Schon mehrfach bin ich mit dem Fahrrad in den Alpen unterwegs gewesen:
In Verbindung mit dem leichten Rennrad und minimalem Gepäck im sog. Behindset ist dann diese Radtour durch die schweizerischen, französichen und italienischen Alpen mit 15 neuen Pässen entstanden.
(Datum) Start - Ziel: Tages-km, Durchschnittsgeschwindigkeit, Fahrzeit von Herberge zu Herberge/reine Fahrzeit h; Info (Persönliche Paßwertung Auffahrt/oben/Abfahrt: - - Nicht vorhanden, - = Nicht erwähnenswert, * = Ist ok, ** = Das lohnt schon, *** = Imposant!)
(1.7.02) Zürich - Leissigen: 144 km, 25.1 km/h, 7:58/5:46 h
Zuerst will ich die anderen in Luzern treffen: Bei sonnigem
Wetter mit paar Schönwetterwolken fahr ich über den Albis-Paß (791 m
**/*/*), Cham, am Zuger See entlang nach Küssnacht und am Vierwaldstätter
See nach Luzern: Ein toller See! Um 13:00 treffen wir uns am vereinbarten
Hotel. (Leider berichtet Michael, der das Wochenende in Luzern verbracht hat
und am See in Richtung St. Gotthard aufgebrochen ist, von Knieschmerzen.) Wir
brechen (dennoch) auf. Über Hergiswil und noch etwas am Vierwaldstätter, später
am Alpnacher See geht es nach Sarnen, am Sarner See entlang. Dann beginnt es auch schon etwas anzusteigen zum nächsten
Paß: Am Lungern See machen wir Pause im Cafe und warten auch Michael. Dieser
entscheidet sich dann auf Grund der Schmerzen, den gleich abfahrenden Zug über
den Paß zu nehmen, wir vereinbaren Interlaken Ost als nächsten Treffpunkt.
Die verbleibenden nehmen die Paßfahrt auf. Am See geht es durch Lungern, danach
steigt es wieder kräftig an. Aber der Brünigpaß (1002 m */-/*) ist
schnell erreicht. Oben gibt es den Bahnhof mit ein paar Häusern, besonders nett
ist er nicht:-|
Die Abfahrt gestaltet sich auf der leicht kurvigen und schmalen Straße als
schon etwas interessanter. Leider verlieren wir uns vor der Durchfahrt eines
für Fahrräder gesperrten Tunnels, der eine 180 Grad-Kurve macht. Nach der Fahrt
entlang des Brienzer Sees treffen wir uns unter Einsatz aller Techniken
(Telefonzelle, Handy, SMS, Fragen und Sehen:-) wieder.
Wir beschließen diesen ersten gemeinsamen Tag in Leissigen ausklingen zu lassen
und kehren für 38 SFR=26 Euro in die Jugendherberge ein (6-Bett-Zimmer,
Schulklasse im Garten, kein Abendessen, haben wir nicht vorbestellt). Diese ist
nett direkt am Thuner See gelegen mit schönem Blick!
(Warum Valli so auf die JH gedrängt hat erfahren wir aber erst viel später.)
Zum Essen fahren wir noch in den Ort und lassen uns auf der Terasse (auch mit
Seeblick) des einzigen Restaurants nieder und fassen Kohlehydrate für den
nächsten Tag. Zum Abschluß noch ein nächtlicher Blick über
den Thuner See mit den umliegenden Bergen.
(2.7.02) Leissigen - Gruyeres: 75 km, 19.6 km/h, 6:09/3:49 h
Nach einem Frühstück haben wir den JH bei einigermaßen Wetter verlassen.
Am See fahren wir uns auf dem Seeuferradweg ein und biegen in Spiez in das Tal
der Simme in Richtung Zweisimmen ab. Das Wetter ist bewölkt und das Tal mäßig
interessant.
Nach Boltingen im Ort Reidenbach entscheiden wir uns für die
Paßauffahrt dieses Tages. Jan und Valli fahren voraus, da Michael versuchen
will, den Paß ganz langsam zu fahren. Allerdings stellen sich bald helftige
Schmerzen ein, so daß er schieben muß. Ich begleite ihn dabei im Fahren und
wir erreichen ein Durchschnittstempo von rund 6 km/h.
Bei der Auffahrt beginnen wir beide zu ahnen, daß das zwar noch nicht die
Hochalpen sind, aber wie schön es werden wird. Auf einer wenig befahrenen
kleinen Straße steigen wir kontinuierlich an mit paar Serpentinen. Auf der
Hälfte des Anstiegs rollen wir außnahmsweise ein paar 100 Meter zu ebener
Erde. Dann setzt sich die ziemlich konstante Steigung fort - erlaubt vorher noch
einmal einen schönen Rückblick in das Tal mit (leider) wolkenverhangenem Himmel
- bis zum Paß, bei dem sie kurz vorher moderat wird.
Oben warten Valli und Jan schon an der Paßhütte am Jaunpaß (1509 m
*/*/*). Bei einem Kaffee wärmen wir uns auf (16 Grad) und erörtern
Michael's Knieprobleme:-|
Die Abfahrt gestaltet sich als unspektakulär und wir erreichen bald Broc,
finden kein Restaurant, fahren weiter nach Epagny und entschließen uns, auf die
alte Festung mit Schloß Gruyeres zu fahren, die sich vor uns auf einem Hügel
erhebt.
Als wir oben ankommen - hier fährt
Michael auf der mittelalterliche Straße ein, scheint auch schon
die Sonne an ein paar Schönwetterwolken vorbei. Wir lassen uns im ersten
Restaurant an diesem historischen Platz nieder und genießen die
Käsespezialitäten in den verschiedenen Variationen, dazu einen Weißwein der
Region. Um diesem Platz mehr Aufmerksamkeit und Michael's Knie
etwas Erholung schenken zu können, beschließen wir im gleichen Hotel zu
übernachten.
Nachmittags besichtigen wir nach dem Bezug des Zimmers (50 SFR= 34 Euro) noch
das
Schloß (12. Jhd. bis 1938) (siehe
auch [30.9.2009]), speisen nochmals fürstlich zu Abend und machen
dann nachts noch einen Rundgang um das Schloß.
(3.7.02) Gruyeres - Col de la Forclaz: 101 km, 22.3 km/h, 7:42/4:31 h
Nach dem Frühstück auf der Hotelterasse bei Sonne verabschieden wir Michael: Er
fährt noch bis Fribourg mit dem Rad, dann mit der Bahn nach Frankfurt.
Valli, Jan und ich schlagen den Weg nach Süden ein und
folgen dem Fluß Sarine in Richtung Chateau-d'Oex, immer ganz leicht
bergauf. Nach dem Ort geht es weiter nach Süden, doch das Gelände steigt in
Stufen an.
Zuerst geht es recht streng hinauf an der Bergflanke, um von oben in die
wirklich schöne Gorges du Pissot schauen zu können. Im weiteren Verlauf zum Ort
l'Etivaz steigt es kaum an, um sich nach dem Ort und einer 180 Grad-Rechtskurve
mit zum Teil ruppigen Anstiegen am Berg entlangzuschlängeln. Nach 3.5 km
erreicht man am Lac de l'Hongrin 1379 m. Und nach ein paar Wellen und 3 km
erreicht man den Col des
Mosses (1445 m **/-/**), bei dem es sich um einen recht
unspektakulären flachen, weiträumig geteerten Sattel mit viel Parkraum
handelt. Etwas weiter gibt es dann auch ein bißchen touristische Restauration.
Nach kurzem Aufenthalt und dem obligatorischen Photo am Paßschild machen wir
uns an die Abfahrt. Die gestaltet sich als sehr nett, da sich die Straße zuerst
ohne große Kurven am Berg entlangschlängelt. So reisen wir mit hoher
Geschwindigkeit und können die Abfahrt genießen. Vor le Sepey ein paar
Serpentinen, nach dem Ort geht es in gewohnt schneller Fahrt weiter in Richtung
Aigle. Vor dem Ort tauchen wir in Weinhänge ein, die sich von den Bergen in's
Tal ergießen, und es gibt noch ein paar Serpentinen; immer schön mit Blick auf
ein altes Schloß im Tal. Rechts klettert eine Zahnradbahn zum Ort Leysin.
In Aigle machen wir bei Sonnenschein eine Kaffeepause und
da alle Läden zu sind, rollen wir im Rhone-Tal über St. Maurice - wo wir
Bananen, Müsliriegel, Kuchen und Getränke aufnehmen - und erreichen mit
Rückenwind Martigny. Diesen Ort kennen wir vom letzten Jahr, wo es von hier zum
Col du Grand
St. Bernard ging. Doch wir fahren heute nach rechts: Und dort geht
es zum Col de la Forclaz. Zuerst mit Sonne, dann mit Wolken und zum Schluß im
Regen!
Die Auffahrt zum Paß ist offensichtlich für Reisebusse und LKW ausgelegt und
deshalb unendlich gleichmäßig in der Steigung. Zuerst geht es eine langgezogene
Serpentine hinauf mit schönem Blick in das Rhone-Tal. Auf der breiten Straße
mit reichlich Autoverkehr geht es anschließend in ein paar Serpentinen bergan,
wobei wir von der letzten Kehre einen schönen Blick in die Auffahrt zum Col du
Grand St. Bernard und in`s Tal in Richtung Brig haben, da die Sonne dort durch
die wittlerweile dichten Wolken bricht. Für die letzten 2 km ereilt uns dann
noch ein leichter Regen, so daß wir froh sind, oben am Col de la Forclaz
(1527 m -/*/*) anzukommen.
In dem Augenblick Jan's und meiner Ankunft hört der Regen allerdings auf und
die Sonne bricht durch: So kann ich Kaffee und Kuchen vor dem Restaurant des
Hotels genießen mit einer schönen Aussicht auf die Berge und den Glacier des
Grands. Allerdings treibt mich das wechselhafte Wetter mit Wind und Regen
zwischenzeitlich auch in's Restaurant.
Valli will zwar noch immer nach Frankreich und so die Schweiz verlassen - weil
die so teuer ist, aha - aber die Übernachtung kostet im Hotel nur 37 SFR=25
Euro inkl. Frühstück, da entscheiden wir uns zu bleiben. Und als sich der
leichte Regen in einen Ausgewachsenen verwandelt, bereuen wir die Entscheidung
nicht.
Nach dem sehr leckeren Abendessen sehen wir uns schon mal den Anfang der
Abfahrt an (Trient) und werden durch ein Kuhglockengeläut auf einen
'Alm'-Abtrieb aufmerksam. Die Kühe werden jeden Abend in den heimeligen Stall
getrieben. Dort haben die Tiere, die alle einen eigenen Namen haben und auf
den auch hören, einen festen Platz. Ein kleines Spektakel für sich!
(4.7.02) Col de la Forclaz - Bourg St. Maurice: 144 (+5) km, 21.5 km/h, 11:16/6:43 h
Heute stehen ein paar Pässe auf dem Programm. Obwohl es sich dabei eher um
viele Paßnamen handelt ...
Nach dem Frühstück - und
nachdem sich der Nebel etwas verzogen hat - geht es bei Sonne und
ein paar Schönwetterwolken - damit der blaue Himmel nicht so trist aussieht -
den Col de la Forclaz hinunter. Die Abfahrt gestaltet sich als geschwind und
nett, nicht als spektakulär.
Und nach rund 8 km geht die Abfahrt in die Auffahrt zum
Col des Montets über, die sich auf gut 8 km verteilt (345 Hm, 4.3%). Sie
folgt einer Bahnlinie und einem Fluß mit netter Landschaft, schlängelt sich ein
wenig, bietet aber kaum Schwierigkeiten. So erreiche ich die Paßhöhe Col des
Montets (1461 m */*/*) vor Valli, für den es sich beim Montets
aber um gar keinen Paß handelt. Und Jan war am frühen Morgen nach der Abfahrt
noch gar nicht richtig wach, meine Chance also:-)
Oben bietet sich ein netter Sattel mit einer Wanderhütte(?) und schöner
Landschaft - der Wald zieht sich an den Seiten des steilen und schroffen
Hochtals nach oben, ... nur für das Paßphoto will die Sonne noch nicht über die
Bergkette scheinen. Die Abfahrt ist nett und wir erreichen mit Blick nach links
die Mont Blanc-Region mit ihren schroffen und schneebedeckten Gipfeln, die in
den blauen sonnenüberfluteten Himmel aufragen. In Chamonix machen wir einen
Kaffee-Stop mit tollem Blick auf die Berge!
Dann geht es für uns nach Westen, Richtung St. Gervais und Megeve und weiter
nach Süden über Flumet zum Col des Saisies. Doch die Fahrt schon nach
St. Gervais gestaltet sich als nicht einfach: Die Autobahn können wir nicht
benutzen, so versuchen wir auf Nebenstrecken durch das Tal zu kommen, auf Grund
der Topographie gestaltet sich das zwar als nett aber wenig zielgerichtet. In
St. Gervais werden wir um eine Baustelle geleitet und erreichen nach einem
schönen Blick in's Tal nach Sallanches Megeve, wo wir auch zum Mittagessen beim
Italiener einkehren. So gestärkt geht es bei bestem
Wetter Richtung Flumet, wo wir aber vorher schon in den Anstieg einbiegen.
Dieser beginnt mit einer gehörigen Rampe und schlängelt sich auch durch den Ort
Notre Dame de Bellecombe mit gehöriger Steigung. Dann geht es mit mäßiger
Steigung durch eine nicht sehr aufregende Landschaft weiter, wir verlieren in
einem Winkel dem Flüßchen nant Rouge folgend sogar etwas Höhe auf 1432
m. Danach steigt es wieder stetig ohne Höhepunkte geradewegs an um den Col
des Saisies (1650 m -/-/*) zu erreichen. Dort oben breiten sich auch wieder
Busparkplätze aus - an dem auch das Paßschild steht, also viel Asphalt für
nichts. Wir kehren zu einem kleinen Imbiß in eine der nachfolgenden
touristischen Gastronomien des häßlichen Skiortes ein.
Für die Abfahrt wählen wir auf Jan's Vorschlag eine Nebenstrecke über Hauteluce
und die D70: Diese ist sehr schmal, kaum befahren und schlängelt sich durch
teils bewaldete Hänge herunter, so daß wir kurz hinter dem Ort Beaufort in der
Auffahrt zum Cormet de Roselund herauskommen. Da die Zeit schon etwas
fortgeschritten ist und wir schon ein paar Kilometer und Höhenmeter in den
Beinen haben, beratschlagen wir, ob wir die Nacht in Beaufort verbringen oder
den Cormet noch mitnehmen. Wir entscheiden uns für die Nacht in Bourg
St. Maurice und schätzen eine 2-Stunden-Auffahrt zumr Cormet.
So haben wir eine 20 km lange Auffahrt vor uns, bei
bestem Wetter und 1126 Hm. Zuerst geht es im bewaldeten Flußtal mäßig nach
oben, dann sogar etwas flacher, es schlängelt sich etwas. Nach rund 5 km komme
ich zu dem ersten von 4 Serpentinenabschnitten. Dieses windet sich schon
ruppiger nach oben, kurz gefolgt von dem zweiten Abschnitt. Beide Abschnitte
beinhalten Doppelpfeile auf der Michelin-Karte. Dann erreiche ich den dritten
Abschnitt, der unbewaldet eine schöne Sicht auf die bisher gefahrene Strecke
freigibt. Nach drei Kehren mit längeren Abschnitten erreiche ich vor einem
Stausee den Col de Meraillet (1605 m **/-/- -), welcher aber nur
marginale Bedeutung hat (Gab es früher vielleicht einen Weg durch den
Stausee?). Am Stausee, den ich auf einer gewissen Höhe
erreiche, geht es jetzt in einem weiten Bogen leicht abwärts und ich sehe schon
den letzten Serpentinenabschnitt mit einer Schlucht. Bäume gibt es nicht mehr,
so daß die Sonne erbarmungslos brennen kann. Die Serpentinen gehe ich
entsprechend ruhig an, passiere die Schlucht, in der ich der Straße in einer
Rechtskurve folge. Hier winkt wieder einer der Doppelpfeile der Karte, doch
kann ich im Sattel sitzen bleiben: Vor der Schlucht hupte ein Auto ganz sachte
und durch das halboffene Fenster wurde ich angefeuert; das motiviert! Nach der
Schlucht erreiche ich die Plan de la Lai mit 1822 m und einer Wanderhütte mit
Restauration(?). Ein gemütliches Hochtal mit Wiesen, an dessen Rand ich mich
nochmals etwas hochschlängele, um dann endlich den Cormet de
Roselend (1968 m **/**/***) (zusammen mit dem Meraillet ergibt sich:
***/**/***) zu erreichen!
Der Paß ist recht seicht aber
sehr schön. Die Abfahrt gehört dann auch mit zu den Schönsten, die ich
je gefahren bin: Zuerst geht es schnell hinab in die ersten recht gut
ausgebauten Serpentinen - Verkehr gibt es so gut wie überhaupt nicht -
dann verengt sich die Straße und es wird ein recht ausgeprägtes
fahrerisches Können verlangt. Zuerst folgt jetzt wieder ein nicht
endender Serpentineabschnitt der es in sich hat, dann kann man die
Bremsen lockern und auf der sich dahinschlängenden Straße Gummi geben!
Erst der Kreisverkehr in Bourg St. Maurice macht der Fahrt ein Ende.
Hier kehren wir im selben Hotel wie auch letztes
Jahr ein (18 Euro), treffen dort einen versierten Rennradfahrer,
mit dem wir uns abends noch in einem etwas außerhalb gelegenen
Restaurant verabreden, welches einheimische Spezialitäten bereithalten
soll. Dort speisen wir dann auch ganz vortrefflich, obwohl mir nicht
gestattet wurde, hier im Internet zu veröffentlichen, was Valli denn
dort alles verspeist hat:-) Aber da ich Valli's Wunsch
respektiere, schweige ich hier an dieser Stelle ...
(5.7.02) Bourg St. Maurice - Susa: 119 km, 19.3 km/h, 9:26/6:10 h
Nach einem kleinen Frühstück brechen wir auf 810
m bei sonnigem Wetter auf. Zuerst etwas hoch nach Seez, dann aber
wieder runter am Flüßchen Isere entlang bis es in die ersten
Serpentinen geht, in denen es am Hang hoch geht. Ab la Thuile stiegt
die Straße dann am Hand weiter an, allerdings ohne Serpentinen, nur in
leichten Schwüngen. Dabei hat man einen schönen Blick auf die
Gletscherzungen Gurra und Savine, die sich einem am gegenüberliegenden
Hang entgegenrecken und denen man beständig näher kommt.
Alsbald
geht es auch ebständige hoch, denn die Staumauer des Lac du Chevril
rückt in's Blickfeld. An dem geht es nachfolgend auch entlang durch
einige Galerien. Baustellen mit alternierendem Verkehr erleichtern das
Fortkommen nicht. Doch der mäßige Baustellen- und Zulieferverkehr
kommt danach komplett zum Erliegen. Zum Ende des Sees kann man sogar
die Beine baumeln lassen, denn es geht leicht abwärts.
Kurz
darauf geht es durch eine Schlucht - ganz nett - um dann den wieder
äußerst häßlichen Ort Val d'Isere zu erreichen. Wir haben vor der
Auffahrt vereinbart, den Schuh in diedem Ort nicht aus dem Pedal zu
nehmen, ich achte darauf auch streng:-) Jetzt wird es von der
Landschaft noch etwas interessanter: In eine großen Schleife steigen
wir in einer Art baumlosen Hochtal in Richtung Sources de l'Isere
an. Auf dem ersten Teilstück bläst uns aber ein immenser Wind
entgegen, zudem geht es geradewegs aufwärts. Nach ein paar Serpentinen
schibet der Wind allerdings, wenn es in Gegenrichtung weitergeht. Die
Steigung dabei bleibt recht konstant ..., hoch:-)
In der
Steigung haben wir dann noch mal einen Blick auf den Ort Val d'Isere,
ehe wir in den nächsten Serpentinen-Abschnitt eintauchen. Und nach
einem geraden Anstieg schon mit Blick auf den Paß erwischt es mich
nochmals kalt: Wieder Gegenwind und die letzten 3 km vor dem Paß geht
es nochmals in leichten Windungen stark bergan. Man sollte sich dafür
ein paar Reservekräft aufsparen, zumal die Luft dünner und kälter ist,
das zehrt zusätzlich an den Kräften. Ein paar Schneepassagen sind noch
nicht vollends abgetaut, so daß dies für eine Erfrischung genutzt
werden kann. Dann erreiche ich den Col
d'Iseran (2770 m ***/***/**) den höchsten Paß dieser
Tour! (Dies wird der dritte 2700er sein nach dem Stilfser Joch mit
2757 m und dem noch folgenden Col de la Bonette mit 2715 m. Z.T. ist
der Iseran auch mit 2764 m ausgewiesen.)
Hier oben trifft man
einige Rennradfahrer an samt der 'Begleitfahrzeuge', Motorradfahrer
und paar Autos. Jan un Valli klagen zwar über mangelhafte
Versorgungslage auf dem Paß, doch haben sie das nette Cafe nicht
bemerkt: Hier gibt es günstig Kaffee und teuer Kuchen:-| Aber
draußen in der Sonne zu sitzen mit Kaffee und Blick auf die Berge
ringsum ist schon nett!
Im Gegensatz zur Auffahrt gestaltet sich
die Abfahrt aber eher moderat. In Serpentinen mit langen geraden
Stücken geht es recht zügig bergab, allerdings läßt die
Straßenoberfläche zu wünschen übrig. Mit dem steifen Alu-Rahmen meines
Gios allerdings nehme ich mich dessen nicht an: Mit leicht
angespannten Beinen halb stehend lasse ich dem Rad freien Lauf. Dabei
ist die baumlose Szenerie bei weitem nicht so anspruchsvoll wie die
Anfoderungen an das fahrerische Können.
Nach Bonneval wir die
Straße breit und das Gefälle wird unmerkbar, zumal noch ein horrender
Wind das Tal hinaufbläst. Wir machen Mittagspause in Bessans und
lassen uns dazu durch den Ort rollen. Derweil brennt die Sonne noch
unerbittlich.
Bei der Weiterfahrt
erreichen wir nach einigen unspektakulären Serpentinen Lanslevillard,
wo wir für die zweiter Paßauffahrt abbiegen, zum Col du
Mont-Cenis. Die Auffahrt auf der gut ausgebauten und mit paar
Serpentinen versehenen N6. Wieder kämpfen wir mit einem heftigen
Gegenwind und während der Auffahrt ziehen Wolken auf und die Berge wie
auch der Paß versinken in Wolken. Es wird frisch. Valli ist vornweg,
Jan hinter mir. Irgendwie bekam ihm die Auffahrt nicht. Und während
Valli schon wieder losfährt am Paßschild warte ich noch auf Jan, der
dann vorschlägt, bei dem Wetter lieber noch einen Kaffee im Hotel
(ganz links) am
Col du Mont-Cenis (2083 m -/**/***) zu nehmen. (Für
Valli ist dies nicht der Paß, trotz Paß-Schild, denn später erreicht
die Straße noch die Plan des Fontainettes ...) Wir wärmen uns derweil
noch wie eine niederländische MTB-Gruppe im Cafe auf. Dann ziehe ich
mein warmes langes Trikot über und wir fahren wieder gegen den Wind am
Stausee entlang, wobei es leicht rauf und runter geht.
Vom See
sehen wir wegen der dichten Wolken allerdings nicht viel und die Sicht
mit teilweise 50 Metern verleitet Jan zu dem Ausspruch: "Ker', man
sieht nix mehr!" Zwischendurch gabeln wir Valli in einem an der Straße
liegenden Cafe auf und machen uns an eine äußerst spektakuläre
Abfahrt.
Bei ein paar Tropfen am Anfang geht es zuerst in ein
paar langgezogenen Serpentinen mit Sichtweiten unter 100 m, später in
sehr engen Serpentinen mit guter Sicht in rasender Fahrt bergab. Dann
schon in Italien wird es zunehmend wärmer, Wald kommt auf und
die Fahrt geht in vielen leichten Kurven weiter bei unverändert hohem
Tempo. Erst in Susa bremsen wir die Fahrt und suchen uns ein Hotel (31
Euro).
Abends ziehen wir noch einmal durch die Stadt und
lassen uns ein schönes ital. Menü schmecken.
(6.7.02) Susa - Briancon: 68 km, 18.4 km/h, 5:32/3:42 h
Nach einem sehr umfangreichen Frühstück im Hotel (***) starten wir bei
Wolken. Und entgegen unserer Vermutung, im Tal würde es eine Flachetappe,
steigt das Tal sofort an, in Susa noch in paar Serpentinen! Sehr schön wird es,
wenn die alte Festung
Exilles in Sicht kommt. Lange Zeit fahren wir auf diese
eindrucksvolle Fassade zu. Leider ist keine Zeit für eine
Besichtigung:-(
Es geht immer weiter aufwärts bis zum Ort Salbertrand,
ab dort geht es nur unmerklich aufwärts. Ich folge dem Fluß Bardonecchia zum
selbigen Ort. Dort beginnt es zu regenen und nachdem ich Jan und Valli
wiedergefunden habe, verziehen wir uns in ein Cafe für den selbigen. Als das
Wetter trocken wird, haben wir das Vergnügen durch Jan's intensives
Kartenstudium, Briancon nicht über den Col de
Montgenevre, sondern über den uns völlig unbekannten Col de
l'Echelle, vor dem wir auch wieder nach Frankreich wechseln.
Die Auffahrt gestaltet sich über Melezet erst als sehr moderat und schnell
kommt die Sonne zwischen den Wolken durch. Die Paßfahrt auf der D1 ist auf der
Michelin-Karte rot und zum Teil einseitig strichliert eingezeichnet, da
schwante uns nichts Gutes. Doch die Auffahrt ist durchweg geteert.
In einigen spitzen Serpentinen mit ruppigen Anstiegen geht es schnell aufwärts,
oben vor der letzten Kurve geht es noch nett durch zwei kurze Tunnels. Oben
erreiche ich dann eine Art Hochtal, welches zwischen zwei steil aufragenden
Bergrücken liegt. Dort warten auch Jan und Valli, aber der 'Paß' ist noch nicht
erreicht, obwohl Jan's GPS jetzt schon eine größere Höhe als die des Passes am
Ende des Hochtals angibt (1784 m). Es ist also etwas skuril ..., aber wirklich
sehr schön hier oben. Und nach ein paar Wellen in schöner Vegetation erreichen
wir dann laut Karte den Col de l'Echelle (1766 m **/*/*).
Nach ein paar Kurven erreichen wir dann schon bei herrlichem Sonnenschein das
Vallee de la Claree. Diesem folgen wir an der Auffahrt zum Col
de Montgenevre vorbei mit mäßigem Gefälle zur S24, welcher wir nach Briancon
folgen. Hier nehmen wir das erste Hotel nach der Ortseinfahrt, welches in
Fußentfernung zur alten Festung liegt (40 Euro inkl. Abendessen und Frühstück).
Da wir jetzt unseren 'Ruhetag', der mit dem Nachmittag beginnt, einlegen, sehen
wir uns am Nachmittag schon mal etwas in der alten Festung um. Zum Abendessen
finden wir uns im Hotel ein und den Abend verbringen wir im tiefer gelegenen
Teil der neueren Stadt in einer komischen Bar Eden.
(7.7.02) Briancon - Guillestre: 55 km, 20.0 km/h, 4:30/2:44 h
Nach einem Frühstück im Hotel bestreiten wir den zweiten Teil unseres wieder
sehr sonnigen 'Ruhetages' mit dem Vormittag: Wir begeben uns wieder in die
Festung und besichtigen das Fort du Chateau. Es liegt noch etwas über der
befestigten alten Stadt und bietet von allen Punkten einen schönen Ausblick:
Zum Beispiel zurück zur Auffahrt
zum Montgenevre, auf die
Festungsmauern und über die Reste der
Bebauung auf die umliegenden Berge. Zum Mittag genieße ich wieder
ein Panini mit dem örtlichen Käse vom Markt.
Um 14:30 brechen wir bei bestem Wetter auf, um den
heutigen Paß unter die Räder zu nehmen, den Izoard. Dazu geht es über
Fontchristianne schon recht ordentlich hoch, an Flüßchen Cheveyrette
entlang. Die Steigung hält sich in Grenzen. Erst nach dem Ort Chervieres wird
es etwas anspruchsvoller. Die Steigung nimmt zu und bald schon tauche ich in
einen einzigen Serpentinen-Abschnitt ein, der bis zum Paß anhalten wird. Dabei
variiert die Steigung etwas, es geht aber immer gut bergan, bisweilen auch
ruppiger. Am Refuge Napoleon allerdings ergibt sich eine kleine Hochfläche.
Auf der Paßhöhe des
Col d'Izoard (2360 m */**/***) lockte Jan zwar ein
Fahrradmuseum, dieses war jedoch geschlossen. Eine Paßhütte gibt es
nicht, dafür eine Souvenierbude, die auch paar Getränke
bereithält. Wir haben einen schönen Blick auf die umliegenden Berge
und Gebirgszüge. Allerdings sollte man einen solchen Paß nicht erst am
Nachmittag fahren, wenn man den Vormittag so verbummelt hat: Ich war
oben mehr als sonst geschafft.
Die Abfahrt gestaltet sich als
sehr lohnenswert: Sie beginnt mit vielen Kurven, es ist karg von der
Vegetation her und deshalb recht übersichtlich. Deshalb fahren wir mit
hoher Geschwindigkeit, auch weil es zum Teil recht steil runter
geht. Zwischendurch gibt es allerdings einen kleinen Stich
aufwärts. Dann folgen einige Serpentinen, die erstmal in einem langen
geraden steilen Stück enden. Aus 75 km/h bremse ich dann auch ab, als
ich Jan und Valli auf der Terasse einer Bar sehe in Arvieux (falsch,
es war Brunissard!). Dort sehen wir uns auch das Ende der ersten Tour
de France Etappe an. Auch danach kann ich das Rad rollen lassen bis
zum Abzweig zum Colle de Agnello (2744 m). Wir fahren rechts in
Richtung Guillestre und folgen dem Fluß Guil in einem sehr schönen
Tal, welches sich mehrmals als tolle Schlucht gestaltet! Ich muß öfter
mal einen Photo.einlegen. Das Gefälle ich jetzt kaum noch zu
spüren (30 km/h), doch werde ich durch das klasse Tal entschädigt. Am
Roundabout treffe ich die beiden anderen wieder.
Wir fahren in
den Ort Guillestre ein, erkundigen uns bei zwei Hotels und entscheiden
uns für das Hotel im Ort (33 Euro). Abends begeben wir uns in's
Zentrum und Essen sehr gut. Danach bummeln wir durch den
zugegebenermaßen sehr netten Ort, wo man auch gerne länger geblieben
wäre.
(8.7.02) Guillestre - St. Etienne de Tinee: 90 km, 18.6 km/h, 7:24/4:50 h
Wir frühstücken auf den Terasse in der Morgensonne und
zahlen 6 Euro dafür, inkl. extra Käseplatte. Die beiden anderen wollen noch
eine Landkarte für ihre (Rück-)Fahrt durch Italien nach Como kaufen. Ich mache
mich derweil schon mal an den Anstieg.
Es ist schon gut heiß und wir haben blauen Himmel. Nach dem Ort geht es sofort
in den Anstieg ..., mit schönem Blick zurück in's Tal auf Mont Dauphin. Die
Steigung hält sich aber immer in Grenzen. Bis Vars sind es knapp 10 km mit
reichlich Serpentinen und immer schöner Sicht. Die Sonne brennt und es wir
immer heißer.
Nach dem netten Ort Vars gibt es noch ein paar äußerst häßlich Skistationen
*urgh*, bis ich nach dem Refuge Napoleon, welches in einem Art Hochtal liegt,
den Col de
Vars (2109 m */**/*) (Rückblick auf die Auffahrt) erreiche. Hier
oben treffe ich auch die Frau wieder, die ich zwischenzeitlich überholt habe
und es gibt eine Hütte, vor dem Sitzgelegenheiten zu einem Kaffee in der Sonne
einladen. Bald auch kommen Valli und dann Jan an und wir unterhalten uns mit
zwei Radlern, die wir schon am Forclaz überholt haben.
Die Abfahrt gestaltet sich bis St. Paul (1468 m) etwas
spektakulär mit Serpentinen, danach gibt es eine enge Schlucht (mit
Bauarbeiten) und es geht ganz nett im Tal entlang bis Jausiers (1240 m). Hier
machen wir eine kleine Supermarkt-Verpflegung und machen es uns auf dem
Dorfplatz am Brunnen gemütlich. Ohne lange Pause machen wir uns auf den Weg zu
unserem zweiten Paß heute, dem Col de la Bonette:-)
Anmerkung: Als mein Referenz-Kartenmaterial dient die aktuelle gelbe
Michelin-Karte, 1:200.000. Dort wird die Siedlung le Restefond mit einem
Aussichtspunkt angegeben. Der Straße D64 folgend ist der Col de la Bonette mit
einer Höhe von 2715 m verzeichnet. Neben diesem Col (Paß) ist ein Cime de la
Bonette vermerkt mit einer Höhe von 2860 m. Um diesen Cime (Kuppe/Berggipfel)
verläuft eine ringförmige Einbahnstraße, die zu einem Aussichtspunkt führt, der
mit einer Höhe von 2802 m angegbenen ist. Dieser Aussichtpunkt führt keinerlei
Bezeichnung! Außerdem kann man den Aussichtpunkt nicht erreichen, ohne den Col
zu überqueren. In der Paßauffahrt standen wohl Schilder mit der Aufschrift:
"Col de la Bonette 2802 m" bzw. "Col de la Bonette 2806 m". Diese wurden
offensichtlich durch Schilder der Art "Route de la Bonette/Restefond 2802 m:
Nicht Col, nicht Cime: Tourist rip-off de la Bonette" ersetzt. Endlich
herrscht hier also Klarheit.
Wir fahren nach dem Ort direkt in die erste von vier Serpentinen-Passagen
hinein und es steigt sofort an. Auf 1402 m steigt es ohne Serpentinen an um
nach ein paar Kilometern wieder in einem Serpentinen-Block aufzusteigen. Hier
ist es deutlich steiler, da wir die sich rechts auftuende Schlucht umschiffen
müssen. Auf dem folgenden Geradeausstück gibt es zwei Serpentinen-Stücke, um
danach wieder in einem Serpentinen-Block zu gelangen. Dabei ziehen ein paar
Wolken auf, was einen in diesem Anstieg etwas aus der Sonne nimmt, *puh*. Jetzt
fahren wir an einem kleinen See vorbei, der sich in einer Art Kessel breit
macht. In diesem Kessel fahren wir in einer großen Spirale aufwärts, zuerst
gemächlich, dann immer steiler. Dann kommen wir an der alten Burgfeste
Restefond vorbei. Die Baumgrenze haben wir jetzt hinter uns gelassen und haben
einen weitreichenden Ausblick auf die kahlen Hänge, die scheinbar eine starke
Erosion aufweisen. Jetzt hält sich die Steigung in Grenzen und nach der
nächsten Linkskurve schlängel ich mich am Hang nach oben mit einem
schönen Blick in die kahlen Berge, auf den Col -
links im Sattel vom Cime - und den Cime de la Bonette
. Vorbei geht es dann noch an alten bunkerartigen Befestigungen,
ehe ich noch mal voll durchstarten kann, um den
Col de la Bonette 2715 m [sic!] ***/**/*** zu erreichen.
Mittlerweilen ist es wieder sonnig und kühl und hier oben sehr schön
mit Blicken zu beiden Seiten des Passes. Die touristische
Einbahnstraße ist gesperrt, wegen Bauarbeiten:-) Aber da muß
weder ich noch Jan auch wirklich hoch, Valli schon. Aber es gibt ja
noch höhergelegene Paßstraßen, z.B. in der spanischen Sierra Nevada
den Pico de
Veleta mit 3398 m.
Die Auffahrt gestaltete sich als lang
und recht steil (22 km, 1475 Hm), oben gibt es leider keine Hütte und
so auch keinen Kaffee zum Aufwärmen, ist ja auch recht eng hier und
Jan meint nur: ``Wie eine Schutthalde!''. Die jetzt folgende Abfahrt
gestaltet sich als steil. Zuerst geht es am Hang entlang, z.T. mit
neuem Teer und sehr übersichtlich, woraus auch die hohe
Geschwindigkeit resultiert. Nach dem Camp des Fourches geht es in
recht steilen Serpentinen nach unten auch durch den Ort
Bousieysas. Die Oberfläche wird schlechter. Nach 3 km erreichen wir
das Tal des Tinee, dem wir noch ein paar Kilometer bis zum Ort
St. Etienne de Tinee folgen. Nach dem Wechsel auf die D2205 erreicht
die Straße die doppelte Breite und wir setzen zum Endspurt an, wobei
Valli wieder aufholt.
Das Örtchen ist recht nett: Wir beziehen
ein Hotel
(ein DZ und ein EZ: 17.50 Euro/Person zzgl. 4.5 Euro für's Frühstück)
und machen uns danach auf einen Bummel durch den Ort - ganz nett - und
kaufen im Tante Emma Laden die Zutaten für leckere Bocadillos, die wir
auf dem örtlichen Boule-Platz verpeisen, wo wir den Einheimischen beim
Spielen zusehen. Abends dann noch Retaurant und paar Bier und
Kreuterschnaps. Lecker ...!
(9.7.02) St. Etienne de Tinee - Menton: 135 km, 26.6 km/h, 8:02/5:05 h
Wir frühstücken in dem kleinen Hotel. Dann geht es bei bedecktem Himmel los,
weiter das Tinee-Tal hinunter. Allerdings geht es zwischenzeitlich vorher zum
Abzweig der D39 nach Auron noch mal kräftig nach oben. Jetzt tröpfelt es sogar
etwas und die Verabschiedung der beiden "Heimfahrer" an einer Baustelle in
Isola - sie fahren den Col de la Lombarde nach Italien - gerät etwas traurig.
Dann gebe ich Gas und rolle im Tal dem Mittelmeer entgegen: Dabei geht es durch
die Gorges de Valabres (toll!) und durch St. Sauveur und weiter durch die
Schlucht (auch toll!). Nach Pont-de-Clans wird es noch mal sehr schön, bevor es
dann in einigen Tunnels durch die Defile du Chaudan und in breiter werdendem
Tal und größer werdender Straße nach Nizza geht. Hier herrscht tolles Wetter
mit Sonne und blauem Himmel. Den Mittag verbringe ich - nachdem ich die
Küstenpromenade an den Hotelburgen vorbeigefahren bin - in den Galeries
de Maritim, wo ein Markt abgehalten wird. Es geht dann hoch oben am
Yachthafen vorbei auf der Küstenstraße am Meer weiter 'gen Osten,
dabei nehme ich noch die Halbinsel St. Jean Cap Ferrat mit. Denn es ist
herrlich hier am Meer: Die Sonne hat das Terrain aufgeheizt und es duftet nach
Harz und Kiefernwald. Da drei Straßen unterschiedlicher Größe parallel
verlaufen, hält sich der Verkehr stark in Grenzen.
Durch Monaco fahre ich aber auf Grund des Trubels schnell durch. Es ist nicht
wert, dort zu verweilen:-|
Durch Cap Martin fahre ich noch bis Menton und quartiere mich an der Seaside in
ein 3-Sterne-Hotel ein ..., mit Balkon und Meerblick! Das habe ich mir
verdient. Am Strand bummel ich abends noch nach Roquebrune Cap Martin zurück,
um in einem Strand-Restaurant Pasta zu speisen; denn den nächsten Tag geht es
über den letzten Paß (68 Euro im DZ).
(10.7.02) Menton - Mondovi Carassone: 144 km, 20.9 km/h, 9:10/6:52 h
Frühstück wird auf der Terrasse mit Meerblick serviert und bei Sonne
geht es los. Nach Ventimiglia nehme ich die - alte? - kleine Straße,
die sich etwas die Küste hochschlängelt. Die - neue? - Straße (S1)
unten am Meer versinkt öfters im Tunnel. Schönen Blick nach dem
Anstieg auf Küste und Meer, wobei es wieder ganz toll riecht! Hier
überquere ich auch die Grenze nach Italien. In Ventimiglia
mache ich einen kurzen italienischen Cafe-Stop - al banca - und
blättere etwas in dem giornale, um etwas über die Tour de France zu
erfahren.
Dann geht es weg vom Meer, ich
mache mich an die Auffahrt zum Colle di Tenda/Col de Tende. Und die
hat mir Dirk als sehr sehenswert beschrieben. Nun gut, er ist sie in
der anderen Richtung gefahren ..., mit dem Auto:-)
Von
der S20 biege ich aber alsbald - Durchfahrt verboten! Sackgasse! - auf
die alte Straße ab nach Trucco. Das lohnt sich! Es gibt dann zwar ein
paar geschotterte Steilstücke, aber die dienen ja nur der
Vorbereitung. Airole selbst ist toll, lädt eigentlich zu einer
Übernachtung ein - genau wie Tende etwas später - doch ich will den
Colle di Tenda heute noch fahren. Nach dem Ort wechsel ich wieder nach
Frankreich und die Strecke wird richtig toll: Im engen Tag
schlängelt sich die Straße und ich gewinne langsam an Höhe. In dem
netten Ort Breil lege ich einen Bananen.ein. Danach wird die
Szenerie super und vor Madone del Poggio, welches oben am Hang hängt,
nehme ich wieder die - gesperrte - alte Straße. Dann geht es durch die
Gorges de Bergue. Die Bahnlinie verläuft jetzt für ihre 360
Grad-Kurven öfters in langen Tunnels. In St. Dalmas mache ich einen
kleinen Stop bei lecker Törtchen ..., und flicke anschließend meinen
schleichenden Platten. Dann geht es durch den schon erwähnten sehr
netten Ort Tende (791 m) - hier muß man einfach mal übernachten! - und
ich gewinne nur langsam an Höhe. Nach 3 km sind es dann 860 m, dann
verschwindet der Zug im Tunnel und die Anfahrt zum Paß beginnt: An der
Tunneleinfahrt für die Straße habe ich 1279 m erreicht - es ging in
für den LKW-Verkehr sehr gut ausgebauten Kurven vorher schon reichlich
zur Sache - und biege auf die Paßstraße ab: Sie ist zwar als nicht
staubfrei markiert, aber das war der Col de l'Echelle auch, und der
war geteert. Es sieht anfangs auch ganz prima aus: Eine einspurige
Straße mit reichlich Steigung und Serpentinen. Doch nach einem guten
halben Kilometer ist Schluß mit Lustig. Schotter bestimmt das Bild auf
den manchmal kaum 20 Meter langen Passagen zwischen den Serpentinen,
die z.T. geschätzte 15-20% Steigung aufweisen und dementsprechend vom
Regen ausgewaschen sind. Daß heißt: In den steilsten Innenstücken der
Serpentinen loses grobes Geröll! Da habe ich mit meinen 23 mm-Reifen
etwas zu tun ...:-|
Auf halber Strecke will ich
umkehren wenn ich so nach oben schaue. Doch ich fahre weiter. Eine
Schotter-Kurve nach der anderen. Ein wahrer
Balanceakt. Zwischenzeitlich sind zwischen Schotterpassagen die Kurven
wenigstens geteert. Vor dem Paß wird die Fahrt etwas weniger
beschwerlich, die Serpentinen und die Steigung nehmen ab. Der Colle
di Tenda 1871 m ***/*/- an sich bietet oben keine Restauration,
die Auffahrt aber wartet mit nicht weniger als 45
Serpentinen [30.9.2009] und durchschnittlich 10% Steigung
auf. Zusammen mit der Oberfläche - ich notierte: In Schotterkurven
außen anfahren und innen nehmen; dabei sind Steuerkünste erforderlich!
- ist er aber eine bisher nicht dagewesene Herausforderung.
Herunter geht es zuerst ein bißchen auf Schotter, dann ist die zuerst
sehr schmale Straße, später nach der Skistation Limonetto wird sie
breiter, aber geteert und ich bin wieder in Italien. Auf der
Abfahrt hat sich in einer Kurve extra eine Schulklasse postiert, um
mich mit Cipollini-Rufen anzufeuern;-) Limone Piemonte auf
1010 m bietet kein Hotel mit Eurosport-Empfang, auch sonst scheint es
außerhalb der Saison recht tot. So fahre ich weiter, die jetzt nicht
mehr sehr reizvolle Strecke über Roccavione, Boves und Chiusa nach
Mondovi auf Nebenstrecken. Paar Hügel stellen sich mir in den Weg.
Im Vorort Carassone von Mondovi finde in Quartier für 31 Euro
im DZ, morgens ist sogar ein Cafe Machiato inklusive. Den Abend lasse
ich mich durch das schöne Mondovi treiben, es herrscht gerade ein
Musikfest in der Stadt und ich höre mir einige Rockbands auf
verschiedenen Bühnen an; mehrfach fällt dabei der Strom aus,
wahrscheinlich Eingedenk der Dark'n'Rock-Band Dark Midnight
Fever:-)
(11.7.02) Mondovi - Castiglione Falletto: 60 km, 18.7 km/h, 7:13/3:12 h
Bevor ich mich in das Herzen der Barolo-Gegend aufmache, will ich mir die
Oberstadt von Mondovi ansehen. Abends habe ich keine Möglichkeit gesehen,
hinaufzukommen. So fahre ich mit dem Rad hinten herum, es geht ganz gut rauf am
frühen Morgen, auf die Piazza Maggiore mit den schönen Kirchen (von 1750-1850
und 1650) und dann weiter zum Belvedere mit wirklich klasse Aussicht: Schöner
Blick zum Mont Viso (3800 m) in rund 70 km Entfernung und über Mondovi in die
Alpi
Maritime!
Über Carassone und auf kleinen Straßen - dieses Kartenmaterial, wenn es nicht
Michelin ist, taugt wirklich nicht die Bohne! - fahre ich nach Dogliani, wo ich
eine kleine Stadtrundfahrt mache und mich in einer Bar schon mit Wein (Arneis
und Dolcetto) und dazu gereichten Happen - ähnlich Tapas in Spanien - verwöhnen
lasse ..., denn es ist ja gar nicht mehr weit.
Dann fahre ich durch mir schon sehr gut bekanntes Terrain - Monforte, Barolo,
La Morra (hier Barbera und Happen) und Annunziata (mit einer 20%-Steigung!) -
nach Castiglione Falletto. Hier erwartet mich in der Bar schon Signora Renza,
in der Bar La Terrazza! Wir unterhalten uns nett, Pietros Frau Tina versorgt
mich mit Schlüssel für's Zimmer und bei Renza schaue ich mir die Tour de
France-Etappe an. Bei bestem Wetter sitze ich dann noch auf der Terrasse und
sehe nach Serralunga hinüber.
(12.7.02) Castiglione Falletto - Castiglione Falletto: 18 km, 18.0 km/h, 4:33/1:00 h
Den ersten Kaffee nehme ich bei einem Bummel durch den Ort im Cafe an der
Straße, ich besorge mir ein Pannini mit Käse und Milch im Alimentari und lasse
mich auf der Terasse nieder. Renza bringt mir eine SZ und die FAZ mit, die ich
bei Sonne auf der Terasse lese. Am Nachmittag gewinnt Erik Zabel die
Tour-Etappe.
Abends fahre ich nach Barolo und esse im La Cantinetta das große Menü: 5
Anitpasti, Primero, Secondo und Postere mit lecker Barbaresco. Über Monforte
geht es in der Dunkelheit zurück, Autoverkehr gibt es so gut wie nicht. Dafür
begleiten mich um so mehr Glühwürmchen:-) und Gewitterblitze in der
Ferne.
(13.7.02) Castiglione Falletto - Castiglione Falletto: 65 km, 21.0 km/h, 4:09/3:06 h
Heute drehe ich meine etwas größere Runde und will auch in die Alta Langhe, von
der Dirk mir schon so viel erzählt hat. Leider hält sich das Wetter etwas mit
Grandiosität zurück, bietet paar sunny spots, aber es wird nicht regnen. Das
ist ja auch schon mal was.
Ich frühstücke bei Renza auf der la Terrazza. Dann fahre ich über Monforte
(Barbera en Barrique) und Dogliani weiter nach Süden bis Murazzano. In
Belvedere Langhe habe ich - wie der Name schon sagt - schon schöne
Aussichten. Nach Norden in Richtung Bossolasco gelange ich auf eine Art
Hochstraße, die sich auf dem Höhenzug schlängelt und zu beiden Seiten immer
wieder schöne Ausblicke in die Täler und tiefer gelegenen Orte der Langhe
zuläßt. Von rund 300 m aus gestartet erreiche ich hier fast 800 m an Höhe.
Weiter über Serravalle wieder mit tollen Aussichten geht es jetzt nach Rodino:
Hier mache ich ob des nicht so tollen Wetter nur eine kurze Pause bei einem
Panini und Dolcetto, bevor es über Serralunga nach Castiglione zurückgeht. Hier
weist mich Renza schon auf die laufende Tour-Etappe hin:-) und
versorgt mich mit lecker Omlett mit Knoblauch und Spinat! Und natürlich einem
leckeren Tropfen, aber das brauche ich ja kaum zu erwähnen ... Nachher sitze ich bei
nicht mehr ganz so gutem Wetter auf der Terasse und sehe über die Weinberge
nach Serralunga hinüber.
Zu Abend esse ich dann im Gran Duca und werde von Luca - Pietros Koch - wieder
vorzüglich bedient. Als die anderen Gäste gegangen sind, setzt er sich zu mir
an den Tisch und wir leeren gemeinsam die Flasche Dolcetto. Abends muß er mich
noch nach Gallo fahren, da der Geldautomat in Castiglione abgestürzt ist und
ich sonst meine Zeche nicht zahlen konnte.
(14.7.02) Castiglione Falletto - Alba: 14 km, - km/h, -/- h
Heute mache ich mich auf die Rückfahrt: Es geht mit ein paar Tropfen hinunter
nach Alba, mache in einer Bar ein kleines Frühstück und verpacke vor dem
Bahnhof das Rad in die Transporttasche.
Diese kostet rund 66 Euro, doch hat sie sich bis jetzt schon mehr als bezahlt
gemacht: Nicht nur daß man die (internationale) Fahrradkarte spart, nein man
kann natürlich auch die viel besseren Zugverbindungen nutzen, die einem ohne
Fahrradmitnahmemöglichkeiten zur Verfügung stehen! (Siehe meine Erfahrung vor
und nach dem Kauf der Tasche: Rückfahrt von Dresden, Rückfahrt von Paris und Rückfahrt nach Granada.
Die Bahnverbindung klappt sehr gut, beim Umsteigen in Mailand begegnen mir zwei
weitere Bach-Fahrradtransporttaschen, dort nehme ich noch - der Euro machts
möglich - einen Cafe Machiato in der Bahnhofsbar und erreiche dann Frankfurt am
Main spät abends.
Es war eine ganz tolle Tour über rund 1660 km mit äußerst schönen (Iseran und
Bonette) und wichtigen Pässen der Tour. In den französischen Alpen habe ich mit
den vorangegangenen Touren die Pässe fast flächig erfahren. Besonders schön war
das Erreichen und Fahren am Mittelmeer sowie der Abschluß im Piemont. Schade,
daß Michael das wegen Knieproblemen nicht mitmachen konnte.
Ich freue mich schon auf die nächste Rennradtour mit dem GIOS und dem Behindset und bin gespannt, wohin es mich
führen wird;-)