Die Osterferien bereisen Michael K. und ich mit dem Rad den Süden
Frankreichs, die Cote d'Azur und die Provence. Michael reist mit
seinem Trecking-Rad (Dreifachkettenblatt) mit Ortlieb Packtaschen und
Lenkertasche; ich reise wie immer nur mit Lenkertasche:-)
Dabei nutze ich die langsamen Anstiege zu K3-Intervallen.
Wir wollen die Gegend, Land und Leute sowie die kulinarischen
Köstlichkeiten und lokalen Getränke kennenlernen. Erstmals überwinde
ich auf einer Reise in Frankreich meine Aversion gegen die
franz. Sprache und reise mit einem Dictionnaire Allmand; das geht ganz
gut.
Insgesamt fahren wir gut 1.200 km und 17.000 Hm in 15 Tagen (Ø
80 km/Tag, max. 135, min. 42); das DZ ohne Frühstück hat im Hotel im
Schnitt 65 Euro gekostet; das Wetter ist erst heiter bis wolkig und
frisch (vorwiegend am Meer), später ist es durchweg sonnig und morgens
bisweilen frisch, tagsüber auch heiß außer an einem Tag, an dem es
wolkig und frisch ist und es den einzigen Schauer gibt. Starken Wind
haben wir öfters, aber zum Glück genauso oft von hinten (tailwind) wie
von vorne (Wind auf de Kopp:-)
7. + 8.4.: Anstelle des Flugzeugs wähle ich den Zug zur Anreise: München - Nancy (die Stadt des Jugendstils!) (letzte Tag-Verbindung nach Paris), Umstieg in den Nachtzug mit Fahrradabteil nach Nizza. Ich logiere komfortabel im 1. Klasse Schlafwagen alleine im 2er-Abteil: Hier starte ich die Frankreichreise mit einem 1664 bei der Fahrt durch die Nacht. Pünktlich erreichen wir Nizza und nach dem Zusammenbau des Rades geht es nach einem Bar-Stop an der Promenade entlang zum Flughafen, wo ich Michael K. abhole (mit 20 Minuten Verspätung). Dann startet die gemeinsame Radtour zuerst an der Cote d'Azur entlang, später durch die Provence ...
8. - 11.4.: Am Mittelmeer ist es zuerst frisch und bewölkt:
Morgens starten wir bei 10-15 Grad, nachmittags wird es (mit Sonne)
bis 25 Grad warm. Der Wind weht eher frisch von Westen. Ab dem Abend
des dritten Tages wird es zunehmend sonnig, aber es bleibt der kühle
Wind.
Wir fahren wenn es geht möglichst nah an der Küste auf kleinen
Straßen: Es geht an
riesigen modernen Hotelkomplexen mit eigenem Hafen vorbei nach
Antibes: Nach der Fahrt vorbei am Port
Vauban mit Befestigung und Strand la Gravette und Besichtigung
der Altstadt nehmen wir ein Mittagessen mit lecker
Fisch. Danach geht es mit schönen Blicken auf die alten Befestigungsanlagen
mit Promenade und den Port
de la Salis, die Altstadt und das Fort Carre weiter die Küstenstraße
nach Cannes (Hier das renomierte Carlton
Hotel). Danach fahren wir an der Küste am
Gebirge L'Esterel vorbei: Vor St. Raphael leuchten die roten Felsen
dann im Sonnenlicht direkt am Meer; und ab und zu fährt der TGV von
und nach Nizza durch. Erste Unterkunft nehmen wir in St. Raphael -
leider ohne Meerblick,
die Zimmer sind ausgebucht - und essen in einer kleinen Pizzeria, dazu
gibt es Rotwein aus Gassin.
Nächsten Tag geht es - in
voller Fahrt - vorbei an einer alten Römerbesiedlung am Meer, wo alte
Mauerreste im Meer von der Haltung frischen Fisches zeugen, nach
Ste. Maxime: Hier schiffen
wir uns ein und erreichen mit der Fähre den Hafen
von St. Tropez: Unsere Osterferien sind nicht die vornehmliche
Reisezeit der Franzosen. Sie machen eher Juni-August Urlaub, so radeln
wir durch einen fast verschlafenen und sehr netten Ort. Die Bewölkung
nimmt dem Ort aber seinen Glanz. Nach einem Kaffee fahren wir durch
Weinfelder zum pitoresk gelegenen Ort Gassin, wo wir lecker
Bouillabaisse essen. Auf einer kleinen
unbefestigten Straße geht es dann mit
schönem Blick hinunter zum Col de Collebasse und weiter die Küste
entlang nach le Lavandou: Ab hier fahren wir einen Radweg auf einer
alten Bahntrasse bis la Londe. Dann umfahren wir die Salins d'Hyeres
und erreichen unser Tagesziel: Ein Hotel
mit Fischrestaurant direkt am Hafen am Ortsende von Ayguade-Ceinturon
mit abendlichem Zimmerblick auf Capitainerie
und die Presqu'ile
de Giens.
Leider
immer noch mit Wolken fahren wir die Halbinsel nach Giens raus, hier
lecker Keks-Pause mit Küstenblick
und diesem provencalischem Gebäck. Zurück geht es westlich der Salins des
Pesquiers durch ein Schutzgebiet, an einem hochgelegenen
ehem. Bergwerk vorbei mit schönem
Blick auf die Küste nach Toulon. Die Stadt ist
nicht besonders schön, wir essen zu Mittag (wobei man versucht, mein
Rad zu stehlen) und setzen
mit der Fähre über nach St. Mandrier, wobei die Wolken zu Sonne
wechseln. Die folgende Küstenstraße
um die Halbinsel ist sehr schön mit
netten (Rück-)Blicken auf Toulon, die Halbinsel und die Küste!
Durch Bandol geht es am Hafen
la Madrague vorbei schon mit Blick zum Tagesziel les Lecques, wo wir
im Hotel direkt am Meer unterkommen mit Balkon zum Meer. Abends
schauen wir uns den Hafen
an (mit Blick
schon hinüber nach la Ciotat) und kehren in eine Pizzeria am Hafen
ein: Ich bestelle aber auch hier meist Fisch:-)
Nach einem Blick
vom Balkon - das Wetter vom Vorabend hält:-) fahren wir
mit sturmartigem Gegenwind und Sonne pur zum Frühstück nach Clos des
Plages: Hier machen wir es wie fast immer und suchen uns eine schöne
Bar (im typisch französischen Stil:-), bestellen
Kaffee (oder Tee, O-Saft, Bier o.ä.), croissant und pain au
chocolat. Wir haben die
großen Werftanlagen von la Ciotat schon ganz dicht vor Augen. Bei
der Einfahrt in die Stadt fallen am Fischereihafen klasse
Architektur der Hafenbehörden und typische Hafen-
und Werftansichten auf, ehe wir zum malerischen alten
Fischereihafen kommen: Und insgesamt ist dies die schönste Hafenstadt,
die ich an der Mittelmeerküste auf dieser Reise gesehen habe! Sie
verbindet altes Flair mit einer geschäftigen Kleinstadt vor großer
Kulisse des Hafens. ... noch schöner als Cassis: Obwohl sowohl die
Küstenstraße über den Bergkamm als auch die Straße etwas weiter im
Hinterland wegen zu starker Winde gesperrt sind nehmen wir Letztere
trotzdem. Dabei kämpfen wir gegen schwere Sturmböen auf einer bis zu
10%-igen Steigung an! Vor
der 30%-igen Abfahrt in die Stadt hatten wir bei Orkanböen noch einen
schönen Blick auf die Stadt und Küste. Am pitoresken
Hafen mit Blick
vorbei an Hafengebäuden zur steilen Küste machen wir einen
Zwischenstop, bevor wir über den Col
de la Gineste nach Marseille hinunter fahren. Hier treffen wir eine
Freundin aus Münchener und Frankfurter Zeiten (auf Micheals Tüte
steht übrigens "GO SPORT"!) mit einem Bekannten. Die beiden zeigen uns
etwas von der Stadt und geben uns gute Tips für den Abend (arabisches
Restaurant, Hafen
mit Befestigungsanlagen) und den Morgen vor der Weiterreise ...
..., die auf einem Hügel in der Stadt gelegene Kirche Notre Dame mit
phantastischer Aussicht auf alten
und neuen Hafen (Ausschnitt)
und ganz Marseille! Ab hier ist ja immer Sonne, nett warm tagsüber und
blauer Himmel! Und einer Bäckerei
mit schönem Hinterzimmer! Wir verlassen Marseille mit einem steifen
Wind im Rücken nach Aix en Provence, doch nicht direkt.
11. - 14.4.: Landschaftlich
schön geht es auf der D908
aus Marseille nach Nordosten bis auf fast 400 Meter mit erster
schönen Aussicht in die bergige Landschaft. Wir fahren - wieder mit
schöner Sicht! - nach Gardanne: Hier machen wir unter Platanen
Pause. Die Städt und Dörfer hier in der Provence sind eigentlich alle
ganz nett, ich betone das nicht immer. Weiter fahen wir in Richtung
Westen, biegen am Reservoir
du Realtor (mit Canal de Marseille) nach Norden: Hier fahren wir
durch erste ausgedehnte
Weinfelder (hier bei la Merindolle)! Nach kurzer Zeit erreichen
wir den Aqueduc de
Roquefavour: Er ist dem Pont du Gard
nachempfunden, datiert aber dazu im Gegensatz aus den
1840er. Bevor wir nach Aix fahren, drehen wir noch eine Schleife durch
Ventabren - pitoresk auf einem Hügel gelegen - ehe wir nochmals den Aqueduc
passieren und mit gutem Rückenwind Aix erreiche: Hier finden wir nach
einiger Suche Unterkunft in einem ehem. Kloster (mit
formidabler Unterstellmöglichkeit für's Rad:-) bevor wir
zum Abendessen und einem abendlichen
Rundgang aufbrechen.
Aix ist laut einer Aussage die Stadt, in der die meisten Franzosen
leben wollen (genau wie die Provence die Gegend in Frankreich ist mit
der höchsten Zweitwohnsitzdichte): Und es ist wirklich sehr schön
hier! Wir schauen uns die Kathedrale
Saint-Sauveur, Plätze (den um 1745 klassisch bebauten Place
d'Albertas mit dem Patrizierhaus Hotel d'Albertas in seinem
gemäßigt barocken Stil), Alt-
(mit Hotel de Ville) und (Straßenzug
in der) Neustadt an; viele Brunnen (hier
der Delphin-Brunnen in der Neustadt) plätschern, die Architektur
der Häuser hier ein Beispiel gegenüber der Kathedrale ist
beeindrucken!
Wir verlassen Aix nach Norden, sehen erstmals den schneebedeckten
Alpenzug zwischen den Bäumen, durchqueren wieder Weinfelder und kehren
zu einer Weinprobe in das Weingut Chateau La Coste ein; für
"schlechte Zeiten" packt Michael auch eine halbe Flasche in sein
Gepäck. An der Durance fahren wir - mit Gegenwind! - zur ehem. Abtei
Silvacane, einer der drei großen Zisterzienserabteien in der
Provence: Sie beeindruckt wirklich, wie von den Erbauern beabsichtigt,
nicht
durch Schmuck und Verzierungen, sondern durch Raum
und Lichwirkungen! Beeindruckt sehe ich mir alle Räume (hier
das Skriptorium, der einzige beheizbare Raum) an inkl. dem Garten
im Kreuzgang. Dann
fahren wir bei mächtiger Hitze ohne rechtes Ziel in Richtung Luberon -
machen Kekspause
in Villelaure und passieren wieder Weinfelder und die ehem. Festungsstadt
Ansouis - und finden Unterkunft in einem Logis de France der
Extraklasse: Für 68 Euro bekommen wir Einzelzimmer, Menü zum Abend und
Frühstück am nächsten Morgen. Und spätestens hier bewahrheitet sich,
daß die franz. Küche ihren guten Ruf zu recht hat! Nie sind wir -
natürlich nicht in den billigsten Lokalen - beim Essen enttäuscht
worden! Die Raffinesse der Gerichte kombiniert mit klasse Weinen war
immer superb! Vorher hatten wir uns noch das Dorf
Grambois angesehen, nett auf einem Hügel gelegen mit einer kleinen
Bar.
Nächsten Tag überqueren wir den Luberon: Auf ca. 700 Meter Höhe ergibt
sich ein phantastischer Ausblick, und der
Name ist Programm: Zum einen auf die schneebedeckten Alpen (100 km
entfernt), zum anderen auf den Mont Ventoux (60 km entfernt)! Diesen
eindrucksvollen
Panoramarundblick lassen wir lange auf uns wirken. Über Cereste
(Bar-Pause) fahren wir nördlich
des Luberon - hier
mit Schafherde und Lavendelfeldern
- nach Westen, füllen unsere Wasserflaschen am
Brunnen im Dorf Castellet
auf und sehen uns Saignon an; hier lassen wir uns auf dem Dorfplatz
mit altem
Brunnen nieder bei einem Glas Wein. Beim Verlassen der Stadt
fahren wir an der burgartigen
Kirche vorbei und nähern uns auf schöner
Strecke mit endlosen
Lavendelfeldern und vorbei an den sog. Bories
(über 3000 Jahre alte Häuser in Trockensteinbauweise, die früher von
Schäfern verwendet wurden) der eindrucksvollen Gorges
bei Buoux: Dabei bekommen wir noch einen schönen Blick
über die Ruine von Prieure de St. Symphorien in die Schlucht und
erreichen über Bonnieux
(schon mit Mont Ventoux-Blick) und netten
Gassen durch Ockerfelsen
- wobei die Felsen mit Michaels rotem Trikot in der Abendsonne um die
Wette leuchten - Roussillon; hier nächtigen wir und öffnen nach
ersten Blicken auf die Ockerbrüche
zum Abendbrot
auf dem Aussichtspunkt den Wein vom Chateau La Coste. Danach
genießen wir noch die Ruhe und den Abend im Ort in einem Cafe,
nachdem die Tagestouristen den Ort verlassen haben.
14. - 17.4.: Heute haben wir den einzigen und letzten Tag mit
Wolken und einer Stunde Regen. Das ist nicht so gut, weil Michael sich
noch die Ocker-Geschichte ansehen will, aber bei Sonne leuchten die
Felsen einfach besser.
Wir trenne uns hier für zwei (Ruhe-)Tage (für Michael): Ich wollte ehe
den Mont Ventoux hochfahren. Zuerst fahre ich bei der zweiten Zisterzienserabtei
Senanque vorbei: Sie ist noch funktionfähig, ein Besuch ist nur
sehr eingeschränkt möglich. Ich wollte eh - um mit Michaels Worten zu
sprechen - "Kilometer schrubben". Auf kleinsten, unbefahrensten
Strecken nehme ich den Col de Murs und eine unbenannte Gorges nahe
Venasque mit nach Bedoin an der Südseite des Mont Ventoux. Hier regnet
es passend zur Mittagspause: Ich esse provencalische Pasta auf der
Terrasse unterm Schirm. Zum Ende des Essens hört der Regen auf; leider
bleibt der Wind aus Osten, der mir die steile Südanfahrt jetzt
entgegenbläst ..., zu den durchschnittlich 10% Steigung! Nach dem
Chalet Reynard sind es durchschnittlich nur noch 7% und ich habe
Rückenwind. Die Vegetation zieht sich jetzt zurück und bleiben tut ein
Geröll-
und Schotterabhang erster Güte! Teilweise
liegt noch Schnee und oben pfeift bei 5 Grad (plus immerhin) eine
steife Brise. Die Sicht ist noch gut. Leider kann ich die Nordabfahrt
nicht runter, da die z.T. noch eingeschneit ist. So fahre ich
wieder - mit
schönem Blick - die Südrampe zum Chalet Reynard, nehme einen Cafe
au lait und fahre auf gutem Belag und übersichtlicher Strecke nach
Sault ab. Hier Hotel, Pasta und Verre de Vin Rouge: Auf der Latte habe
ich 2650 Hm und 110 km; ... und dazu noch einen schönen nächtlichen
Blick auf den 'Geant de Provence'.
Den nächsten Tag, ein Blick
aus dem Hotelzimmer: Sonne und blauer Himmel, aber ich habe keine
Lust, den Mont Ventoux zum Frühstück nochmal hochzufahren. Stattdessen
mache ich eine Nordumrundung über (hier nach dem)
Col de l'Homme Mort, (Blick
vom) Col de Macuegne (Abfahrt)
- immer super Sicht auf den Ventoux! - vorbei an Montbrun,
Weinpause in Reilhanette (mit
Rückblick auf Montbrun, Col des Aires, Col de Fontaube -
der Mont
Ventoux weicht mir nicht von der Seite! - und die Kirche
an außergewöhnlichem Platz in Pierrelongue, wieder Weinpause
in Mollans
in der Bar du Pont und der scenic route durch die Dentelles de
Montmirail. Hier merke ich erstmals, daß es dem Freilauf nicht mehr so
gut geht nach 40.000 km:-( Durch Weinfelder fahr' ich noch
nach Chateauneuf-du-Pape (hier
die Kirche) - wo ich Michael knapp verpasse - entfliehe dem
Touristenrummel ohne eine Weinprobe aber gleich wieder und fahr' mit
Blick
über das Rhonetal nach Carpentras, wo ich Michael im Hotel
treffe. Die Übernachtung von Ostersonntag auf Ostermontag war die
einzige Übernachtung, wo wir wegen Hotel mal telefonieren mußten
(zusammen mit der Übernachtung bei Ste. Croix). Carpentras hat uns
nicht so begeistert - obwohl hier ein alter Papstpalast
samt Kirche
steht.
Zusammen fahren wir nächsten Tag auf kleinen
Straßen bergauf und bergab nach Westen - wobei
uns der Mont Ventoux weiterhin immer begleitet - und sehen uns die
fast total verlassene Gorges de la Nesque an: Hier am Anfang
noch nicht so spektakulär entwickelt sich die Fahrt aber mit Felshängen,
netten
Rückblicken, Felsdurchfahrten,
und autofreien
Straßen mit einigen Rennradfahrern (weil die Straße laut
Ankündigung Mo-Fr gesperrt sei, natürlich nicht Ostermontag) bis wir
am Ende nach einzigartiger
Straßenführung verweilen wir mit schönem
Blick auf die Auffahrt, den Mont Ventoux und in die Schlucht und
lauschem dem Gekrächze der Vögel, die durch die Schlucht
jagen. Übernachten tun wir wieder in Sault, diemal aber im besseren
Hotel:-) genießen den Blick auf le
Geant de Provence und sehen den alten Herren
beim Boule-Spiel zu. Abends genießen wir die untergehende Sonne
und den Blick in die Berge beim Abendessen.
17. - 19.4.: Mit viel Rückenwind verlassen wir den Mont Ventoux
über das Plateau
d'Albion, über St. Christol, vorbei an Revest
(mit einem Selbstportrait des Autors) und mit Mittagspause (lecker
Käseplatte und Rotwein) in St. Michel l'Observatoir (hier beeindruckt
mich die örtliche Kirche mit Turm
und Glockenhaus, Portal
und Wehrturm-artiger
Verstärkung) erreichen wir eine kleine
Ebene in Tallage, die einen beeindruckenden Rundumblick in die
umliegenden Gebirgszüge bietet! Und über Manosque erreichen wir das
Tal der Durance: Hier reparieren wir mit - wie sich später zeigen wird
- keinem Erfolg meinen Freilauf (auf die Ultegra-Nabe schrauben wir
einen 8-fach LX-Freilauf: "Jaja, ist alles kompatibel!"): Nach einem
halben Tag setzen sich die Konen scheinbar und der Freilauf löst sich
von der Nabe:-( So fahre ich dann noch die letzten Tage
weiter mit sehr erhöhter Vorsicht. Wir fahren mit
untergehender Sonne vorbei an architektonisch
an die 1920er Jahre erinnernden Silo-Bau noch weiter über Riez -
wo alle Hotels zugemacht haben - nach Ste. Croix, wo wir in einer Art
Ferienanlage mit Blick auf den Lac de Ste. Croix unterkommen.
Diesen Tag fahren wir den Grand Canyon du Verdon, und zwar haben wir
uns für die Südroute entschieden, die sog. Corniche Sublime. Der
Verkehr hält sich absolut in Grenzen; ich würede fast sagen, daß es
gleichviele Radfahrer wie motorisierte Fahrzeuge gab. Motorradfahrer
denke ich gab es einen. Insgesamt ist es ganz nett! Und ganz im Osten
der Schlucht wird es dann auch richtig eindrucksvoll: Vor allem, wenn
man auf die an der Steilkante gelegene Lodge zurückblickt. Hier ein
paar Eindrücke: Auffahrt
von Aiguines (links) zum Einstieg in den Grand Canyon, Straßenführung
(mit Michael), mein
Gios Gran Turismo beim Wassertanken, Rückblick
auf 'das Ende der Schlucht' und den Lac de Ste. Croix, Michael
an der Kante und mit interessanter werdenden Schlucht, Rückblick
auf Schlucht und Hotel Grand Canyon du Verdon, Schlucht
mit Fluß, Straßenführung,
Michael
fährt in Richtung Barre
de l'Escales und am Balcon
de la Mescla. Mit klasse Ausblick geht es dann zum Schluß nach
Comps, wo wir in der uralten Postkutschenstation übernachten (jetzt
Hotel mit erstklassiger Küche, nur vergleichbar mit Grambois!).
19. - 22.4.: Jetzt sind wir schon so dicht an Nizza dran, daß
wir die letzten Tage regelrecht Schlangenlinie fahren und uns die
schönsten Empfehlungen der Reiseführer herauspicken!
Zuerst nehmen wir den Col du Bel-Homme (mit
schöner Abfahrt und schönem Blick auf den Ort Bargemon im Tal) und
machen zweites Frühstück im wirklich netten Ort Bargemon. Von dort
fahren wir östlich zum als natürlichsten Ort der Provence (oder
typischst provencalischen Ort) gepriesenen Seillans,
der mir überhaupt nicht gefallen hat, Michael schon. Dann fahren wir
nach einer kleinen Stadtbesichtigung an einer Art
Wetterscheide - rechts die wolkenlose Mittelmeerküste und links
bilden sich an den Bergen (dicke) Wolken - entlang mit
schöner Sicht in's Tal nach Mons (sehr
schön!), machen hier Baguette-Pause und nehmen noch die erstklassige
unbenannte Gorges auf der D656: Eine single
track road windet sich z.T. steilst mit paar Serpentinen hinunter
und anschließend ebenso hinauf
zum Ort St. Cezaire; wir fahren nach einer längeren Pause wegen
mangelhafter Hotelauswahl weiter nach Cabris, wo wir mit Meerblick
logieren hoch über der Stadt und noch formidabel bei Pizza
und dem Bandol-Wein speisen.
Nach einem Blick
aus dem Fenster auf Cabris, das Meer und das l'Esterel geht es
heute durch Grasse - eine geschäftige, abschüssig am Hang gelegene
Stadt: Wir sehen uns die Kathedrale
mit schöner Pforte
und außen gelegenem Eingang zur Krypta und machen Pause am
geschäftigen Marktplatz mit schönen Fassaden
(Detail)
- zur Gorges du Loup: Allerdings biegen wir bei Gourdon
(nett anzusehen! Im Hintergrund ganz rechts der pyramidenförmige
"riesige moderne Hotelkomplex" vom Begin der Reise) nach links ab,
um ansteigend nach dem Col de l'Ecre (1120 m) ein Hochtal
zu erreichen. Hier machen wir im ersten Restaurant Mittagspause auf
1000 Meter Höhe! Weiter geht es über den Sattel Col de la Sine in's obere
Loup-Tal, dem wir dann mit ganz leichtem Gefälle (und trotz Gegenwind
mit einem 40er Schnitt:-) wieder 'gen Osten zum Ort
Greolieres (links) folgen: Leider hat hier das Hotel zugemacht,
"weil die Zimmer und die Elektrik dem europäischen Standard nicht mehr
genügen und eine Renovierung nicht mehr lohnt", wie wir bei einem Schwatz
an der Bar erfahren. Wir wären ja gerne geblieben, so fahren wir
nach einer Bar-Pause weiter hinunter in das Loup-Tal, überqueren den
Fluß um anschließend nach Cipieres hinaufzusteigen: Der Ort ist zwar
auch nett, fällt aber hinter Greolieres ganz stark zurück! Alleine die
wehrhafte
Kirche erregt meine Aufmerksamkeit. Wir fahren weiter in's
Loup-Tal zurück, kommen jetzt von Norden und müssen leider
feststellen, daß schon der erste Tunnel in der Schlucht vollständig
gesperrt ist; eine Weiterfahrt ist nicht möglich:-( So
verlassen wir die Schlucht wieder nach Norden, biegen dann nach
Osten ab und am Ort St. Pons
vorbei erreichen wir nach einer Auffahrt
mit klasse
Blick zurück in's Loup-Tal und Blick auf
Coursegoules über den Col de
Vence (eine klasse Strecke!) erreichen wir auf einer super
Abfahrt mit
Meerblick den uralten Ort Vence
(im Hintergrund rechts wieder der pyramidenförmige "riesige moderne
Hotelkomplex" vom Begin der Reise): Abends
machen wir noch eine Runde durch den Ort ...
... die wir am nächsten Morgen wiederholen; dabei machen wir uns mit
den Sehenswürdigkeiten vertraut: Die zur alten Stadtbefestigung
gehörenden Türme,
dem festungsartigen
ehem. Wachturm (15. Jhd.), bummeln durch die alten
römischen Gassen, sehen uns die jetzigen Fassaden
der an die alte Stadtmauer gebauten Häuser an und lassen in der Rue du
Marche nochmals die kulinarischen Höhepunkte vorbeiziehen: Pates
in einer Boucherie aus den 70ern, Frutti
di mare, Vins
und Frommages. Anstehen tut jetzt nur noch die Ab- und Einfahrt
nach Nizza mit der obligatorischen Zimmersuche. Hier
vertrödeln wir die Zeit u.a. mit auf der Strandpromenade
bummeln, sehen uns alternative
Badeplätze und den Jachthafen
an und am
Strand den lecker Bandol Domain de Fregate trinken, bis zur ...;
abends essen wir dann in einem Restaurant Reunionnaise
(Le Barachois) mit einem 1664, mit dem ich die Reise abschließe.
23.4.: Michael startet früh morgens zum Flughafen und ich folge etwas später zum Bahnhof. Die Fahrt geht am Mittelmehr über Sanremo und Genua zuerst nach Mailand, dann nach Verona und über den Brenner (hier mit Blick aus dem Speisewagen auf die Europabrücke) nach München. Der Fahrradtransport in der Fahrradtransporttasche war - wie immer - kein Problem.
Knut hatte vor Jahren mal eine Provence-Radtour gemacht und dabei
etwas Pech mit dem Wetter gehabt. Seine Erzählungen hatte ich bei
dieser Tour noch im Ohr.
Die Landschaft ist abwechslungsreicher als vermutet; im Frühling
blühte sehr viel: Flieder, Kirschen, die Blumen auf dem Feld; es lagen
immer tolle Gerüche in der Luft. Und das Licht ist wirklich klasse!
Mit dem Wetter waren wir sehr zufrieden; naja, und den (Gegen-)Wind
- der offensichtlich gut für's Training war - werde ich in München
sicher vermissen: Alles in allem ein guter Start in den Sommer.
Selbst zur Zeit der Osterferien waren wir oft alleine unterwegs:
Hotels und Attraktionen waren nie überlaufen; neben ein paar Deutschen
waren vornehmlich Franzosen unterwegs.
Die Städte und Dörfer luden eigentlich immer zum Verweilen ein: Sowohl
an der Küste des Mittelmeers - hier vor allem St. Tropez, les Lecques,
la Ciotat und Cassis - als auch im Hinterland. Kulinarisch wurden wie
nie enttäuscht - sicher lag das auch an der Wahl eher gehobener
Gastronomien: Die Pasta, Pizza und der Fisch waren meist immer
excellent und vorzüglich und mit Rafinesse zubereitet! Gar nicht zu
reden von den Weinen ...
... und da es mit der Verständigung immer besser klappte, steht einer weiteren
Erkundung Frankreichs nichts mehr im Wege:-) (Nach dem Amateurrennen
Milano-Sanremo ist z.B. eine Verlängerung in den franz. Seealpen und dem
Piemont geplant. Und das Burgund, die Bretagne und Normandie stehe auch
noch auf der Latte!)