Engadiner Radmarathon

Engadiner Radmarathon 2006

Vorbereitungs-Wochenende

Samstag, 8.7.06: Mit dem Nachzug fahre ich nach Lugano und nehme von dort nach dem Lago Maggiore den Simplon-Paß unter die Räder: Der ist Motorrad-frei aber nur dewegen, weil er zu 75% in Galerien und Tunnels verläuft und nicht wirklich etwas bietet; richtig häßlich ist er aber auch nicht. Abends fahre ich noch bis Münster. (177 km, 2850 Hm)

Sonntag, 9.7.06: Ich kann wählen zwischen drei Routen: 1. Nufenen, 2. Furka und Gotthard sowie 3. Grimsel (-hospiz), (Anfahrt zum) Susten (mit Gletscherblick) und (nach einer Stärkung in meinem Lieblingsgasthof in Wassen!) Gotthard; I take the long way home:-) Wie gestern bei perfektem Wetter - und dummerweise haufenweise Rennen austragender Motorräder, die auch die Wirtin sehr nervt! - nehme ich die Pässe, bleibe dabei in meinem eng gesteckten Zeitrahmen, so daß zum Schluß noch Zeit für einige Biere und das WM-Endspiel beim Italiener ist; mit dem Nachtzug geht's wieder nach München zurück. (190 km, 3600 Hm)

Der erste Radmarathon meines Lebens

Sonntag, 16.7.06: Heute stehen 180 km und 3400 Hm an; ich denke, ich bin gut vorbereitet. Schon im ersten Anstieg Richtung Ofen-Paß gehe ich mit Christoph recht schnell mit (die Alpencup-Teilnehmer starten eh vor uns im eigenen Startblock). Nach dem Livigno-Tunnel (eine coole Verbindung!) finden wir beide eine gute Gruppe und erreichen nach dem Durchstoßen der Wolkenfelder den Forcola di Livigno. Kurze Abfahrt und wieder Anstieg hinauf zum Bernina-Paß. Nach dem Paß dann schnelle geradlinige Abfahrt und wieder Anstieg zum Albula; Christoph entscheidet sich auf Grund der angeschlagenen Gesundheit für die kürzere Strecke. Der Albula ist mein Lieblingspaß, auch jetzt in der Hitze und wenn man ihn in einer gut laufenden Gruppe schnell hochfährt. Oben gehe ich an der Labe vorbei und bin fast ganz allein in der Abfahrt! Nach Schmitten hinauf läuft es nicht mehr so gut, so daß ich die Labe in Schmitten herbeisehne und gut nutze; ab hier läuft eine Gruppe ganz gut - u.a. mit der 3. Dame Andrea Hofbauer, obwohl es leicht bergan geht und ein Gegenwind bläst. Im letzten Anstieg zum Flüela hinauf müssen wir alle Reserven zusammennehmen; dummerweise reicht das Gel vom Anfang nicht ganz den Anstieg hinauf, so daß ich nach einem beherzten Antritt 40 Hm vor'm Paß in einen Hungerast reinfahre:-( Ich rette mich mit einem Müsliriegel bis zur Labe, was ganz gut gelingt; oben nutze ich die Labe exzessiv! ... und verliere paar Minuten, weil ich die Kruste vom Käsebrot nicht mehr kauen kann, die Kraft im Kiefer fehlt einfach; so muß ich die ganze Sache mit Sali anlösen, was ganz gut geht. In der Abfahrt rolle ich paar Rennfahrer auf, die im Verkehr stecken geblieben sind. Unten machen wir dann einen 3er-Zug auf und erreichen flott das Ziel. (180 km, 6:45, 3450 Hm, 26.2 km/h, 0:10 Pause) ... auf der Rückfahrt.

Engadiner Radmarathon 2007 und 2008

Teilnahme, aber kein eigener Bericht!

Engadiner Radmarathon 2009

Samstag, 11.7.09: Kaum auf lange Bergmarathons vorbereitet reise ich mit den Münchener Freunden vom Radclub nach Zernez in's Engadin. Wir beziehen unser Hotel und bereiten die Räder vor; das Wetter ist bewölkt, es fällt ab und zu etwas Regen. Abends gehen wir gepflegt Essen im 'Baer & Post'.

Sonntag, 12.7.09: Der Morgen sieht gar nicht so unfreundlich aus: Sonne und Wolken! Frühstück um 6:00, Start ist um 7:00. Dank der Lizenz starten die Concordianer im VIP-Startblock vor dem ersten regulären Startblock:-)

In der Auffahrt zum Ofenpaß haben wir 8 Grad, in der Zwischenabfahrt sogar nur 4! Ich bin froh über Armlinge und dicke Handschuhe. Ich lasse mich meiner Form entsprechend etwas zurückfallen und finde meinen Tritt mit Tomarx zusammen. So geht es dann - einmalig wegen Sperrung für den Radverkehr normalerweise! - durch den Tunnel 'Munt La Schera' (aka Livigno-Tunnel) an den Lago del Gallo nach Italien. Die Gruppe läuft so lala: Sobald ein starker Fahrer bei Tempo 42 km/h aus der Führung geht, verlangsamt sich die Geschwindigkeit auf 37 km/h! Trotzdem können wir eine größere Gruppe vor uns auffahren. Während ich nach vorne fahre, bleibt Tomarx hinten (und läßt sich dann zurückfallen).

Recht schnell erreiche ich den Anstieg zum Forcola di Livigno (diesmal nicht in Wolken, so daß man das Paßhaus oben in der Sonne liegen sehen kann): Gemäß dem Motto dieses Rennens will ich das ganze Rennen, also alle fünf Pässe, gleichmäßiger fahren. So bin ich auch nicht mehr in der vor uns fahrenden Gruppe mit einigen anderen Fahrern aus dem RC. Oben am Livigno (2315 m) fühle ich mich gut, dann schon geht es in die Abfahrt (im Vergleich zum letzten Rennen 2008 fahre ich dort nicht mit 90, sondern nur mit 80 km/h ab; ich denke, daran sieht man die mangelnde Übung). Nach 4 km geht es schon wieder in den Anstieg zum Bernina.

Hier treffe ich mit Michael Ingenweyen vom RC zusammen (wir werden lange Strecken gemeinsam fahren bis in den letzten Anstieg). Schönstes Wetter haben wir jetzt. Da auch Michael 'nur gut durchkommen' will, gehen wir die Steigung nicht zu schnell an. In vielen Kehren schrauben wir uns nach oben und erreichen dann den Passo del Bernina (2328 m). An der Labe fahren wir vorbei und es geht an die schnelle Abfahrt in's Inntal. Als ich um Kraft zu sparen nur so dahin rolle, ermuntert mich Michael zu schellerer Abfahrt: "Los HD, komm mit!" Wir haben eine gute Gruppe hinunter und unten im Tal formiert sich eine ganz schnelle Gruppe: Mit 40-50 km/h fahren wir dahin, durchfahren Zernez, wo die Fahrer der kurzen Strecke das Rennen beenden (97 km, 1325 Hm) und fahren weiter bis Susch.

Jetzt folgen noch zwei Pässe, die es in sich haben: Der Flüela und der Albula! Der Flüela geht ziemlich steil los, so daß ich kraftsparend hochfahre; ich lasse alle der Gruppe ziehen! Denn nicht wie in 2008 will ich in einen Hungerast am Albula geraten. Michael holt mich alldieweil ein und wir fahren weiter gemeinsam. So ganz locker läuft es aber schon jetzt nicht mehr bei mir:-| Nur das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite. Am Flüela angekommen (2383 m) sieht Michael unseren Präsidenten Christoph an der Labe stehen, der in einer der ersten Gruppen mitgefahren ist. Wir fahren an der Labe vorbei und rollen hinunter nach Davos.

Hier steige ich kurz aus der Gruppe aus, begrüße Eltern und Neffen, die dort warten und das Rennen ansehen, und nehme mit zwei nachfolgenden Fahrern die Fahrt wieder auf. Es geht weiter hinunter mit paar Zwischenanstiegen und den Tunnels. Dort hole ich auch die Gruppe mit Michael wieder ein. Durch Alvenau und weiter hinunter erreichen wir Alvenaubad, lassen die Labe links liegen und gehen in den letzten Anstieg, den Albula.

Die Gruppe läuft eigentlich sehr gut, aber schnell merke ich, daß ich das Tempo nicht bis zum Paß fahren kann. So lasse ich in Bergün auch Michael ziehen (er wird das Ziel 15 Minuten vor mir erreichen). Ich selbst will den Albula nur noch erreichen, egal wann und wie. Nur sind es noch 800 Hm und ich frage mich, wie ich das schaffen will! Die Gels sind alle und Wasser muß ich in Preda am Dorfbrunnen auffüllen. Und immer noch sind es mehr als 500 Hm! Mit 8-9 km/h schleiche ich weiter: Mein kontinuierliches Bergtraining habe ich in den letzten drei Jahren einfach zu sehr vernachlässigt (BZF, Training im Verein, Giro delle Dolomiti etc.). Alleine meine Ausdauer läßt mich den Albulapaß (2312 m) erreichen.

Oben tue ich das, worauf ich mich den ganzen Anstieg gefreut habe: Ich esse gefühlt alle Orangen;-) Ein Käsebrötche stecke ich mir noch zwischen die Zähne und mache mich - völlig alleine! - an die Abfahrt. Schnell geht's hinunter nach la Punt und dann wieder auf die Gefällestrecke im Inntal zurück nach Zernez. Alleine einen Fahrer habe ich aufgefahren. Der kann allerdings das Tempo, welches ich mit ca. 50 km/h anschlage, selbst im Windschatten nicht halten. So mache ich ein abschließendes 20 km-EZF: Die Uhr zeigt 7:32:30 an, also habe ich noch 0:27:30, um eine Zeit unter 8 Stunden zu erreichen. Einen guten 40er Schnitt werde ich wohl noch hinkriegen, notfalls auch allein: Denn die Strapazen der Berge und eine perfekte Labe liegen hinter mir und vor mir nur meine Lieblingsdisziplin, das EZF! Auf der von der ersten Runde bekannte Strecke rechne ich ständig, ob es denn noch klappen kann mit den 8 Stunden ...

... und es hat gepaßt: Unterstützt vom Gefälle und Rückenwind habe ich die 20 km alleine mit einem Stundenmittel von ca. 48 km/h zurückgelegt!

Das Ziel erreiche ich nach Gerd, tkaiser und Michael. Nach mir laufen noch Christoph, Tomarx und Chris ein. Wir lassen das Rennen Revue passieren und nehmen noch den Pokal für den 3. Platz in der Teamwertung entgegen! Dann machen wir uns an's Packen und reisen in unserem Sprinter zurück nach München. Hier erreiche ich den letzten Zug nach Frankfurt, wo ich ziemlich erschöpft um 1:30 eintreffe.

Fazit:

Erreicht habe ich ein absolut gleiches Ergebnis wie in 2008, bis auf die erste Stelle nach dem Komma! Ob es die Durchschnittsgeschwindigkeit, die Gesamtzeit, die Platzierungen im Gesamtfeld oder in meiner Altersklasse ist: Völlig identische Werte ergeben sich auch für 2009. Meine Bergfähigkeiten haben sich also weder verschlechtert noch verbessert. Die Analyse der Zwischenzeiten im Vergleich 2008/2009 haben aber ergeben, daß ich in 2009 konstanter gefahren bin als 2008 (was ich mir ja auch vorgenommen habe)! Die Platzierungen auf den einzelnen Zwischenetappen dazu im Vergleich:
1. Wert: Zernez Start - Ofen - Forcola - Bernina
2. Wert: Bernina - Zernez (nur Abfahrt)
3. Wert: Zernez - Flüela - Alvenau
4. Wert: Alvenau - Albula - Zernez (Ziel):

2008:  67.¦  60.¦  71.¦  89.¦ (-34,8%)
2009: 145.¦ 131.¦ 141.¦ 158.¦ (-13,7%)

Die Analyse zeigt: Ich bin ein besserer Abfahrer als Bergauffahrer und in 2008 wich die letzte Zwischenzeit um gut 1/3, in 2009 nur um ca. 1/7 ab im Vergleich zum Mittelwert der ersten drei Zwischenzeiten! Die offiziellen Ergebnisse der langen Strecke: Overall [30.9.2009], Herren [30.9.2009], LS Herren 1965 und jünger [30.9.2009], Teamwertung [30.9.2009]. Alle Ergebnisse hier. [30.9.2009]

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