Der Jahrhundert-Sommer!
Kurze technische Hinweise: | |
Person: 65 kg | Hans Dietmar Jäger |
Gepäck: 17 kg | Ortlieb Lenkertasche für Photoapparat, Wertsachen, ... Ortlieb Sack für's Zelt und 2 Karrimor Mountain hinten |
Fahrrad: 16 kg | Motobecane Mistral, tourentauglich ausgestattet |
Summe: 98 kg | |
Übernachtungsarten: | |
ZP | Zeltplatz |
WZ | Wild Zelten |
SCH | Schiff |
IH | Independent Hostel |
IZ | Zelten vor einem Independent Hostel |
1 (Irisches) Pfund = 2.265 DM (zur Zeit der Reise)
Kurze Hinweise zum Reisebericht:
Datum -> Etappenziel | -> (Etappenziel in der Nähe von) | [Verbleib
in diesem Ort] (Gesamtkilometer)
Erlebnisse in Textform
km=Kilometer Tagesdurchschnittsgeschwindigkeit
Zeit=Losfahren-Übernachtungsplatz (Übernachtungsart Preis DM)
Bei bestem Wetter (Sonne, Sonne, Sonne, Wärme und blauem Himmel) geht
es zu dritt ohne Panne, mit einem Eis-Stop in Leopoldshöhe nach 40 km
und mit Zelt, Campingausrüstung und viel guter Laune in Deutschland
Richtung Norden - wir wollen die Fähre von Hamburg nach
Newcastle-upon-Tyne (Nord-England) nehmen - bis nach Lahde an der
Weser.
97.5km 22.1 5:36 (ZP 7 DM)
Gerald Klocke, M. Klemm. und Hans Dietmar Jäger
Bei Heimsen an der Weser, Stedebergen am See Mittagspause und Baden (Gerald und
Michael), Eis in Scheeßel.
117.0km 21.3 9:09 (ZP 8 DM)
Schnell losgefahren, gutes Wetter, Stopp am Hähnchengrill;-) Hafendurchfahrt (Harburg) voll problemlos, schöne Kulisse, ...
Am südlichen Ufer der Elbe, nahe des Eingangs zum alten Elbtunnel, mit Blick auf die Landungsbrücken
... alter Elbtunnel, Bummel durch die Hafenstraße und St. Pauli
Reeperbahn mit Elbschloßkeller. Leider ist gerade Hochsaison und
selbst für die Deckpassage gibt es keine Plätze mehr. Wir könnten zwar
einige Tage später die Hamburg-Harwich Passage nehmen, doch
entscheiden wir uns lieber für die - rund 270 DM teure -
Kabinenpassage nach Newcastle! Abfahrt in Hamburg (äußerst schön!)
vom neuen Terminal, 4-Bett-Kabine vollklimatisiert + Dusche und WC auf
der Fähre.
58.6km 21.2 4:09 (SCH 274 DM)
Frühstück an Deck, Überfahrt toll: Sonne, Sonne, Sonne! In England
rund 20 Grad und Sonne. Von Newcastle - ab Heddon-on-the-Wall - folgen
wir auf ganzer Länge dem Hadrians Wall, der nördlichsten
Verteidigungslinie des alten Römischen Reichs von 122. Sie war nötig
geworden, weil die wilden Pikten und Selgoven ständig nach Süden
einbrachen und das Land heimsuchten. Im Norden - Schottland - ließ das
Klima z.B. kaum Ackerbau zu. Der Wall ist nicht auf ganzer Länge
erhalten, doch bieten die erhaltenen Stücke mit Grundmauern von
Türmen, Posten und ganzen Kastellen einen schönen Rückblick. Zeltplatz
in Acomb nahe dem Wall ist sehr ruhig. Ein paar Kilometer fahren wir
zur nahen Stadt zum Einkaufen.
50.6km 20.5 3:50 (ZP 7 DM)
Sehr guter Rückenwind! Hadrians Wall. Mittag in Housesteads Fort mit Wanderung
am Wall entlang. Sonne, Sonne, Sonne: Blue sky, herrliche Szenerie am Wall
entlang und von Gilsland (Tee, Bier und Sandwich-Stop) bis Smithfield über
B6318 und unclassified routes. Hinter Carlisle - bei
Gretna Green - passieren wir die Grenze zu Schottland.
91.6km 23.1 8:51 (ZP 2 DM)
Michael und Gerald. Nach dem Passieren der Grenze von England zu Schottland, bei Gretna
Rückenwind, in Annan eingekauft, Dumfries mit Fish 'n' Chips Mittag
gemacht. Sonne, Sonne, Sonne: Heiß! Pause Loch Ken. Hier fahren wir
auf unserem Weg nach Stranraer - dem Fährhafen an der Westküste - auch
durch den Galloway Forest Park. In New Galloway eingekauft und ab in
den Galloway Forest Park: Sehr schön! Und dieser, kaum besiedelt,
weist nur einen - nicht eingezeichneten - Campingplatz (plain)
auf. Abends müssen Gerald und ich, während Michael schon das Zelt
aufbaut, noch rund 10 km fahren nach Newton Stewart um Bier, Whisky
und andere Lebensmittel zu kaufen. Auf dem Rückweg müssen wir uns
wieder ganz schön nach oben kämpfen! Das gibt für uns beide dann
127.9km 20.9
102.7km 20.5 9:27 (ZP 5 DM)
Da uns der Forest so gut gefällt - das Wetter tut sein übriges dazu,
während der Nacht schlafen Gerald und ich draußen und können endlos
viele Sternschnuppen bewundern - bleiben wir spontan einen Tag dort
und wandern. Anfangs Wolken, dann Sonne, Sonne, Sonne! Wanderung auf
einer Kombination der drei vorgeschlagenen Routen. Baden unterm
Wasserfall (Grey Horse Tail Fall). Räder einstellen und
Rumgammeln. Abends Whisky Probe: Talisker, Isle of Jura and Tamdhu)
- - - (ZP 5 DM)
Sonne! 10 km-Abfahrt aus dem Galloway Forest Park, B and unclassified routes an Loch Black, Heron und Ronald vorbei. Auf dem Weg zum Fährhafen müssen wir uns dann beeilen, weil bei Geralds - neuem(!) - Fahrrad ständig Speichen reißen:-( Jetzt wieder zwei Speichenbrüche bei Gerald ["Ihr könnt mich Markus nennen!"] Fähre just um 16 Uhr bekommen (11 Pfund, 2:20) Kalt in Nord Irland.
Gerald und Michael während der Überfahrt von Stranraer, Schottland nach Larne, Nord Irland
Nord Irland mit dem "Marine Drive" an der Antrim Küste
Im Jahr 1995 ist es in Nord Irland äußerst ruhig und wir verschwenden
keinen Gedanken an unsere Sicherheit.
Das Wetter auf der ganzen Tour ist phantastisch: Sonne, warm und immer
blauer Himmel! (Einmal regnet es und es ist dicht bewölkt. Aber den
Tag radeln wir gar nicht.)
Abends auf dem südlichen Teil des "Marine Drive"
Wir fahren an der Nord-Ost-Küste Nord Irlands entlang nach Norden. Es ist sehr flach und an unserem ersten Abend (Nacht) schlendern wir (ohne Michael) durch den Ort Carnlough:
Gerald in den Armen von Geraldine ..., zum Ende der Hochzeit
Es wird gerade ein (Dorf-)Fest gefeiert und abends im Pub - wir begeben uns in
einen Hinterraum - geraten wir dann noch in eine Hochzeitsfeier! Ein Mädchen
fordert uns auf, mitzutanzen, während wir uns noch unschlüssig mit unserem Pint
in der Hand an der Wand herumdrücken ...
(Es folgt dann am nächsten Morgen
auf unserem Campingplatz das Phänomen: "The day after":-)
85.6km 21.9 10:02 (ZP 3 DM)
Dann folgen wir dem phänomenalen "marine drive" in Richtung Norden: Die
Szenerie ist wirklich großartig! Wir nehmen noch einen der Glens of Antrim mit.
An der Nord-Ost-Ecke der Insel - von wo man Dank der erklommenen Höhe bis nach
Schottland sehen kann über den Mull of Kintyre - geraten wir dann aber in sehr
steile Streckeabschnitte. Zudem bläst uns noch ein ungemütlicher Wind entgegen.
Michael denkt beim Anblick der vor uns liegenden Steigung an Aufgeben. Aber was
hat er denn in Irland erwartet? Ich stelle mir die Situation gerade bei Regen
vor ...!
85.3km 16.9 9:20 (ZP 6 DM)
Den "Giants Causeway" sehen wir uns an, eine Touri-Falle erste Güte! Ganz nett,
aber voll überlaufen! Außerdem sind die unteren Wege größtenteils gesperrt.
Dann Portrush und Portstewart (beides Seebäder mit Amusement-Charakter), hier
Fish 'n' Chips. Dann Mussenden Temple (Bischof von Derry) sehr sehenswert!
48.2km 18.6 8:29 (ZP 5 DM)
Warten vor der Kneipe auf die "Fähre"
Im weiteren Verlauf setzen wir mit einer Fähre (5 Pfund) über nach Irland. Wir warten draußen vor der Kneipe bei einem Bier auf die Abfahrt: Es hieß: "The ferry boat leves from the jetty". Da wir kein "jetty", eine Art Anlegesteg, an dem sehr flachen Sandstrand sehen, sind wir gespannt, wie sich die Situation aufklären würde. Die "Fähre" stellt sich dann als kleines Motorboot heraus - es mußte zweimal fahren, da noch zwei Radler gekommen waren - und der "jetty" wurde von einem Trecker - Marke Lanz (Kult-Kult) - in's flache Wasser geschoben, nachdem wir alle (mit den Rädern) vorher auf den "jetty" draufgeklettert waren!
Unser nächstes Ziel ist die Nord-West-Ecke der Insel: Die Region
Donegal! Zuerst geht es aber noch an Derry vorbei und hoch zum
Steinfort Griahan Aileach. Es bietet eine wunderbare Aussicht auf die
Landschft!
78.0km 21.0 7:21 (IH 12 DM)
Dann geht es durch den phantastischen Glenveagh National Park: Ohne
Baumbestand erstreckt er sich wie ein Hochmoor zwischen den
Bergrücken! Der vielangekündigte Bloddy Foreland Head drive verschlug
uns aber nicht den Atem, ist aber ganz nett. Die Landschaft ist leider
arg zersiedelt mit häßlichen Häusern! Kurz vor Dunglow ereilt mich
noch ein Platten: Und es
wimmelt hier ausnahmsweise von Mücken! Mücken leider auch später am
Zeltplatz im Ort. Aber wir lassen uns durch den Ort treiben und
versacken in einem Pub: Hier lassen wir uns erst vom Barkeeper einen
Whiskey empfehlen und wählen beim zweiten dann selbst aus. (Mit dieser
Praxis haben wir in Schottland sehr gute Erfahrungen gemacht.) Das
heißt hier: Zuerst gibt es einen (John) Powers (and Son), danach einen
Bushmills. Beim Powers handelt es sich um den irischen Whiskey, den es
eigentlich in jeder Kneipe gibt. Leider ist er hier in Deutschland nur
ganz selten zu bekommen.
95.1km 19.8 9:14 (ZP 5 DM)
Jetzt befinden wir uns schon an der zerklüfteten Westküste
Irlands. Dieser wollen wir möglichst nah folgen Richtung Süden. Es
geht über kleine Straßen zuerst nach Ardara. Hier gibt es zum Mittag
lecker Fish 'n' Chips! Und leider mit vollem Bauch den Glengesh Pass
hoch. Doppelt Spaß macht es dann, als es herunter nach Glencolumbkille
geht. Dabei ist das letzte Stück besonders schön. Glencolumbkille ist
berühmt für sein Musikerfestival und wird gerne genutzt als Basis für
Ausflüge zum nahen Slieve Seague. Quartier bekommen wir im IH für zwei
Tage. Es ist perfekt gelegen in den Hügeln mit bester Übersicht über
die Bucht und das Meer, besonders bei Sonnenuntergang!
63.5km 16.6 7:31 (IH 13 DM)
Wanderung am Slieve League: Per Auto.ging's nach Carrick. Leider bedeckt, beim Aufstieg hing die Spitze schon in den Wolken, nachher dann Regen: Aber der Wind pfiff an der Steilküste hoch an der Abrißkante vorbei, so daß man sich dort regelrecht über die Klippe beugen konnte.
Gerald wagt den Blick die Klippen hinunter! Ganz hinten Michael
Michael war nicht der Fan von diesem Wetter, so kehrten
wir um. Mit dem Bus gings nach Glencolumbkille zurück. Hier Einkauf
einer Schlägermütze (Michael) und je eines Pullovers.
- - - (IH 13 DM)
Nächster Tag sehr schön, von Regen keine Spur mehr! Es geht an der Rückseite des Slieve League vorbei - unserer Passion vom Vortag - an der Küste lang nach Killybeg. Spontan hat es uns bei der Durchfahrt durch den Ort so gut gefallen, so daß wir unsere Mittagspause hier verbrachten: Lecker Fish 'n' Chips essen im Schnell-Restaurant. Dann Bummel durch den großen Fischereihafen:
Blick vom Hafenpier auf die Stadt
In Killybeg wurde mit
EG-Mitteln eine große - wenn nicht die größte - Fischereiflotte
Irlands installiert. Die Sonne brennt vom Himmel! Tolle Photos
entstehen auf Fuji-Diafilmen: Sehr intensiv leuchten die Farben. An
der Küste geht es weiter nach Süden: In Bundoran ist Station in einem
IH. Hier in der Stadt nutzen wir - wie eigentlich immer, wenn wir
nicht wild zelten, die Möglichkeit zum Kneipenbummeln!
90.3km 19.3 9:51 (IH 19 DM)
Mit äußerstem Gegenwind geht es über Sligo 'gen Süden. Vorher allerdingsbesuchten wir noch die über 4500 Jahre alte Steinkistengrabstätte Creevyceel paar Meilen nach Bundoran. Achill Island haben wir nicht links, sondern in unserem Fall rechts liegen gelassen. Am Lough Conn haben wir wieder mal wild gezeltet:
Beim beginnenden Sonnenuntergang suchen wir einen guten Zeltplatz am Lough Conn
Zum Bierholen mußte ich wieder ein paar Meilen zurückfahren in's
letzte Dorf (Knockmore). Währenddessen hatte Gerald, der Förster
(eigentlich ist er ja ausgebildeter Forstwirt und Diplom-Ingenieur der
Forstwirtschaft:-), der uns immer aufschlußreich Informationen geben
konnte zur Vegetation: Z.B. ließ er uns in der Hoch-Moorlandschaft auf
dem Glengesh Pass eine fleischfressende Pflanze finden. Sie bevorzugt
den nährstoffarmen Boden des Moors. Oder er erklärte uns, daß das Moor
früher durchaus bewaldet gewesen sei. Es sei dann einmal vom Menschen
gerodet worden. Und prompt fanden wir bei einer Moorbegehung an einem
Torfabstich Baumwurzeln, die Brandspuren aufwiesen. Und wie schnell
"wächst" wohl ein Moor? D.h. wie schnell kann man den Torf abstechen,
ohne daß es zu Grunde geht? Und wächst das Moor nach oben oder unten?
..., etwas trockene Äste zusammengesucht und veranstaltete nach alter
Pfadfindermanier ein zünftiges Lagerfeuer!
90.3km 19.3 9:51 (IH 19 DM)
Nächsten Tag geht es über Westport und am Croagh Patrick vorbei und
über den Doo Lough Pass - durch traumhaft schöne Gegend - nach Delphi.
Beim vorgenannten Pass von einem Pass zu sprechen, tut nicht Not. Doch
stellte er damals für die Hungernden in der Hungerskatastrophe ein
schwer überwindbares Hindernis dar. Und Delphi trägt den Namen des
griechischen Vorbildes, weil "... es landschaftlich genau so aussieht
wie in Griechenland". Wer allerdings schon mal in Delphi (GR) war wird
das dem Delphi (IRE) schnell absprechen. Bei Delphi handelt es sich um
ein paar Häuser, welche ein Sport-Activity-Zentrum bilden (Reiten,
Klettern, Wandern, ...). *Urgh, Sport-Activity, the ugly word%#?@\*:-(
90.3km 19.3 9:51 (IH 19 DM)
Unsere Reise setzen wir fort am Killary Harbour vorbei, einem ganz schmalen und an seiner Mündung auch sehr steilen Fjord, zum Kylemore Lough, umgeben mit viel Wald, ...
Michael und Gerald radeln vor mir entlang am Kylemore Lough
... mit der berühmten Kylemore Abbey, weiter nach Westen, nehmen noch einen Schlenker mit, weil wir sehr, sehr gut in der Zeit liegen, und fahren auf eine Art Landzunge, die uns unserem westlichsten Punkt der Tour, und auch ganz Europas, sehr nahe bringt, nach Aughrus More, einem ganz verlassenen Fleckchen Land, überaus ruhig gelegen! An der Küste geht es dann durch Clifden, wo wir für's Abendessen einkaufen und uns wieder nicht zum Kauf eines Fisches durchringen können, in die schöne Landschaft von Connemara! Doch wir folgen nicht der Küstenstraße, sondern fahren mitten durch eine mit kleinen Seen durchsetzte Moorlandschaft! (Von Ballinaboy nach Toombeola. Diesen Tip hatten wir von einem guten Freund, Harald Selke nämlich! Er war vor Jahren dort zwar mit dem Auto langgefahren, hatte diese Strecke aber traumhaft in Erinnerung.) Wir haben die Route so gewählt, daß wir auf der Mitte der Strecke unser Nachtlager aufschlagen konnten.
Sonnenuntergang vom Hügel unseres Zeltplatzes über der Moorlandschaft
Leider erwies sich das als nicht so
einfach: Zum einen war es in den Niederungen recht feucht und die paar
Hügel wiesen keine ebene Fläche auf. Auch machten uns einige Mücken
(flies, midges) zu schaffen. Doch auch dafür bzw. dagegen hatte der
Förster was parat: Er entfachte aus den mitgebrachten Torfbrikets ein
kleines Feuer - auf dem wir dann nachher unser Essen warmhalten
konnten - und nutzte die Unannehmlichkeit des Rauchs für Mücken aus!
Da wir aber jetzt immer im Rauch des Torffeuers sitzen mußten, rochen
wir am nächsten Morgen wie drei Torffeuer!
78.8km 17.5 10:29 (WZ -)
Dann hieß es für uns: "Auf zu den Aran Islands!" Bei bestem Wetter
geht es für uns an der Küste entlang, vorbei an den The Twelve
Pins, um eine Fähre zu erwischen zu den Inseln: Unser Glück
versuchen wir - wenig motiviert - in Kilkieran. Bei einem Pub-Besuch
mit Bar Meal sagt man uns aber, das die Fähre von hier nicht mehr
fährt. Wir müßten schon nach Rossel. So geht es für uns weiter an der
Küste entlang oder durch lieblichste Landschaft zum Fährhafen. Wir
erwischen auch gerade eine Fähre, da wir uns nachher mächtig beeilt
haben, und setzen noch an diesem Tag über ..., auf die Insel
Inishmore! (Hierbei sei der Film "Man of
Aran" strengstens empfohlen!) Die Überfahrt ist kurz, man kann es
kaum eine Überfahrt nennen. Auf dieser Insel bleiben wir zwei Nächte.
So suchen wir den Campingplatz auf: Herrlich einfach, ungünstig
gelegen und teuer!
82.0km 19.4 7:50 (ZP 5 DM)
Den nächsten Tag machen wir uns mit den unbeladenen Rädern auf eine Erkundungstour rund um die Insel: Zuerst geht es zum Dun Aengus Fort. Es ist rund 3500 Jahre alt und niemand weiß genau, wofür oder wogegen man dieses Fort errichtet hat. Gegen wen mußte man sich auf diesen unwirtlichen Inseln verteidigen? Denn die Inseln sind nicht sehr einladend: Die Oberfläche besteht größtenteils aus nackten Felsen und so ist Viehzucht oder Landwirtschaft kaum möglich. Wovon sollte man also einen Reichtum angehäuft haben? (Siehe Film!)
Michael und Gerald an den Klippen nahe Dun Aengus
Der Westzipfel der Insel mit Leuchtturm auch dem vorgelagerten Rock Island
Wir fahren noch bis zum Westzipfel der Insel und bei Ebbe können wir
uns am Meer hautnah das Leben im Meer ansehen: Das Meer hat in den
Felsen eine Art "Aquarien" zurückgelassen in den zerklüfteten
Felsen. Hier können wir Seesterne, Krabben, allerlei Wassergetier und
Pflanzen wie z.B. Seeanemonen beobachten! Den zweiten Abend verbringen
wir nicht wieder auf dem Campingplatz, sondern wie viele andere auch
am Strand: Wir bauen unser Zelt auf einem Grünstreifen auf, da das
Campen in Irland überall erlaubt ist. Die Toilette erledigen wir dann
beim allabendlichen Kneipenbummel:-)
26.4km 13.9 9:00 (WZ -)
Auf der Insel Inishman besichtigen wir noch eines der Forts, doch fahren
wir am gleichen Tag weiter zur Insel Inisheer, wo wir wieder Campen. Von
dort geht es nach Doolin (Folk-Festival), zurück auf die Insel. Wir nisten uns
in einem IH ein, lassen auch das Gepäck dort und begeben uns auf die Rundfahrt
durch The Burren, eine "wildromantische Mondlandschaft". Gut, wir haben
uns den Mond zwar anders vorgestellt, doch beeindrucken die Felsformationen
stellenweise doch sehr! Außerdem besichtigen wir Poulnabrone (Portal Dolmen,
4000 Jahre altes Steinkistengrab und Kultstätten) und die Aillwee Cave (Eine der
vielen Höhlen in dieser Kalksteinregion, doch die einzige, die besichtigt
werden kann). Abends wieder Kneipenbummel an historischem Ort: Wir gehen in
eine der beiden Pubs. Es gibt viel Live-Musik und ist gerammelt voll. Leider
0:30 last order:-(
93.5km 20.3 9:52 (IH 15 DM)
Da wir schon ganz in der Nähe der Cliffs of Moher sind, kommen wir recht früh dort an. Und: Es sind noch keine Touristenbusse auf dem Parkplatz! Es ist recht nett, etwas diesig vielleicht, wir wandern etwas die Klippen entlang und entspannen bei dem schönen Anblick. Auf dem Weg zu unseren Rädern kommen uns schon die ersten Touristen entgegen, die die Busse ausgespuckt haben: "Nein, ich brauche nicht da hin zu gehen [zu den Klippen]. Mein Sohn hat mir ein Buch geschenkt, da sind so schöne Photos drin, die kann man hier gar nicht selber machen!" Oh Gott, nein, schnell weg hier! Frühstück gibt es dann etwas weiter in Liscannor. Da wir etwas Bares brauchen, verlassen wir die Küste und machen uns auf den Weg in's Landesinnere, nach Ennistimon. Dort werden wir mit einem großen Umzug und festlicher Marschmusik empfangen, da sie den 150. Jahrestag der großen Hungerskatastrophe feiern. Zurück zur Küste ereilt uns wieder mal ein Speichenbruch, doch wir können uns bis zum Badeort Lahinch retten. Dort reparieren wir erst Geralds Rad direkt auf der Uferpromenade und machen dann gleich Mittag: Schön lecker mit Fish 'n' Chips und Bier!
(Das Ritual war immer wieder das gleiche: Einer paßt auf Räder und
Gepäck auf, einer holt Fish 'n' Chips und einer versucht, in einem Pub
drei Bier zu organisieren!) Der Rest des Tages ist nicht so spannend:
Langsam entfernen wir uns vom Meer, setzen über den Shannon, kaufen
abends noch in Listowel ein um dann auf freier Strecke zu campen.
106.1km 19.8 11:07 (WZ -)
Wir kommen spät los, erst so gegen 11:-| Dann geht es mühsam bis Tralee. Und wir sind der Dingle-Halbinsel schon sehr nahe. In der Stadt ist viel los, ich kaufe noch einige Filme und es geht mit viel Verkehr die Hauptstraße N86 hinaus auf die Halbinsel Dingle. Mittag machen wir in einem kleine Ort (Aughacasla), wo Michael versucht, eine Pizza zu essen. Nicht, das es Michael nicht gelingt, diese "Pizza" zu essen. Nur wissen wir heute nicht, ob es sich dabei wirklich um eine Pizza gehandelt hat, ... obwohl es Pizza-ähnlich aussah zu der Zeit. Aber später mehr:-) Das Wetter ist prächtig: Sonne, blauer Himmel und schön warm. Dann geht es den Connor Pass hinauf.
Beeindruckende Lichtstimmung beim Anstieg zum Connor Pass
Und langsam geraten wir in dichte Wolken (obwohl der Pass nur 456
Meter hoch ist) und es beginnt auch leicht zu regnen (Ups, der zweite
Tag mit Regen!), so daß sich tolle Lichtstimmungen ergeben, wenn die
Sonne durch die Wolken bricht. Ich muß zwar manchmal etwas länger
warten, doch die Ergebnisse geben mir Recht! Oben angekommen geht es
sehr schnell hinunter nach Dingle Town (Einkauf). Es ist zwar bedeckt,
doch die Strecke sehr reizvoll nach Ballydavid an der Nordseite der
Halbinsel. Hier wollen wir für zwei Tage bleiben. Leider kommt
Michael nicht mit auf den Kneipenbummel: Die "Pizza" hat es wohl in
sich gehabt. Die beiden Mädchen habe auch derart daran herumgedoktert,
als wäre es die erste in ihrem Leben gewesen. Wer bestellt in Irland
auch schon Pizza?! (Wir vermuten zusätzlich, daß sie weit über das
Haltbarkeitsdatum gewesen ist. Außerdem war die Pizza mit Salami und
Pilzen belegt ...:-) So verbrachte Michael die Nacht im Hostel. Wir
dagegen haben uns an die Wegbeschreibung der Hostelmutter gehalten und
haben den Pub gefunden: 3 Meilen Richtung Hafen, irgendwie erinnert
mich das an ein Streusiedlung. Wieder gab es Live-Musik, es war aber
schön ruhig im Pub.
80.6km 18.1 7:56 (IH 16 DM)
Diesen Tag geht es Michael wieder besser und zu dritt sind wir bereit für die Slea Head Drive!
Michael und Gerald auf dem Slea Head Drive. Im Hintergrund die Halbinsel Kerry
Eine wunderschöne und flache Rundfahrt tut uns bei bestem Wetter am
tosenden Atlantik vorbei. Die Blaskets tuen wir uns schenken (10 Pfund
und das Wetter lädt nicht gerade dazu ein) und genießen dafür die
perfekte Sicht zu den Skelligs. Zum Mittagessen haben wir ein Bar
Meal bei Ventry und abends sind wir wieder im Hostel. Diesen Abend
testen wir den anderen Pub, diesmal ohne Live-Musik.
48.6km 16.9 6:46 (IH 16 DM)
Wir verabschieden uns von der Herbergsmutter und besuchen zuerst noch
Gallus Oratory. Dann geht es an der Südküste der
Dingle-Halbinsel in Richtung Killarny. Wir bekommen noch Tips in
Beaufort für das Gap of Dunloe. Dort nehmen wir noch ein Bier in
Kate's Cottage, kaufen noch schnell fünf HARP und eine kleine Flasche
Whiskey (Powers), warten nur noch, bis die letzten Touristenbusse
abfahren und fahren selbst nur bis zum Anfang der Schlucht. Dort
suchen wir uns einen schönen Platz zum Zelten. Michael und bauen das
Zelt auf während Gerald noch Holz für's Lagerfeuer sucht. Lecker Essen
in der jetzt sehr ruhigen und außergewöhnlichen Szenerie. Abends
liegen Gerald und ich wieder draußen, doch es beginnt bald, stürmisch zu
winden. Naja, Michael tut das Zelt ja von innen beschweren, denn es
biegt sich und liegt bisweilen flach am Boden. Und jetzt fängt es auch
noch an zu regnen. Gerald und ich beratschlagen, während wir noch in
unseren Schlafsäcken liegen. Dann ein Aufschrei aus dem Zelt: Eine der
beiden Stangen ist gebrochen und jetzt liegt das Zelt endgültig am
Boden! Der Wind ist stürmisch geworden. So flicken wir um 3 Uhr
morgens die Zeltstange und bauen das Zelt im Windschatten des Hügels
auf, auf dem wir bis jetzt gestanden haben. Leider wird es immer
feuchter, je weiter man sich vom Hügel entfernt ...:-(
80.5km 19.0 8:30 (WZ -)
Früh morgens das Gap of Dunloe im ersten Sonnenlicht. Wer sieht das Zelt ...?
Während unseres Frühstücks sind wir die Attraktion der ersten Touristen:-)
Michael und Gerald nach dem Frühstück beim Packen der Sachen
Paar Wolken am Himmel, die von der Sonne sehr schön angeschienen werden und der Schlucht ihren besonderen Reiz verleihen. Dann machen wir uns an den Aufstieg: Und der ist phantastisch schön, windet sich schnell nach oben! Ab dem Sattel oben begleitet uns ein leichter Fisselregen in's Tal hinab. Dafür verirren sich aber kaum Touristen auf diese Seite, da sie oben lieber wieder kehrt machen und zu ihrem Bus zurückkehren. Die Landschaft ist sehr wild, fast wie ein Urwald mutet er an. Auf den einsamen Straßen geht es für uns dann noch einmal hoch zum Moll's Gap, auf dem es einen Verkauf von Touristen-Nepp gibt. Die jetzt folgende Abfahrt genießen wir - inklusive des Ladies View auf den Upper Lake und den Killarney National Park, in den wir dann später noch abbiegen. Leider ist der Weg für Radfahrer gesperrt, doch man empfahl uns am Vortag, dieses Verbot zu mißachten und uns vorsichtig zu bewegen. Es lohnt sich: Wieder urwaldmäßige Vegetation mit vielen dieser viele tausend Jahre alten Bäume, die rote Früchte tragen und bei uns extrem selten und deshalb auch teuer sind. Wir fahren am See entlang und passieren das Center des Parks, ein ehem. Abbey. Dann geht es 10 km hinauf zu unserem Farm-Hostel. Es liegt toll mit grandiosem Blick über die Landschaft.
Ausblick vom Peacock Farm Hostel
Leider abseits des Weges nach Killarney. Aber es lohnt trotzdem, denn
die Hostel-Mutter ist total nett und gibt uns an Lebensmitten das, was
uns fehlte, da wir auf dem Weg zum Hostel keinen Laden mehr gesehen
hatten.
49.5km 15.3 5:48 (IH 12 DM)
Diesen Tag frühstücken wir extrem lange: Der Ausblick von dem
wintergartenähnlichen Frühstücksraum ist toll! Die Mutter umsorgt uns
und wir verabschieden uns von den anderen Gästen. Dann rollen wir
locken aus den Bergen nach Killarney und beenden so unsere
Radtour!
Vorab-Fazit: Unbedingt noch einmal wiederholen und in
bestimmen Regionen oder an bestimmten Plätzen länger verweilen! Die
Menschen sind toll und die Atmosphäre der Kneipen sollte man nach
Deutschland importieren!
In Killarney nehmen wir noch einmal Fish
'n' Chips mit. Dann geht's zum Bahnhof: (Unseren Erkundigungen nach
kostet ein Bus 20 Pfund bei 5.5 Stunden Fahrzeit. Allerdings geht nur
um 9 Uhr ein durchgehender Bus. Und ob beim Umsteigen Platz in den
Folgebussen ist, kann uns keiner garantieren. So entscheiden wir uns
für die - sicher auch viel komfortablere - Bahnreise. Sie kostet 30
Pfund plus 6 Pfund für's Rad, dauert 4 Stunden und geht durch.) Der
Zug hat 15 Minuten Verspätung. Es folgt eine ruhige Fahrt durch das
sonnige Zentral-Irland: Und das scheint dem Küsten-Irland an Reiz
einiges nachzustehen. So ganz nebenbei durchqueren wir ganz Irland,
... in 4 Stunden!
Dublin, unser Ziel, haben wir uns für
einige Schlußimpressionen Irlands aufgehoben. Außerdem werden wir von
hier mit der Fähre nach England übersetzen. Abends kommen wir am
Hostel an und stürzen uns sofort wieder in das - diesmal städtische -
Nachtleben. Zuerst genießen wir ..., klar: Fish 'n' Chips. Dann
cruisen wir durch die Bar-Szene im Tempel Bar District. Leider
erlebt Michael seine unruhigste Nacht: Spät nachts poltern betrunkene
Gäste in unser 12er Zimmer und trinken dort weiter. Gerald und ich
buchen das ab unter "Großstadt-Hostel". Michael versucht sich zu
beschweren, was die Sache aber nicht besser macht. Wie sehr vermissen
wir aber alle die Ruhe der letzten Wochen!
11.9km 18.2 0:41 (IH 24 DM)
Heute buchen wir die Fähre und Bahn bis London, checken aus dem Hostel
aus - weil wir uns eine Nacht in dem Hostel nicht noch einmal antuen
müssen und sehen uns in Dublin um: Trinity College, O'Connell
Street, bummeln durch die sehr heruntergekommene Hafengegend und
am alten Kanal entlang und fahren mit der DART (Dublin Area
Rapid Transport) nach Dun Laoghaire an der Küste entlang,
genießen hier Kaffee und Kuchen (eine Art Seebad, morbider Charme) und
fahren zurück und weiter bis Howth: Hier bummeln wir durch den
kleinen Hafen und es gibt wieder ..., Fish 'n' Chips! Übrigens ist
dies Fahrt mit der DART an der Dublin Bay entlang so das
Schönste, was man sich nicht entgehen lassen sollte! Dann heißt es
Abschied nehmen von der "Grünen Insel": Wir decken uns für die Fahrt
ein, ich nehme noch eine Flasche Powers mit, wir radeln zügig zur
Fähre (nach Dun Laoghaire), die eine halbe Stunde zu spät
abfährt. Naja, wir denken uns nichts dabei und genießen die ruhige
Überfahrt bei einigen Guiness ...!
- - - (SCH ? DM)
Geplante Fährankunft ist 2 Uhr morgens. Doch wir kommen jetzt um 3 Uhr an und der Zug nach London, der uns zugesagt hat, zu warten, ist weg! Man versucht uns zu vertrösten - bei der schweren See kann man die Fahrzeit nicht einhalten - doch machen einige solchen Ärger - sie müssen scheinbar einen Flieger nach USA bekommen - und wir bekommen einen Bus gestellt, der uns jetzt nach London fährt! Meine Güte, ist das eine Fahrt: Wir können unsere Fahrräder zum Glück ganz hinten im Gepäckabteil unterbringen und sitzen recht weit hinten ..., wo sich einige die ganze Fahrt über die Dosen reintuen: Und so kullern die leeren Büchsen die ganze Fahrt bei jedem Round About durch den Bus.
Wir sind gegen 10 Uhr in London (Euston), kaufen Tickets für Fähre und Bahn bis Köln und bringen unsere Fahrräder erst einmal nach Victoria. Hierbei lege ich die Route so, daß wir schon an Piccadilly und Buckingham Palace vorbeischauen. Ohne Räder bummeln wir dann 12 Stunden durch London und starten ..., mit Fish 'n' Chips! Dann sehen wir: Houses of Parlement, Westminster Abbey, Big Ben, River Thamse, The Monument, London Bridge, St. Pauls Cathedral, Fleet Street, Covent Garden, Trafalgar Square, Piccadilly Circus, Soho, Green Park und St. James Park! Abfahrt ist 22 Uhr, gegen 24 Uhr sind wir in Ramsgate und gegen 1 Uhr fahren wir in Oostende ab. Dabei gehen jetzt die letzten Biervorräte drauf! (Zum Glück gibt es jetzt den Chunnel, der die Bahnreise von z.B. Köln nach London zum Kinderspiel werden läßt mit nur einem Mal Umsteigen! Leider ist der Eurostar noch nicht offen für die Fahrradmitnahme.)
Gerald und Hans Dietmar spiegeln sich auf der Dingle Halbinsel