Langes Wochenende in Italien

Reisebericht: Turin - Carrara (3 Tage)

A.S.: Ausrüstung vgl. die Alpentour im Jahr 2002 (Prolog/Vorbemerkung).

Anreise: München - Turin Lingotto

Nach dem ESF-Vereinsrennen des RC Concordia in Harmating geht es zurück nach München in die Oberländerstraße und von dort direkt zum Hauptbahnhof. Mit dem Urlaubsexpress verlasse ich München um 21:27, nachdem ich mein Rad im Gepäck(Fahrrad)-Wagen verstaut habe. Dem Bier vom Schlafwagenschaffner folgen noch einige Weitere:-) Mit viel Spaß erreichen wir dann den Brennerpaß . Allerdings ist die Nacht für mich als Ersten schon in Bologna zu Ende: Mit dem kleinen Frühstück versuche ich mich, in einen wachen Zustand zu versetzen. Der Umstieg mit Pause in Bologna kam mir dabei sehr entgegen, und um 10:00 erreiche ich mit dem InterRegio Turin Lingotto.

1. Tag (13.8.05): Turin - Castiglione Falletto (124 km)

Auf dem Bahnsteig baue ich mein Gios zusammen und beginne den Tag mit einem kleinen Frühstück in der Bar gegenüber dem Bahnhof. Hier im Stadtteil Lingotto von Turin ist es um diese Zeit am Samstag sehr ruhig. Das Wetter ist sonnig und warm; ich verlasse die Stadt direkt nach Süden, Tagesziel ist die Barolo-Gegend. In la Loggia biege ich von der Hauptstraße ab und rolle im GA-Bereich über kleine Straßen durch die Po-Ebene: Vinovo, Piobesi, Castagnole, Virle, Vigone: Hier interessiert mich ein Getreidespeicher mitten in der Stadt neben dem Kirchturm , der sich als Kirchenschiff herausstellt:-) Ich mache in der Bar am Platz eine kleine Pause mit Vino Blanco. Dann geht es weiter über Villafranca, Carde - hier überquere ich den noch sehr jungen Po - nach Saluzzo: Eine verschlafene Stadt mit am Hang gelegener Altstadt und bekanntem Markt, den ich knapp verpasse. Ich lasse mich auf der Terrasse einer Pizzeria nieder. Nach der Stärkung geht es immer noch extrem flach über Scarnafigi, Monasterolo, Cavallermagiore und Bra über die Stura di Demonte Richtung Cherasco (berühmt für ihre Schnecken). Von hier überquere ich den Tanaro und es geht erstmals richtig hoch nach La Morra auf 513 Meter. Im Ort sehe ich, daß das Hotel Italia offen hat und mache eine Pause bei Marisa in der Vinbar. Danach fahre ich über Barolo - das Brezza ist offen, das La Cantinetta hat zu - nach Castiglione Falletto, meinem heutigen Tagesziel! Hier begrüßt mich Renza auf der Terrazza ihrer gleichnamigen Bar und verwöhnt mich mit einem lecker Teller Antipasti misto, dazu Vino Blanco und Blick auf Serralunga ! Leider hat die Locanda del Centro (ehem. Gran Duca) gerade diese Woche feria:-( Naja, ein Grund, wieder zu kommen. Renza quartiert mich deshalb bei ihrer Freundin Renata im Le Torri ein und handelt einen unschlagbaren Preis aus: 45 Euro im DZ mit Balkon, Blick auf La Morra und Frühstücksbuffet! Abends gehe ich noch auf ein Glas Barolo rüber zu Renza auf die Terrazza.

2. Tag (14.8.05): Castiglione Falletto - Sestri Levante (215 km)

Nach dem reichlichen Frühstücksbuffet mache ich mich bei einem Wetter mit Sonne und Wolken auf Richtung Mittelmeer. Dazu möchte ich zuerst meine Lieblingsstrecke fahren: Diese muß die alte Straße sein, denn ihr Verlauf ist in meiner Michelin-Karte NICHT verzeichnet. Jedes Mal auf's Neue hoffe ich, sie wiederzufinden:-) Es geht also zuerst nach Sinio und von dort folgt die Ankündigung einer 18%igen Steigung. Doch DER folge ich nicht! Es geht die Via Borine hinauf: Die Straße ist kaum breiter als mein Fahrrad lang ist und es folgen 10 Serpentinen ! Jedem, der hier mit dem Rennrad unterwegs ist, kann ich diese Strecke nur empfehlen! Dann geht es weiter durch die (Alta) Langhe, in Pedaggera biege ich ab nach Cerreto Langhe, von wo es steil hinunter geht in's Tal der Belbo und wieder hinauf ..., wie noch öfter an diesem Tag. Weiter fahre ich über Cravanzana, in einer rasenden Abfahrt hinuter nach Torre Bormida, folge dem Fluß Bormida di Millesimo nach Cortemilia; von hier geht es wieder - gleichmäßig - hoch nach Serole und wieder hinab - durch eine schöne (sandige?) Erosionslandschaft in toller kurivger Fahrt! - nach Spigno Monferrato am Fluß Bormida di Spigno: Hier kehre ich im Restaurant Regina ein, nachdem ich das Rad in der Garage abgestellt habe; dies stellt sich aber als sehr gehoben heraus:-) Ich bestelle als Antipasto in proscuitto crudo eingewickelten Käse und als Primo Tagliatellini mit Kanninchen-Ragout, dazu gibt's Dolcetto ..., und das alles mit Wasser und Cafe für 15 Euro! Gestärkt geht es jetzt weiter durch die Berge: Nach der Auffahrt über Pareto nach Mioglia, dann zur Ponte Erro. Hier verlasse ich das Piemont und fahre nach Ligurien. Über Sassello fahre ich hinein in die Berge über Palo, Urbe und Vara Inferior, um meinen höchsten Paß, den Passo del Faiallo mit 1061 m , zu erreichen: Dieser und die dann zum Passo del Turchino folgenden Straße auf dem Bergrücken (es sind keine 10 km bis zum Mittelmeer) liegen in dichten Wolken! Zum Glück ist es trocken, denn die Sicht beträgt stellenweise nur weniger als 50 Meter! Aber es ist trocken und die Abfahrt vom Turchino (532 m) hinunter nach Voltri am Mittelmeer kann ich so voll genießen: Bei dem Amateurrennen Milano-Sanremo im Juni hatten wir ja ganz ähnliche Voraussetzungen. Hier unten genieße ich erstmal den Blick auf's Mittelmeer und entscheide mich dafür, durch Genua hindurch in Richtung Rapallo zu fahren. Nach einem Cafe-Stop in Genua erreiche ich nach Nervi Sori, wo ich nochmal einen Gebäck-Stop einlege . Der Tag neigt sich dem Ende entgegen, so suche ich in Rapallo eine Unterkunft: Leider habe ich nicht bedacht, daß der 15.8. in Italien auch Feiertag und somit langes Wochenende ist:-| UND ganz Italien macht im August - scheinbar am Meer! - Urlaub. So erhalte ich nach erfolglosen Versuchen der Zimmersuche in Albergos und Pensionen in einem 3*-Hotel die Auskunft, daß auch alle 4*-Hotel voll sind! Ok, ich fahre also weiter, während es dunkler wird. Ab und zu, wenn ich im Fenster nicht schon den Hinweis "Completo" sehe, frage ich - immer erfolglos - nach einem Zimmer. Etwas entnervt esse ich erstmal in Chiavari bei einem Chinesen, denn lieber die Nacht durchfahren mit vollem als mit leerem Magen;-) Aber ich hatte eigentlich keine Lust, durchzufahren: Denn nach Sestri Levante beginnt die Küstenanfahrt zur Cinque Terre, und die wollte ich gerne bei TAG sehen! So bekomme ich in Sestri Levante von einem netten Hotelier ein Einzelzimmer aus dem Kontingent, welches er für die Eisenbahn bereithält.

3. Tag (15.8.05): Sestri Levante - Carrara (112 km)

Nach einem guten Frühstück - im Preis von 74 Euro inbegriffen - und mit Sonne pur verlasse ich die Stadt Richtung Riva Trigoso: Ich möchte der Küste durch einige längere Tunnel (ehem. Bahnstrecke) nach Moneglia und Deiva Marina folgen; dies stellt sich aber als nicht ganz einfach heraus! Die Tunnel sind durchweg einspurig und unbeleuchtet! Eine Ampel regelt den Verkehr: Einer Grünphase von 2 Minuten folgt eine 18-minütige Rotphase, und es gibt eine Mindest- von 40, eine Maximalgeschwindigkeit von 60 km/h. Fahrräder sind - natürlich! - verboten:-| Ich versuche mein Glück trotzdem (etwas gewagt ...): Bei Rotlicht und keinem Gegenverkehr fahr ich in den ersten schnurgeraden Tunnel ein (900 m). Es ist wirklich stockdunkel drinnen und ich sehe nichts! Außer dem Tunnelausgang. Mit hoher Geschwindigkeit fahre ich dem entgegen; mir ist dabei schon etwas mulmig zumute: Nicht, daß es Schlaglöcher geben könnte, sondern daß ich nie weiß, wie weit ich von den Tunnelwänden entfernt bin! Dann geht es in den nächsten Tunnel hinein, wieder bei Rotlicht (1300 m). Doch in der ersten Kurve muß ich scharf bremsen und halte an, denn ich sehe nichts mehr! Also warte ich auf die nachfolgenden Autos, um in deren Scheinwerferlicht weiter zu fahren. Und das klappt auch ganz gut: Im Windschatten zweier Wohnmobile fahre ich zw. 40 und 55 km/h die paar Kilometer durch noch mehrere Tunnel bis Moneglia (2100 + 300 + 400 m). Hier verschnaufe ich erstmal mit Blick auf das Mittelmeer und die abfallende Küste . Dann mache ich mich an die Tunnel nach Deiva Marina (zusammen 1800 m). Danach habe ich erstmal genug von schnell gefahrenen Tunnel (insgesamt 6,8 km;-) und mache mich über wenig befahrene Straßen - mit schönen Ausblicken! - auf nach Levanto; hier cruise ich ein wenig durch die Stadt. Aber der Ferientrubel vertreibt mich und ich fahre hoch nach Legnaro, wo ich eine elegische Pause in einem skurrilen Bar mit angrenzendem Mini-Market einlege: Da es keinen Rotwein gibt, trinke ich Weiswein; dazu esse ich Panini mit div. Käse und Tomate aus dem Mini-Market; dazu toller Blick auf das Meer und Levanto! Weiter geht es - wieder mit schönsten Ausblicken: Straße mit Ausblick Mein treuer Begleiter (schon seit 36.000 km) Buchten mit Badeorten Straßenverlauf am Hang - in die Cinque Terre: Zuerst fahre ich nach Corniglia (im Hintergrund Manarolo) . Wegen der Touristenmassen schenke ich mir einen besuch des Ortes, zumal das Rad hindert. Ich versuche - vergeblich - den Fußweg an der Küste entlang nach Manarola zu nehmen (zu viele Touristen und Stufen: Das wäre eher was für's MTB). So fahre ich mit dem Zug nach Riomaggiore und steige sofort - wieder wegen der Massen von Touristen - von der Küste hinauf ( Rückblick ). Nach einem längeren Tunnel befinde ich mich schon in der Abfahrt nach La Spezia und fahre weiter an Lerici vorbei nach Carrara.

Abreise: Carrara Avenza - München

Hier packe ich am Bahnhof mein Rad zusammen, kaufe für 1 Euro eine Fahrkarte nach Florenz (15 Agosto Lastminute!) und nehme noch Cafe und Brioche im Bahnhofscafe. Mit vielen Touristen zusammen erreiche ich nach 2 Stunden Florenz, habe noch 3/4 Stunde Zeit für ein Panino und Cafe, bevor der Nachtzug geht nach München. Im Nachtzug verstaue ich mein Rad im Gepäck(Fahrrad)-Wagen und gehe nach einem Bier vom (gleichen) Schlafwagenschaffner (wie bei der Hinfahrt) bald schlafen. Auf meinem Weg am nächsten Morgen zum Gepäckwagen sehe ich schon Regentropfen an den Fensterscheiben:-( Während der Fahrt baue ich mein Rad zusammen - während die, die im Gepäckwagen auf den Isomatten im Schlafsack übernachtet haben, ihre Schlafstätte zusammenrämen. In München habe ich dann nach 33 Grad in Italien gerade mal 13 Grad!

Fazit: Die Nähe zu Italien ist nicht zu verachten!

Eine Re/Kom-Tour im GA-Bereich, die mich in drei Tagen über 450 km und 5400 Hm durch flache und hügelige bis bergige Regionen Norditaliens geführt hat.

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