Bei der Wahl des Wintertrainingsgebiets war ich zuerst unschlüssig: Nochmal, wie 2011, die Abruzzen oder mit dem durchgehenden TGV von Frankfurt nach Marseille und am Mittelmeer nach Spanien die Lücke schließen? Doch das Glück wollte ich nicht noch einmal herausfordern; die Abruzzen können im Winter sicher auch recht ungemütlich werden. So habe ich mich für die bequeme Anreise (oben) entschieden; wobei man mit der schnellsten Verbindung nicht unbedingt eher da ist (unten:-).
Datum | (Start) - Ziel | km | Ø | ∑ km | Wettervorhersage |
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21.12.12 | Zuganreise: Frankfurt - Marseille | ||||
22.12.12 | Marseille - Salin-de-Giraud: l'Estaque | 97 | 21,8 | Marseille (wetter.com) | |
23.12.12 | - Le Grau-du-Roi: Camargue | 98 | 24,4 | 195 | |
24.12.12 | Ruhetag: Seaquarium | Montpellier (wetter.com) | |||
25.12.12 | - Gruissan: Strecke | 143 | 25,1 | 338 | |
26.12.12 | - Perpignan: Katharer | 128 | 21,8 | 466 | Perpignan (wetteronline.de) |
27.12.12 | - Port Vendres: Charles Rennie Mackintosh | 44 | 21,4 | 510 | |
28.12.12 | - L'Escala: Trainingslager Girona | 113 | 21,1 | 623 | Roses (wetteronline.de) |
29.12.12 | - Barcelona: Endspurt | 167 | 21,7 | 790 | Barcelona (wetter.com) |
30.12.12 | Ruhetag: Barcelona und Zugabreise: Barcelona - ... | ||||
31.12.12 | ... - Paris - Frankfurt |
Freitag, 21.12.12: Mit dem Frühbucherrabatt will ich die Direktverbindung Frankfurt-Marseille in 7:45 ausprobieren; in der 1. Klasse finde ich und mein Gios bequem Platz. Dazu gibt es im futuristisch gestalteten Bistro des Duplex genannten Doppelstock-TGV einen Begrüßungssnack. Mit bis zu 320 km/h geht es es dann sehr entspannt dahin die ca. 1.000 km lange Strecke. Abends radel ich zum Hotel; um die Ecke ist im "Chez Les Garcons" - einem korsischen Spezialitätenladen - noch einiges los; hier bekomme ich zu korsischem Wein und Muscat auch einen 'Burger' mit Käse und Schinken, raffiniert unterlegt mit Feigenkonfitüre!
Samstag, 22.12.12: Morgens weckt mich die Sonne mit ihren erstenStrahlen. Ich mache mich am Hafen mit Fischmarkt - und Blick im Hintergrund auf Notre-Dame de la Garde - auf, um den Gebirgszug l'Estaque zu erklimmen, der den Etang de Berre vom Mittelmeer trennt. Hier geht es über den Col de la Gatasso und hinab nach Martigues am besagten Etang zum Mittagessen bei Sonne! Ansonsten habe ich eine hohe Bewölkung.
Durch große Industriegebiete geht es jetzt und durch Salinenlandschaften (wie noch öfter auf der Tour!) nach Fos-sur-Mer: Hier thronen die Reste der alten Festung (14. Jh.) und die Kirche St. Sauveur (11. Jh.) auf einem Felsen mit einem Blick über die Salinen zum Industriegebiet Marseille Europort und auf's Meer. Mit einsetzender Dämmerung erreiche ich wiederum an div. Salinen vorbei den östlichen Arm der Rhone 'Grand Rhone', welche ich per Fähre überquere. Danach gelange ich in den Parc naturel regional de Camargue und den Ort Salin-de-Giraud: Dessen eigenartige, gleichförmige Architektur verwunderte mich schon; allerdings lüftet Wikipedia das Rätsel: Der Ort wurde 1856 angelegt, um die südlich davon gelegene Saline zu bewirtschaften; 1896 sorgte eine belgische Firma für das für französische Verhältnisse eher untypische Straßenbild des Ortes.
Sonntag, 23.12.12: Heute: Sonne pur! Ich fahre heute kreuz und quer durch die Plaine de la Camargue, garantierte Hm 0! Dieses ebene Schwemmland besteht überwiegend aus Seen und sumpfigem Landstrichen und beherbergt viele Vogelarten sowie Stiere und die berühmten weißen Pferde. Auf kleinsten Straßen, selten mit Baumbestand, ganz nah am Etang de Vaccares und vorbei an sumpfigen Uferstreifen und in Kurven dem Ufer folgend geht es dahin! Kaumst KFZ-Verkehr; ab und zu bleibe ich stehen und lausche den Geräuschen: Gackern und Kreischen in der Uferregion oder heulend, fauchend in der Luft, wenn mich 4 Schwäne überfliegen! Dabei kann ich auch immer wieder Kolonien von Flamingos ausmachen.
Zur Mittagspause erreiche ich Stes-Maries-de-la-Mer, wohin es uns schon 1985 nach dem Abitur auf einer Campingradtour geführt hat. Nach dem Essen fahre ich im Ortskern an der festungsartigen Wehrkirche Notre-Dame-de-la-Mer vorbei. Weiter über die 'Petit Rhone', den westlichen Arm der Rhone, erreiche ich die ehem. Hafenstadt Aigues Mortes ('Totes Wasser') aus dem 13. Jh.: Der mittelalterliche Ortskern ist komplett von der Stadtmauer umgeben; darin ist es mir etwas 'zu schön', ich fahre noch bei der befestigten Kirche Notre-Dame-des Sablons vorbei, die u.a. als Salzlager fungierte und aus der Anfangszeit des befestigten Hafens stammt. Sehenswert ist auch der Tour de Constance (links), der das initiale Bauwerk darstellt und - da der Ort vor der Verlandung von Sumpf und Mittelmeer umgeben war - den einzigen Zugang vom Land her in die Stadt darstellte.
Dann verlasse ich nach einem Cafe au lait den Ort, vorbei an ausgedehnten Sumpflandschaften mit Blick zu Hügelketten in weiter Ferne, strebe am Chenal Maritime und an den Salzgewinnungen der Salins-du-Midi - dabei muß man wissen: Zur damaligen Zeit galt die Salzgewinnung nicht nur dem Gewürz; denn Salz wurde hauptsächlich zur Konservierung benötigt! Und die Monopolstellung im Salzhandel hatte damals stets Venedig inne - vorbei der Hafenstadt Le Grau-du-Roi zu. Hier komme ich im Hotel Grand Sud direkt am Kanal unter mit tollem Fensterblick! Obwohl ich eigentlich weiterfahren könnte und auch wollte, bleibe ich aus drei Gründen: Es ist wirklich sehr schön in diesem kleinen Ort am Meer, die Tagesleistung mit knapp 100 km ist für den zweiten Tag völlig ausreichend und der Ort bietet ein empfohlenes Meerwasseraquarium, welches ich mir bei Regen am nächsten Tag ansehen will (Wettervorhersage).
So genieße ich die Sonne, schaue mir den alten Leuchtturm an, erlebe einen traumhaften Sonnenuntergang am Kanal und am Meer, zum Abendessen gibt es eine große Portion moules-frites, nach der ich am festlich hergerichteten Kanal zum Hotel gehe.
Montag, 24.12.12: Der nächste Tag ist wirklich grau-in-grau:-( Es regnet zwar nicht, aber die Straßen sind klitschnaß. Ich mache mich also auf zum Seaquarium [22.10.14]; ich zeige hier einige Aufnahmen dieser faszinierenden Unterwasserwelt: Seestern, Rochen, Quallen, Seelöwe (schwer zu erwischen), Robben und Hai. Es ist schon sehr eindrucksvoll, diesen Tieren zuzusehen bei ihren ästhetischen Bewegungen; wie z.B. der Octopus seine Arme koordiniert und bewegt und wie es sich damit festhält und sich schnell oder langsam mit ihrer Hilfe bewegt! Abends bin ich wieder überwasser am Kanal und lasse mir das 4-Gang-Feiertagsmenü im Hotel schmecken: Meeresfrüchtesalat, Lammhaxe(?), Frommage blanc und Creme catalane!
Dienstag, 25.12.12: Aus eigener Erfahrung weiß ich: Nach den ersten beiden Tagen fährt es sich am dritten Tag fast wie von selbst (zumal, wenn Rückenwind herrscht:-) Bei trübem Wetter folge ich der Küste, beobachte südlich von Montpellier am Etang de l'Arnel eine Kolonie Flamingos, folge den z.T. äußerst gut ausgebauten Radwegen und überquere vor Frontignan den Canal du Rhone A Sete, der hier durch die Etangs geführt ist (Rückblick: Links Etang de Vic, rechts Etang-Rest, dahinter Mittelmeer). Eigentlich wollte ich dem Kanal folgen, doch der Fahrsteifen war nicht geteert, bei diesem Wetter also keine gute Idee. Linkerhand folge ich dem aufgewühlten Meer, während sich rechterhand der Etang d'Ingril (wieder mit Flamingo-Kolonien) ausbreitet.
Ich erreiche an Frontignan vorbei die als sehr schön beschriebene Stadt Sete über eine der fünf Hebebrücken, passiere das Palais Consulaire mit Sitz der Chambre de Commerce et d'Industrie de Sete-Frontignan-Meze (Industrie- und Handelskammer, gebaut 1920, beginnendes Art Deco, evtl. noch ausgehender Jugendstil?), wo mich besonders das Entree du Tribunal reizt. Im Zentrum der Altstadt sehe ich auch, warum Sete als Klein-Venedig bezeichnet wird.
Über einen Radweg in den Dünen zwischen Bassin de Thau und Mittelmeer erreiche ich Agde und mache in der Altstadt eine typische Pause mit Cafe au lait und Gebäck; dann sehe ich mir den Stadtpalast Boissezon (17. Jh., Renaissancestil), das Haus der Konsule (1651, im 18. Jh. erweitert, Rundbogenarkarden als Markthalle, Tor mit Bossenwerk und Ziergiebel) und die Kathedrale Saint Etienne (von 872, 1173 zur Festung erweitert, im 14./17. Jh. die hohen Fenster eingebaut) an; alle verbindet, daß sie aus dem damals dort vorhandenen dunklen Basalt gebaut sind und entsprechend bedrohlich wirken (zumal ohne Sonne bei bedecktem Himmel doppelt bedrohlich). Über den Canal du Midi erreiche ich Portiragnes mit seiner Kirche Saint-Felix (14. Jh., polygonale Apsis mit mächtigen Strebepfeilern, auch hier schwarzer Basalt). Kurze Zeit später erreiche ich den Parc naturelregional de la Narbonnaise en Mediterranee: Hier durchfahre ich in der Montagne de la Clape Weinberge östlich von Narbonne.
Die Wettervorhersage für morgen (heiter bei 10-15°C) stimmt mich etwas versöhnlich; denn von der Vorhersage heute stimmt zwar, daß es - bis auf ein paar Tropfen Nieselregen - nicht geregnet hat; von Sonne war aber nichts zu sehen. Abends komme ich - da alle Hotels im modernen Teil Gruissans zu haben - dank zweier Frauen zu einem Chambre d'Hotes in der Altstadt, die sich kreisförmig um eine alte Burg auf einem Felsen gruppiert (später mehr dazu); hier esse ich dann Pizza Lorraine. Oftmals bin ich über die Feiertage der einzige oder einer der wenigen Gäste; entsprechend herzlich ist die Bedienung:-)
Mittwoch, 26.12.12: Nach einem reichlichen Frühstück verlasse ich die Stadt und es ergbit sich fast eine schottische Landschaft: Linkerhand Etangs und Blick bis zu den Corbiere-Bergen im Süden, geradeaus sonnenbeschienene Sumpflandschaft mit Regenbogen und Blick bis zum Massif de Fontfroide! Am nördlichsten Zipfel des Etang de Bages et de Sigean gibt es leider nur einen offenbar matschigen Pfad, so nehme ich den Umweg über den Autobahnzubringer. Danach geht es auf landschaftlich schönster Strecke an Bages vorbei und bei böigstem Wind auf einem Damm zwischen o.g. und Etang de Saint-Paul entlang nach Peyrac-de-Mer: Ein wirklich nettes Fleckchen Erde!
Ich verabschiede mich heute erstmal von der Küste und fahre gegen heftigste Windböen in's Landesinnere, das Land der Katharer! Dabei geht es vorbei an den Chateaus der Weingutbesitzer, hinein und durch Schluchten zuerst einmal nach Durban-Corbieres: Hier mache ich in der Dorfkneipe Halt, die von zwei Käutzen geführt wird, bei Rouge, Sandwich de frommage und Cafe au lait! (Zuerst bestelle ich Cafe und Baguette; der Cafe ist sehr heiß, so ordere ich ein Glas Rouge ..., und der Barkeeper grinst nur:-) Draußen am Fenster ziehen Menschen auf der Flucht vorbei, "Alte, Kranke, Frauen und Kinder. Die letzten Habseligkeiten notdürftig zusammengerafft. Christen, die nichts mehr mit dem Prunk und der Verschwendung der Katholischen Kirche des Mittelalters zu tun haben wollen. Die Katharerbewegung lehnt Steuern und Kirchenbauten ab, sieht Mann und Frau als gleichberechtigt an und verlangt nach einem einfachen, reinen Glauben. Wer von ihnen nach einem strengen Moralkodex lebt, kann es bis zum 'Vollkommenen' bringen, einem Leben, das von Enthaltsamkeit, Gebet und Arbeit bestimmt ist. Die konservative Kirche beginnt zwei Kreuzzüge gegen die Ketzer. Wer nicht abschwört, landet auf dem Scheiterhaufen. Überall in Südfrankreich wird gemordet und gebrandschatzt. Die Katharer fliehen vor den anrückenden Kreuzrittern in die Burgen sympathisierender Adliger." (Entnommen dem Reisebricht "Frankreich - Corbieren Im Land der Katharer" von Frank Sachau, Quelle [22.10.14])
Ich dagegen habe bis zur ersten Katherer-Burg noch ein paar Kilometer und Höhenmeter vor mir; so passiere ich Weinfelder, mache in der Ferne die Pyrenäen aus und passiere die Burg Aguilar und eine Schlucht - in der der Wind heftig bläst wie in einem Windkanal! - und erspähe nach Cucugnan die Katharer-Burg Queribus! Nach dem Überqueren des Passes tut sich eine phantastische Abfahrt mit Blick bis hin zu den Pyrenäen auf mit Rückblick auf Burg und Corbiere-Berge! Im Tal angekommen geht es mit viel Rückenwind durch die Weinberge (links oben immer Queribus im Blick). Dort wird auf dem Weinfeld noch gepflügt mit dem Pferd! Von einem Zwischenanstieg ergibt sich ein toller Rückblick in's Tal und die Corbiere-Berge, bevor es auf kleinster Straße durch landschaftlich schönstes Gebiet vorbei an Weingütern auf Perpignan zu geht. Hier erreiche ich in der Altstadt das Hotel de France (von 1833!) am Quai de la Basse.
Im nahegelegenen Cafe de la Poste - einem klassischen Cafe - starte ich mit einem Corbiere-Wein und lasse im Grand Cafe de la Bourse gegenüber der ehem. Börse Loge de Mer das Menü mit einer Chevre chaude starten.
Donnerstag, 27.12.12: Heute Vormittag sehe ich mir Perpignan an; aber was hat Charles Rennie Mackintosh damit zu tun? Nichts, aber dazu später mehr! Ich starte meinen kleinen Rundgang am ehem. und einzig erhaltenen Stadttor der Altstadt, dem Le Castillet, gehe dann weiter zur Kathedrale: Diese wurde 1324 begonnen, allerdings ca. 100 Jahre später wurden die Baupläne geändert (und nochmals ca. 100 Jahre später geweiht: Die Seitenschiffe wurden aufgegeben, es entstand eine einschiffige Kirche mit sehr unterschiedlich ausgeschmückten Seitenkapellen. Zum Nebeneingang hinaus gelange ich zum quadratischen Le Campo Santo, einem der ältesten mittelalterlichen Friedhöfe Frankreichs, ähnlich einem Kreuzgang (14. Jh.). Weiter gehe ich zum Xanxo House, dem gotischen Haus eines wohlhabenden Händlers von 1507, dem Rathaus (mit Blick in den Innenhof) (14./17. Jh.) und der nebenstehenden gotischen Loge de Mer, der ehem. Börse, Gerichts- und Zollgebäude.
Wieder auf dem Rad fahre ich noch hoch zur Festung, welche das Palais des Rois de Majorque enthält, dem Königspalat des kurzen Königreichs Mallorca (1276-1344). Von dort habe ich eine tolle Aussicht über die Stadt in die Pyrenäen und zurück in die Corbiere-Berge (sogar Queribus kann ich erkennen!). Nach dem Rundgang fahre ich über Cabestany (wo es schon wieder Weingüter gibt) direkt nach St. Nazaire. Über Argeles-sur-Mer (mit kleiner Mittagspause) gelange ich zu den auf's Mittelmeer trffenden Ausläufern der Pyrenäen; und damit zu einem atemberaubenden Küstenabschnitt! An Weinhängen (Domaine Banyuls Reno) vorbei windet sich die Straße an der Küste entlang! Ich gelange nach Colliour (Dorfplatz mit Festung) mit Hafen, Festung und entferne mich schweren Herzens mit einem Blick auf das Stadtbild.
Und jetzt kommt Charles Rennie Mackintosh in's Spiel, mein Lieblingsarchitekt! Der gebürtige Glasgower verbrachte seine letzten Lebensjahre in der Gegend, nämlich in Port Vendres (er wohnte in dem ehem. Hotel di Commerce, welches in dem gelben Haus im Bildzentrum untergebracht war), meinem nächsten Ort. Hier half ihm das bessere Wetter über den Winter, seine Krankheiten zu überstehen; zumal war das Leben hier deutlich günstiger als in London. Denn verarmt verbrachte er hier das traurige Ende einer posthum glanzvollen Karriere! Er selbst bezeichnete diese letzten Jahre hier im Süden als seine schönsten. Verweisen möchte ich auf die Aquarelle, die er bei seinen Aufenthalten angefertigt hat (The Hunterian Museum and Art Gallery, University of Glasgow):
Ich genieße nach einer sehr kurzen Etappe ebenso wie Chrales Rennie Mackintosh das gute Klima, bummel am Hafen (fast ein schottisches Ambiente!) entlang zum einem Fischverkauf: Hier kann man alle erdenklichen Sorten von Sardinen kaufen; ebenso ist aber auch eine Art Bistro integriert, wo ich u.a. Meeresfrüchtesalat zu einem Colliour-Wein porbiere. Anschließend sehe ich mir noch die lebenden Meerestiere an. Abends genieße ich den Gang am Hafen bei aufgehendem Mond vorbei zurück zum Hotel.
Freitag, 28.12.12: Jetzt endlich will ich Spanien erreichen und komme auf bekanntes Gebiet; doch der Reihe nach: Auf Empfehlung folge ich zuerst für Wohnmobile und Busse ungeeignete Straßen (D86) weg von der Küste durch die Weinberge von Banyuls und Colliour; zwischenzeitlich erreiche ich bei phantastischen Ausblicken den Col de Mollo. Über Banyuls-sur-Mer erreiche ich die Ausläufer der Pyrenäen (Serra de l'Albera), wie sie in's Mittelmeer abfallen. Der bergigste Abschnitt der Reise beginnt: Ich verlasse die französische Grenzstadt Cerbere, erklimme den Grenzübergang, ganz oben im Bergsattel, durchquere Portbou, die spanische Grenzstadt, und folge nicht der neuen Straße (mit Tunnel), sondern der alten 'Paßstraße' (ausgeschildert für Gefahrguttransporter!). Auf der anderen Seite geht es mit tollem Blick auf leeren Straßen mit Serpentine hinab!
Über El Port de la Selva (mit Mittagessen: Frittierter Fisch) und mit Rückblick auf die Serra de l'Albera erreiche ich den Parc natural del Cap de Creus: Kaum Verkehr und tolle Landschaft und Vegetation! Oben am Abzweig links nach Cadaques fahre ich geradeaus und bewege mich ab jetzt auf dem Terrain unseres Trainingslagers 2010: Mit einer umwerfenden Aussicht aus den Serra de l'Albera (links der Golf von Roses) und einer tollen Abfahrt erreiche ich l'Escala (Kirche Sant Pere). Hier finde ich nach etwas Fragen ein Hotel (Hostal El Roser), welches auch Einzelzimmer vermietet. Eigentlich hätte ich noch etwas weiter fahren wollen, um am nächsten Tag keinen so ganz langen strech bis Barcelona zu haben (denn die Stadt wollte ich für eine Übernachtung dort und einen anschließenden Ruhe- und Besichtigungstag schon erreichen), doch es lag keine Stadt am Meer in erreichbarer Entfernung:-|
Samstag, 29.12.12: Der Blick in die Zeitung beim Wetter verspricht zwar Sonne; die Pfeile habe ich allerdings für Wasserströmungen gehalten:-( es war aber vent moderat, später mehr dazu!) Auf noch vom Trainingslager bekannten Nebenstrecken passiere ich Torroella de Montgril (im Hintergrund die Festung) und fahre eine spanische Trainingsgruppe auf: Während ich bisher mit 30 km/h unterwegs war, sind es im Windschatten 35 km/h! Und als uns dann noch ein Traktorgespann überholt, sind wir mit 45 km/h unterwegs (ein Heidenspaß:-) So spare ich etwas Kraft für die ungewiß lange Etappe, erreiche Palafrugell (unseren Trainingsort von 2010) wieder auf altbekannten Nebenstrecken und lege eine kleine Essenspause im Vorort Mont-Ras ein; hier wird mir schon das Programm des restlichen Tages präsentiert! Schnell erreiche ich auf der autobahnähnlich ausgebauten C-31 Palamos mit seinem Hafen und folge der Promenade so weit es geht. Die Wellen weisen aber schon darauf hin, daß es nicht windstill ist!
Nach Sant Feliu de Guixols beginnt wieder ein landschaftlich sehr schöner Teil der Costa Brava: Beinahe hätte ich in der Stadt sogar selbst den Abzweig verpaßt! So gibt es kaum Verkehr auf der Küstenstraße: Vero via, wie mir ein entgegenkommender Rennradfahrer zurief! Schon nach kurzer Zeit ergibt sich dieser Rückblick auf die Küste. Und auch voraus erstreckt sich ein bezaubernder Küstenabschnitt! Die Straße windet sich dabei immer wieder rauf und runter, mit tollen Ausblicken auf einsame Buchten. So finde ich mich in Tossa de Mar gegen 14:00 zu einer Bocadillo/Tinto-Stärkung ein; das Rechnen beginnt: Für die ca. 80 km habe ich im Hellen noch ca. 3 Stunden Zeit; das wird knapp! Denn schon bald merke ich auf flacher verlaufender und geradliniger der Küste folgender Straße, wie mir der Wind in's Gesicht bläst! Z.B. hier, kurz nach Calella mit Leuchtturm, wenn man sich die einzelne Palme rechts ansieht! So fahre ich statt 30 nur 20 km/h! Das erfordert nochmal eine kleine Stärkung in Mataro, um dann mit gesammelten Kräften immer schneller werdend dem Ziel zuzustreben. Ca. 15 km vor Barcelona geht dann die Sonne unter und die Silhouette der Stadt zeichnet sich mit z.B. dem Torre Agbar ab! Mit einsetzender Dunkelheit erreiche ich den Bahnhof Estacio de Franca und beziehe gegenüber im Park Hotel ein Zimmer, wo ich mich bei einem Wannenbad von den 167 km und dem Gegenwind entspanne!
So erholt mache ich mich auf in das naheliegende Altstadtviertel, lande im sehr lebendigen und hoffnungslos überfüllten El Xampanyet! Die letzte Etappe lasse ich zufrieden Revue passieren, da fällt mit die Wettervorhersage für heute in die Hände: Anderswo hätte ich heute in Spanien nicht unterwegs sein wollen:-) Nach einem Hinweis kehre ich auch noch in der nahgelegenen Bar Frankfurt ein: Wieder mal ein Fingerzeig Gottes;-)
Sonntag, 30.12.12: Ich plane nur einen kleinen Rundgang: Starten tue ich am Hafen mit der Lektüre des SZ, bummel an den Hafengebäuden vorbei und über die Ramblas zu einem deftigen zweiten Frühstück in den Boqueria-Markthallen. Dann entscheide ich mich für den Besuch des Gaudi-Bauwerks Casa Batllo (vorweg: 15 min Anstehen und rund 20 EUR sind es wert!): Schon das Treppenhaus beeindruckt (dabei erinnern mich die Formen an das, was ich im Seaquarium in Le Grau-du-Roi gesehen habe!); der gekachelte Innenhof (mit nach unten genau definiert heller werden Fliesenfarben; die Dachkonstruktion (einen Drachen, links und eine Lanze, rechts, darstellend). Meinen Rundgang setze ich an der Casa Mila vorbei fort zur Sagrada Familia (an der immer noch gebaut wird, aber deutliche Fortschritte erkennbar sind!). In Tapas-Bars verbringe ich den Abend, bis zur Abfahrt des Tren-Hotels (rechts). Abends gibt es in der Bar des Zuges letztmalig Brandy und Tapas. Update [23.12.2014]: Im Nachhinein recherchiere ich, daß dies die letzte Möglichkeit der Rückreise mit dem Trenhotel gewesen ist! Denn zum 15.12.2013 wurde die Nachtzugverbindung Joan Miro (Barcelona Franca-Paris Austerlitz) eingestellt! Er war schon recht einzigartig in Europa: Ein Hotel-Zug mit guter Ausstattung, zwar bisweilen eng, dafür aber mit getrennten Bar- und Speisewagen; richtiges Reisen halt! Vgl. dazu die Wikipedia [23.12.2014].
Montag, 31.12.12: Pünktlich erreich ich Paris Gare d'Austerlitz, setze mit dem Rad an der Seine und dem Canal Saint-Martin über zum Gare de l'Est: Hier parke ich mein Rad und vertreibe mir die Zeit in ein paar Cafes, bis mich und mein Gios der ICE Paris verlassend zurück nach Frankfurt bringt.
Bis auf die herausragenden Landschaften Camargue, Parc naturel regional de la Narbonnaise en Mediterranee, Corbiere-Berge und Serra de l'Albera wirken die flachen Küstenabschnitte immer sehr ähnlich; die 80 km von Tossa de Mar nach Barcelona sind recht unattraktiv, die hätte ich mir zugunsten von einer Schleife in den Corbiere-Bergen zu den Gorges de Galamus oder einer Stadtbesichtigung von Narbonne schenken sollen (wie wir es 1999 auch getan haben).
Die Reisezeit über die Feiertage bietet sich an: Das ich z.B. auf die Neopren- und dicken Handschuhe verzichtet habe, war kein Fehler; sehr angenehm ist es auch, daß man mit ein paar gleichgesinnten Touristen unter sich ist. Ich möchte nicht wissen, was in der Hochsaison dort am Meer los ist!
Und ob sich das Grundlage-/Ausdauertraining auszahlt bei meinen Bemühungen, den Halbmarathon in 1:20:00,0 zu schaffen, wird sich demnächst hier zeigen ...:-)