
dummerweise erwische ich die linke Straßenseite, als es nach rechts
geht und wir durch Verkehrsinseln bedingt einen viel zu langen Weg
fahren: So finde ich mich knapp hinter dem Ende des Hauptfelds
wieder. Mühsam kämpfe ich mich mit ein paar Fahrern wieder ran ...
Jetzt erstmal komme ich dazu, mich etwas zu orientieren: Ich befinde
mich am Ende des Hauptfeldes und das Tempo ist mörderisch! Ich halte
Ausschau nach den Rückennummern 92, 93 und 94; das ist meine
Leistungsklasse. Nummer 93 sehe ich dann vor mir im Feld, also kann es
so schlecht nicht um mich bestellt sein. Aber die Hatz geht weiter
..., bis zu einer sich lang ziehenden Steigung, an der sich mehrer
Gruppen bilden: Leider kann ich das Tempo der 2. Gruppe nicht halten
und lasse mich zur 3. Gruppe zurückfallen: Alleine sehe ich einfach
keine Chance, den Anschluß herzustellen. In der 3. Gruppe sind wir zu
fünft, ... mit der Nummer 93! Wir wechseln uns ab und harmoniseren
eigentlich ganz gut. Nach einiger Zeit werden wir von einer kleineren
Gruppe aufgerollt, in der auch Nummer 98 mitfährt. Naja, ob das ein
gutes Zeichen ist? In der weiteren Fahrt rollen wir jetzt selbst ein
paar Fahrer auf und in der Gruppe arbeiten 4 bis 5 Fahrer vorne sehr
gut.
Obwohl das Münsterland ja als topfeben gilt: Hier gibt es einige mehr
oder weniger 'leichte' Anstiege. Denn aus leichten Anstiegen wird bei
Tempo 40 schnell ein schwerer Anstieg! So muß ich insgesamt drei mal
die Zähne zusammenbeißen: Eigentlich habe ich an den Anstiegen das
hohe Tempo satt! Aber was gibt es für Alternativen? Wenn ich mich
umsehe sehe ich paar versprengte Fahrer am Horizont: Mit denen den
Rest des Rennens - jetzt noch 70 km - alleine dahinrollen, womöglich
die gesamte Strecke vorne im Wind? Nein danke; dann lieber jetzt die
Zähne zusammenbeißen, ein Hinterrad fixieren, raus aus dem Sattel,
einen Gang höher schalten und ranfahren!
Genauso in den Kurven; wenn dort mal eine Lücke aufreißt, heißt die
Deviese auch nur: Ranfahren! Das ist mir viermal passiert: Nach der
Kurve wird beschleunigt, ein Loch reißt auf und um den Anschluß nicht
zu verlieren - s.o.! - schalte ich einen Gang höher und stelle
bei Tempo 40 oder 45 km/h den Anschluß wieder her. Bei der äußersten
Entfernung zu Münster beginnt es ganz leicht zu fisseln: Ein leichter
Landregen, der aber nicht lange anhält. (Für den Vormittag war
trockenes Wetter vorhergesagt - was auch stimmte; für den Nachmittag
gab es etwas mehr Regen, was auch vorhergesgat war.)
Nach ca. 70 km Strecke und einer diese oben beschriebenen Steigungen
begann die rasende Abfahrt nach Münster (die nur einmal durch eine
leichte Zwischensteigung unterbrochen wurde). Hier machte sich das
Teamwork in der Gruppe besonders bemerkbar: Das Tempo lag bei ca. 45
bis 50 km/h und wir wechselten in der Spitze der Gruppe permanent
durch. Bald erreichten wir die Stadtgrenze von Münster, die Szenerie
wurde vertrauter und ich erkannte im Vorbeifahren das VIVA Sports
Cafe. Jetzt begannen auch die winkeligen Kurven wieder und ich dachte
nur: Bloß keinen Sturz auf halbnasser Fahrbahn! Aber es lief alles
gut, die letzte Kurve an der 'Blauen Lagune', dann die Zielgerade,
Nummer 98 überholt Nummer 93, ... geschafft! ... ausrollen, paar
Gratulationen für die gute Leistungen, Bernd treffen, den Transponder
abgeben, kurzer Schwatz mit den Rennfahrkollegen ... Dann rolle ich
mit Bernd zu seiner Wohnung und dusche wieder heiß: Das ist eine
Wohltat!
Ich packe meine sieben Sachen zusammen, Bernd kocht noch einen Kaffee und ich rufe ein Taxi, welches mich zum Bahnhof bringt. Der Zug hat durch "Störungen im Betriebsablauf" bedingt Verspätung, ist aber kaum gefüllt, so daß viel Platz ist im Steuerwagen.
Im Vergleich zur letzten DHM Rennrad lagen mir die Wettbewerbe viel besser: Im EZF habe ich bei 39 % abgeschnitten (im Vergleich zu den beiden Sprint-Wettbewerben 2005 bei 97 bzw. 92 %). Das Ergebnis des ESF lag in etwa gleich bei ca. 70 %. (Die %-Angabe meint: 0 % = Erster, 100 % = Letzter) So habe ich im Gesamtergebnis in 2006 ca. 17 Prozentpunkte besser abgeschnitten als in 2005.
Wie im letzten Jahr ist der Münsterland-Giro neben dem EZF in Laer Bestandteil der 3. internationalen deutschen Hochschulmeisterschaft (IDHM). Hier der Rennbericht:
Aufgrund eines engen Zeitplans reise ich mit dem Mietwagen an: Um 17:00
übernehme ich einen Opel Mevira in Passau und fahre erstmal nach Eggenfelden
zurück, um Räder und Gepäck einzuladen. Dann mache ich mich auf die
Zwischenetappe nach Frankfurt. Dort treffe ich M. Klemm. beim Italiener, der
bis 23:00 warme Küche hat (ist halt Frankfurt und nicht Eggenfelden:-)
Dort 22:20 ...
Morgens um 10:00 geht es dann weiter nach Münster/Westf. Dort gegen 13:00
treffe ich mich mit Bernd, meinem Dachgeber in Münster (siehe auch 2006). Nach
einer kleinen Stärkung mache ich mich mit dem Auto auf den Weg nach Laer.
45 Minuten vor meiner Startzeit um 16:00:00 komme ich dort an, parke den Wagen
und hole die Startunterlagen. Für das Umziehen und Warmfahren bleiben nur 20
Minuten:-( Mit etwas Hektik rolle ich zum Start, treffe dort noch
meine Münchener Mitfahrer Christian Schwabe und Thomas Kaiser, der auch beim
BMW-4er am Start war. Es sind
kaum Leute da, eine traurige Stimmung herrscht am Start; bei dem Wetter auch
kein Wunder!
Das Wetter ist trübe, eine dicke Suppe hängt über dem Münsterland, wir haben
gerade mal 13 Grad! Wenigstens ist es trocken; aber mein Wetter ist das
nicht!
Schon kurz nach dem Start merke ich: Das wird mein Rennen nicht! Die Beine sind
überhaupt nicht locker, die Kraft fehlt und ich komme überhaupt nicht auf
Touren. Mit Mühe quäle ich mich das erste Mal zum "Berg" hoch. Als ich vom
Starter nach mir überholt werde, ist das Ansporn für mich, alles zu
geben. Damit läuft es etwas besser. Obwohl ich die Strecke ja vom letzten Jahr
kenne, kann ich daraus keinen Vorteil ziehen: Wie apathisch fahre ich die
beiden Runden ohne rechte Freunde (obwohl das EZF meine Lieblingsdisziplin
ist)! Nach der zweiten Runde biege ich ab zum Ziel; es ist nicht mehr weit und
auf der Zielgerade gebe ich den letzten Rest.
Ich fahre direkt zum Auto, tausche die Räder und ziehe mir ein trockenes Trikot
über. Dann fahre ich 10 km aus und merke, wie kalt es eigentlich ist! Bevor ich
zurück fahre, erfrage ich am Ziel die Zwischenwertung: Dort werde ich als
37. geführt ..., und die Favoriten sind noch nicht enthalten. Mir schwant nichts
Gutes, aber so habe ich mich ja auch gefühlt.
Ich fahre zurück zu Bernd, dusche und wir bereiten die Rennräder vor für das
ESF. Dann gehen wir rüber in's VIVA Sports Cafe zur Pasta-Party: Dort treffen
wir Christoph vom letzten Jahr wieder. Vermissen tue ich eine Ergebnisliste und
Claudia Häußler: Die wollte ich nach ihrem Ergebnis im ersten Wettbewerb
fragen. (Später stellt sich heraus, daß sie nicht gestartet ist; vielleicht hat
sich die Mitfahrgelegenheit aus München nicht ergeben oder die WM steckte ihr
noch in den Knochen.) Wir stärken uns und bevor wir die Party verlassen, reden
wir noch mit Jan, Christian und Christoph, die noch in's Kuh-Viertel
wollen. Etwas mehr Schlaf für das morgige Rennen kann mir aber sicher nicht
schaden ... Sorgen macht mir nur das Wetter: Es ist ein Wechsel aus Sonne,
Wolken und Schauern vorausgesagt ...
Wir frühstücken bei Bernd, dann fahre ich mich auf dem Horstmarer Landweg noch
30 Minuten warm und es geht zum Start (9:00): Diesmal geht es nicht winklig mit
leichter Steigung aus der Stadt, sondern eben in einer langen Geraden! Das
kommt mir entgegen, zumal das Tempo weit unter 50 km/h liegt.
Mit wenigen Kurven geht es die ersten 40 km dahin, der Hochnebel löst sich
allmählich auf und es wird durchweg sonnig, die Temperatur steigt von 15 auf 20
Grad. Wir passieren in dem Flachstück auch den Kanal und paar
Straßenüberführungen: Aber interessanter sind schon die 90 Grad-Kurven, hier
heißt es antreten und Anschluß nicht verlieren. Das Tempo hält sich aber in
Grenzen, Attacken gibt es zu diesem Zeitpunkt so gut wie keine.
Dann die erste Steigung in Tecklenburg: Tja, so schnell konnte ich nicht
umschalten von flach und schnell auf steil (12-14%) und langsam; zumal mir vor
lauter Schreck noch die Kette vom Kettenblatt gefallen ist:-( Die
bekam ich aber wieder drauf ohne absteigen zu müssen, allerdings ging ich dafür
durch die groben Pflastersteine ... Viel schlimmer war aber, daß ich vom ersten
Viertel sehr weit nach hinten durchgereicht wurde bei diesem Anstieg! Ich
konnte kaum den Anschluß finden oben an irgendeine Gruppe, das gab mir zu
denken ... So fand ich mich in der direkt folgenden rasenden Abfahrt weit
hinter der Spitzengruppe wieder, am Anfang der Verfolgergruppe. Na gut, um es
kurz zu machen: Wir haben mit harter Arbeit und sehr unrythmisch wieder Anschluß
gefunden an die Spitzengruppe (wobei ich leider nicht allzuviel beitragen
konnte: Ein Dank an alle Mitstreiter dieser Aktion!).
Ab diesem Zeitpunkt, dem Anschluß an die Spitzengruppe, waren meine Beine am
Start! Alles zuvor Genommene begann mit einem Schlag zu wirken: Banane, Gel,
Wasser, Riegel, ... Die zweite Steigung lief schon viel besser: Mit großem Gang
schob ich recht locker an den Mitfahrern vorbei. (BTW: Über die vor mir
Fahrenden war ich zwar immer im Bilde, doch ob jemand und wieviel hinter mir
waren, entging mir immer.) Von Ibbenbüren geht es jetzt gegen den Wind nach
Lengerich, dort wieder eine Rampe die gut läuft und nach der Abfahrt nach
Lengerich eine 90 Grad-Kurve, Massen an Zuschauern, dann Rückenwind und es
beginnen die Attacken: Eine nach der anderen! Da es bei mir jetzt sehr gut
läuft, fahre ich ab und zu mit über 50 km/h die Löcher zu. Allerdings halte ich
mich aus der Führungsarbeit bzw. den Attacken heraus: Wachsam versuche ich mich
nach einer Attacke an die Nachsetzenden anzuhängen. Manchmal rauscht ein ganzer
Zug vorbei, doch jedesmal endet die Attacke bevor der Zug zu Ende
ist:-)
Der Tacho zeigt 85, 95, 105 km: Wieder über den Kanal, durch's schöne
Münsterland mit Kiefernwäldern geht es zurück mit langer Flachetappe nach
Münster: Stadtteile werden mit Entfernungen von 4 km angekündigt, ich zähle die
Kilometer ... Mit zunehmender Bebauungsdichte erhöht sich auch das Tempo der
Gruppe. Doch so ernst scheint das nahende Ende des Rennens niemand zu nehmen:
Scheinbar verwirren die Kilometer-Hinweise des Profirennens oder die noch nicht
erreichten angegebenen 130 km. Wir rasen mit hohem Tempo durch Münster auf
geradem Kurs, eine leichte Linkskurve, ich versuche mich soweit wie möglich
nach vorne zu schieben ... dann auf der Zielgerade, rechts im Feld eine Hakelei,
ein Schrei, Geräusche, die man nicht gerne hört, wie wenn Carbon und Aluminium
über den Asphalt rutschen, ein Blick nach rechts, dort rutscht ein Fahrer
sitzend über die Straße umgeben von Radteilen, ich suche den Weg links an der
Sturzgruppe vorbei und überquere den Zielstrich als 33.!
Nach dem Ziel sehe ich noch Joa Weber, es wird kurz der Ausgang des Rennens
besprochen, dann fahre ich zur Transponderrückgabe, nehme mir eine Schüssel
Pasta und ein Bier, was doppelt gut schmeckt. Dann fahre ich mit anderen
Fahrern der IDHM in Richtung Leichtbauhalle zu Bernd, dusche dort und treffe
Bernd: Der hat nach langer Zeit auch das Rennen seines Lebens gefahren und mit
einem Schnitt von über 37 km/h auf den 125 km seine eigenen Erwartungen
übertroffen!
Ich belade den Wagen und fahre zur Leichtbauhalle, dort treffe ich Christian und Dirk, die ich mit nach München nehme: Nach 15 Minuten haben wir wirklich 3 Personen, Gepäck (zum Teil doppelt!) und 4 Räder samt Laufräder im Opel Mevira verstaut (der Wagen ist jetzt aber auch voll)! Nach Verabschiedung von Jan und Begutachtung der Sturzschäden fahren wir zügig mit paar Kaffeepausen nach München, ich lade meine Mitfahrer aus und fahre weiter nach Eggenfelden.
Im Vergleich zum letzten Jahr lagen mir die Wettbewerbe besser: Zwar war das EZF ganz ähnlich vom Wetter und von der Platzierung, doch die längere Strecke (125 anstelle 90 km) und das Wetter beim ESF kamen mir entgegen! Die Jahre 2006 und 2007 im Vergleich (die erste DHM lasse ich beim Vergleich aus, da es sich um gänzlich unterschiedliche Wettbewerbe handelte; s.o.):
EZF (26 km): ------------ 2006: Platz 48, 14% hinter der Siegerzeit, 44 Punkte (40,7 km/h) 2007: Platz 42, 13% hinter der Siegerzeit, 50 Punkte (41,3 km/h) ESF (Müsterland Giro): ---------------------- 2006: Platz 87, 8% hinter der Siegerzeit, 5 Punkte ( 90 km, 39,0 km/h) 2007: Platz 33, 1% hinter der Siegerzeit, 59 Punkte (125 km, 41,1 km/h)
Mit dieser Steigerung kann ich mich ruhigen Gewissens in die Winterpause begeben: Das war ein klasse Abschluß der Rennsaison 2007!
Obwohl mein Training und meine Rennteilnahmen dieses Jahr (aus beruflichen Gründen) erheblich hinter dem letzten Jahr zurückgeblieben sind, habe ich mich für eine Teilnahme und den Start für meine Hochschule, die LMU München, entschlossen. Außerdem hat auch Vereinskollege vom RC Concordia, Karl Kolbeck, seinen Start angekündigt.
EZF mit Anne Haug von der WG München, der späteren ersten deutschen Siegerin beim Ironman auf Hawaii 2019 [10.7.22] Ergebnisliste; ESF Müsterland-Giro nicht beendet!
Mit Karl reise ich mit dem Mietwagen von Frankfurt direkt nach Laer an: Das Wetter ist durchweg herbstlich sonnig, nur als wir die Startunterlagenausgabe erreichen, muß es schütten! Übernachten kann ich wieder bei Bernd, der das Jedermannrennen 110 km am Freitag mitfährt; Karl kommt in der Leichtbauhalle unter.
Wir parken direkt bei der Startnummernausgabe in der Nähe des Start/Ziel und
holen die Unterlagen ab. Dann bauen wir bei leichtem Regen und ca. 10 Grad die
Räder zusammen und fahren uns auf der Strecke kurz warm (ca. 20 Minuten).
Ich ziehe mir die Regenjacke aus und rolle um 15:18:30 von der Startrampe
(während Karl 4 Minuten hinter mir starte); ich komme ganz gut in den
Rennrythmus rein: Ohne Hektik und Not kurbel ich mich die ersten Wellen bei
heftigstem Seitenwind hoch. Auch die kurze Gerade frontal gegen den Wind nimmt
mir nicht die Zuversicht. Weiter geht es hart am Wind - und jetzt kommt mir die
Streckenkenntnis der Jahre zuvor entgegen! - bis ich den rettenden Abzweig
erreiche!
Hier packt mich der Wind von hinten und schiebt und drückt mich über den Kurs:
Mit bis zu 58 km/h überhole ich den ersten vor mir Gestarteten. Auch die
leichte Steigung fliege ich mit über 45 km/h hoch. Nach dem zweiten Abzweig
geht es weiter mit dem höllischen Rückenwind dahin. Dann der dritte Abzweig:
Jetzt packt mich der Wind wieder von der Seite; ich lasse mich nicht beirren
und trete stoisch weiter. Auf der Etappe vor dem Kreisschluß allerdings dreht
die Strecke voll in den Wind: Hier sinkt das Tempo auf gerade mal etwas über 30
km/h ab!
Dann der 90 Grad-Abzweig und ich bin auf der zweiten Runde des Kurses. Vor mir
tauchen schon die ersten Aspiranten wieder auf; auch die Damen sind jetzt schon
im Rennen. Wieder geht es mit dem Wind höllisch schnell dahin, die leichten
Kurven kann ich fast ungebremst nehmen. Insgesamt überhole ich fünf Fahrerinnen
und Fahrer, die letzten auf der Gegengerade im Wind.
Dann biege ich nach rechts ab die letzten 2000 Meter zum Ziel; wieder greift der
Wind mächtig in's Rad und nicht besonders schnell rolle ich durch's Ziel!
Insgesamt habe ich mich nicht sehr schnell, dafür aber ganz gut gefühlt! Und
obwohl ich die erste Hälfte im Regen zurückgelegt habe war ich froh, bei diesem
EZF gestartet zu sein!
Mit Karl fahre ich nach Münster, wir richten uns in der Leichtbauhalle bzw. bei Bernd ein und mit Karl mache ich einen kleinen Stadtrundgang durch Münster. Um 19:30 finden wir uns im VIVA-Sportscafe ein und nehmen an der Pasta-Party teil. So gestärkt machen wir uns auf eine kleine "Kneipentour" in's Kuhviertel: Dazu besuchen wir das 'Blaue Haus', wo Bernd zu uns stößt und gehen noch auf ein 'Pinkus Müller' in die Brauerei nebenan.
Zum Frühstück treffe ich Karl im VIVA-Sportscafe um 7:30, um 8:00 gehen wir
zurück und machen unsere Räder fertig. Es ist kalt, sehr kalt sogar (8 Grad),
aber leicht sonnig und trocken, das ist die Hauptsache! Vor dem Start fahre ich
noch vor's Schloß und besorge mir zwei Gel und fahre mich kurz warm, bervor ich
mich dann 20 Minuten vor dem Start mit Karl im IDHM-Startblock treffe.
9:35 dann der Startschuß! Es geht mit 50 km/h aus der Stadt, zum Glück
geradeaus hinaus. Auf der breiten Gerade gibt es aber schon die ersten
Attacken! ... unverständlich ... Weiter geht es relativ flach durch's
Müsterland: Alleine der Wind kommt beständig von vorn, mal von schräg links,
mal von schräg rechts! Das Feld ist deshalb lang aufgereiht: Wenn dort ein
Fahrer den Anschluß verliert, aus dem Windschatten herausfällt, dann gibt es
sofort ein Loch. Da dies allein gegen den Wind kaum zuzufahren ist, entstanden
alsbald paar Gruppen ..., nur Karl sah ich noch in die Spitzengruppe
vorfahren. Ich selbst blieb weiter hinten in einer der abgehängetn Gruppen
hängen.
Doch auf langen Geraden sahen wir Gruppen vor uns und wir versuchten, einen
'belgischen Kreisel' zu organisieren; das war in diesem bunt
zusammengewürfelten Feld alles andere als leicht! Mal riß ein in die Führung
Gehender das Tempo ruckhaft hoch, mal übernahm der Nachfolgende keine
Führungsarbeit:-| Doch die vordere Hälfte mit u.a. A Klasse-Fahrern
machte ordentliche Arbeit ..., bis wir zu einer großen Gruppe aufschlossen. Die
Parole 'Fahrt weiter, die haben sich aufgegeben!' zeigte aber keine Wirkung, da
wir die Spitzengruppe eingeholt hatten:-)
Das Tempo verlangsamte sich so schlagartig: Aus ehemals 40-45 km/h in der
Verfolgung wurden jetzt 30-35 km/h. Nur hin und wieder gab es Attacken, vor
allem nach 90 Grad-Kurven. So konnte ich mich meinen Gels widmen. Die leichten
Hügel kam ich erstaunlich gut hinüber; zwar ließ ich mich etwas durchreichen,
doch vor dem Ende der Gruppe war die Steigung vorbei, so daß ich wieder nach
vorne fahren konnte.
Ein Blick auf den Tacho verriet: Wir haben rund 70 km hinter uns, es bleiben
nur noch 40 und die mit gutem Rückenwind! Also wollte ich mein letztes Gel
einwerfen. Dabei geschah etwas für mich bis dahin Einmaliges: Ich stürzte
mittem im Feld!
Genau kann ich mich nicht mehr erinnern; aber irgendwie habe ich mich wohl
erschrocken (warum auch immer), habe wohl die Bremse zu lag zu hart gezogen
(bei 40-45 km/h) oder ein Hinterrad berührt. Dann stand mein Vorderrad quer,
ich rutschte über die Straße und blieb liegen! Alles innerhalb von nur ein paar
kurzen Sekunden!
Mit mir kam zum Glück nur ein einziger Fahrer zu Fall. Nach reichlichem Fluchen
aller Beteiligten rappelten wir uns auf, warfen die Räder in den Graben und
hielten uns unsere Wunden: Michael blutete dabei an den Händen, mir schmerzten
linke Hüfte und Hand besonders. Allerdings waren wir beide bei Besinnung und
konnten uns bewegen und reden. Nach Beschau der körperlichen Blessuren und
erster Versorgung durch die Streckenposten wandten wir uns dem Material zu: Und
dabei waren die beiden platten Vorderreifen schon das größte Übel, denn wir
konnten nicht mehr weiterfahren! (Der Helm wies keinerlei Kratzspuren vom Sturz
auf!) Während an Michaels Rad kaum etwas dran war und er weiterfuhr, nachdem
ein Servicewagen seinen Schlauch getauscht hatte, waren meine beiden
Bremsgriffe stark nach innen gedreht ..., und der Servicewagen hatte keinen
Schlauch mit langem Ventil (Hochprofilfelge!) dabei:-(
So mußte ich gut 1 Stunde auf den Besenwagen warten, um hinter dem letzten
Teilnehmer des Jedermannrennens gegen 14:00 das Ziel zu erreichen.
Mittlerweilen schien die Sonne, es war aber weiterhin windig und kalt. Ich machte mich zu Fuß auf zu Bernd, wo ich auch Karl antraf. Wir tauschten die Erlebnisse aus - Karl und Bernd haben das Ziel souverän erreicht! - und ich machte mich auf die Rückfahrt: Räder und Gepäck einladen und - so gut es ging - verarztet saß ich hinterm Steuer.
Im Vergleich zum letzten Jahr waren die Wettbewerbe sehr ähnlich: Das Wetter war fast identisch, nur meine Vorbereitung zeigte deutliche Schwächen! Die Jahre 2006, 2007 und 2008 im Vergleich (die erste DHM lasse ich beim Vergleich aus, da es sich um gänzlich unterschiedliche Wettbewerbe handelte; s.o.):
EZF (26 km): ------------ 2006: Platz 48, 14% hinter der Siegerzeit, 44 Punkte (40,7 km/h) 2007: Platz 42, 13% hinter der Siegerzeit, 50 Punkte (41,3 km/h) 2008: Platz 43, 17% hinter der Siegerzeit (39,3 km/h) ESF (Müsterland Giro): ---------------------- 2006: Platz 87, 8% hinter der Siegerzeit, 5 Punkte ( 90 km, 39,0 km/h) 2007: Platz 33, 1% hinter der Siegerzeit, 59 Punkte (125 km, 41,1 km/h) 2008: DNF (bis zur Sturz: 70 km, 40,9 km/h)
Sehr ärgerlich, sich mit einem nicht abgeschlossenen Rennen in die Winterpause zu verabschieden:-| Wie gerne wäre ich über die Ziellinie gerollt - mit welchem Platz auch immer! - und hätte das letzte Rennen der Saison in Münster beendet ...
Meine Verletzungen waren anfänglich nicht gravierend: Durch Nichtbelastung
vermied ich Schmerzen in der linken Hand, alle anderen Körperteile waren so gut
wie unbeschädigt, ... schien es zuerst ...
Das anschließende Wochenende gönnte ich mir viel Ruhe und Pflege; ein
Krankenhausbesuch ergab keine Brüche oder Sonstiges, sondern 'nur' Prellungen,
Verstauchungen und Zerrungen, besonders in der linken Hand.
Auskuriert habe ich dann nach den Tagen der Schonung alles beim Abtrainieren.