[Mittwoch, 20.5.09 und Donnerstag, 21.5.09]
Die Reise startet mit dem CNL von Frankfurt nach Lugano im 2er Abteil; das Rad reist verpackt im Fahrradabteil des Zuges (Dortmund - Mailand); der Restaurantwagen entfällt, ich gehe früh schlafen.
Morgens werde ich mit dem Frühstück geweckt, das Wetter ist klasse! Lugano erreiche ich gegen 6:00, so daß ich schon 6:15 losfahren kann. Die Straßen sind leer, ich fahre wie schon auf dem Vorbereitungs-Wochenende 2006 und komme in Luino an den Lago Maggiore. Entlang - zum Schluß durch einige Galerien - komme ich nach Laveno, kurze Cafe-Pause und Fährfahrt nach Verbania. Fahrt über kleine Straßen nach Domodossola, hier kleines Frühstück und Beginn der Paßauffahrt durch die Gondoschlucht. Bestes Wetter, ich mache Mittag in Simplon Dorf bei Pasta mit Zwiebeln und Käse sowie einem hopfenartigen Erfrischungsgetränk. Dann die schneebedeckten Berge! Und nahe vor dem Paß das Barralhaus (links) und das Alte Hospiz (Alter Spittel). Weiter oben dann auf 2005 m das Berghotel auf dem Simplonpaß.
Die Abfahrt ist rasend! Mit 70 km/h geht es bei böigem Seitenwind über die architektonisch außergewöhnliche Ganterbrücke. Und etwas später nehme ich die alte Paßstraße hinunter nach Brig auf den Bahnhofsvorplatz mit kleiner Roten, mit der ich noch öfter Bekanntschaft machen werde. Enden tut der erste Tag für mich in Fiesch bei viel Sonne auf dem Balkon meines Hotelzimmers (Ausblick in die Berge).
167 km Ø 21,1 km/h 7:57 (10:50) Max 82,8 km/h 2554 Hm 14-38°C Σ -
[Freitag, 22.5.09]
Heute will ich die klassische Runde beginnen: Nufenen und Gotthard, morgen dann Furka - Grimsel - Susten. Doch alle Pässe sind noch gesperrt wegen dem strengen Winter:-( So disponiere ich um: Heute geht es - entlang der Matterhorn/Gotthard-Strecke und an Dörfern mit der typischen Holzarchitektur vorbei (Wohnhaus und Speicher, oben, sind durch Steinplatten zwischen den Stützbalken getrennt, um Mäusen den Zugang zu verwehren) - zuerst mit der kleinen Roten durch den Furka-Basistunnel von Oberwald nach Realp. Dort fahre ich hinunter nach Andermatt, um - hier mit dem Glacier-Express - den Oberalppaß in Angriff zu nehmen. Kaum Verkehr gibt es hier, da viele der Pässe ja noch zu sind: Kaum Busse oder Motorräder! Vorbei geht es in der verschneiten Landschaft an meterhohen Schneewänden, bis ich zum Paß mit dem vereisten See, der Bahnstation und dem Paßhotel auf 2044 m komme.
Eindrucksvoll ist die Abfahrt: Zusammen mit der kleinen Roten geht es durch tiefverschneite, lautlose Landschaft und tollem Rückblick zum Paß hinter durch ein recht langweiliges Tal auf 604 m. Hier überquere ich den Rhein mit Blick auf das Schloß Reichenau. Da der Tag noch jung ist, entscheide ich mich für eine Weiterfahrt über Thusis und Tiefencastel (Kuchenpause) in der Abendsonne hinauf zum Julierpaß auf 2284 m (Rückblick auf die Auffahrt). Ich will oben im Paßhotel übernachten, welches es aber gar nicht gibt: Ich habe mich wohl mit dem Flüelapaß vertan. Naja, dann fahre ich halt noch bis Silvaplana hinter in's Engadin.
191 km Ø 22,0 km/h 8:42 (11:00) Max 78,6 km/h 3312 Hm 20-33-8°C Σ 358 km, 5866 Hm
[Samstag, 23.5.09]
Ruhtag? Genau, ganz in Ruhe nehme ich heute den Paß der paßlosen Alpenüberquernung von 2004 unter die Räder. Dazu geht es erst an den Seen Lago da Silvaplana und (später) Lago da Segl entlang, um dann den Malojapaß (1815 m) hinunterzufahren. Auf der Abfahrt nach Chiavenna ist das Hotel in Bondo (STEREO) ein Hingucker. Durch Chiavenna bin ich nach einem Cafe schnell durch und im Nu am Lago die Como (Rückblick). Dann erreiche ich in schneller Fahrt, zusammen mit einem anderen Rennradfahrer, Bellano mit seinem Hafen. Hier - es ist ja der Ruhetag! - esse ich erstmal gut. Weiter am See entlang erreiche ich die Fähre in Varenna, von wo ich hinüber nach Belaggio übersetze: Immer wieder ergeben sich neue Ansichten am See, auch im Rückblick als ich die Auffahrt zum Lago di Lugano (hier die alte Straße) hinauffahre. Über den Mont Ceneri - etwas vom drohenden Regen getrieben - und Bellinzona erreiche ich dann am Abend Biasca: Hier stärke ich mich für die Auffahrt am nächsten Tag bei Pizza und Zabaione.
181 km Ø 25.6 km/h 7:05 (10:31) Max - km/h 1080 Hm 13-45°C Σ 539 km, 6946 Hm
[Sonntag, 24.5.09]
Letzte Etappe, Endspurt! Ich habe zwei Pässe auf dem Programm: Biasca ist der Ausgangspunkt für den Lukmanier von Süden aus. Dazu geht es vorbei an Dangio und oft weiche ich auf die alte Paßstraße aus, wo man kaum gesichert an steilen Abhängen vorbei fährt. Wieder mit einem anderen Rennradfahrer erreiche ich den Lukmanierpaß (1916 m) mit dem Stausee und der kilometerlangen, jetzt eiskalten Galerie. Die Auf- und Abfahrt sind nicht besonders spannend, nur die Medelserschlucht im nördlichen Teil mit ihren Tunneln, Galerien und Brücken, die sich dann nach Disentis in's Vorderrheintal ergibt hat es in sich!
Für mich geht es jetzt wieder weiter mit der kleinen Roten in Richtung Oberalppaß (hier ein Rückblick bei der Auffahrt). Weiter oben wieder eine Ruhe und Sonne und Schnee in der Berglandschaft! Kurz vor dem Paß gesellt sich auch wieder das Bahngleis dazu. Über Andermatt nehme ich die Abfahrt in Angriff: Vorbei an der Teufelsbrücke und durch die Schöllenen-Schlucht mache ich einen Mittagsstop in Wassen: Mein Lieblingsrestaurant hat leider noch Betriebsferien, so daß ich anderweitig einkehre zu Tomatensalat und Trockenfleisch. Schnell geht es jetzt - vorbei an der Baustelle des Gotthard-Basistunnels und Flüelen (Rückblick) - zur alten Axenstraße: Hier führt die Straße durch einen neuen Tunnel, während die Fußgänger und Fahrradfahrer die alte Straße nutzen können. Diese bietet prächtige Ausblicke (Sisikon) auf den Vierwaldstätter See! Ankommen tue ich jetzt - vorbei am Hafen - in Brunnen, wo ich nach dem Kauf der Rückfahrkarte meine Reise in einem Biergarten ausklingen lasse.
143 km Ø 20,1 km/h 7:09 (8:19) Max 77,9 km/h 2730 Hm 16-36°C Σ 682 km, 9676 Hm
Die Tageskilometerleistung spricht eigentlich für sich: Wie eine gespannte Feder nehme ich die Alpenpässe unter die Räder immer beflügelt vom guten Wetter! Die frühe Reisezeit und die vielen gesperrten Pässe halten die Straßen frei von Reisebussen, Autos und Motorrädern, das ist ideal! Andererseits sind aber auch kaum Fahrradfahrer unterwegs. Und das Krafttraining muß sich beim Engadiner RM, das Regenerationstraining hat sich schon ausgezahlt: Die drei Etappen des Brüder-Grimm-Laufs habe ich viel besser verkraftet als sonstige Wettkämpfe!